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Straßenbahn Gleisabriss und volle Busse in Magdeburg

Der Nordabschnitt des Breiten Wegs in Magdeburg ist für Straßenbahnen dicht. Bis Mitte Oktober 2019 soll die Gleistrasse erneuert sein.

Von Martin Rieß 05.07.2019, 01:01

Magdeburg l Der Weg entlang der Geschäfte am Breiten Weg in Magdeburg ist frei. Doch wegen der Bauarbeiten ist ein Überqueren auf einer weiten Strecke seit dem 4. Juli 2019 nicht möglich. Arbeiter hängen die Oberleitung ab, reißen die ersten Gleise heraus. Hier wird die Gleistrasse erneuert. Fahrgäste der MVB müssen derweil mit Bussen oder auf Umleitungen fahren.

Der Bau ist überfällig, denn die Betonplatte als Unterbau ist an mehreren Stellen gebrochen, die Schienen sind längst verschlissen. Ab Oktober 2019 sollen die Straßenbahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) auf einer modernen Anlage rollen, die unter anderem die Schwingungen besser aufnimmt und die mit einem von Übergängen unterbrochenen Rasenbett für etwas mehr Grün in der Stadt sorgt. Nicht zuletzt: Die Straßenbahnen sollen hier künftig wieder schneller und nicht wie zuletzt mit zehn Kilometern pro Stunde fahren können.

Da der Straßenbahnverkehr unterbrochen ist, ist die Fahrt für die Fahrgäste allerdings für diesen Sommer mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden. Seit 4. Juli 2019 fahren Busse eines Potsdamer Unternehmens die Linie 41 als Schienenersatzverkehr in einer Schleife durch die nördliche Altstadt. Auch die Buslinie 73 macht einen Abstecher durch das Stadtzentrum und verbindet den Universitätsplatz mit den Einkaufszentren an der Ernst-Reuter-Allee.

Als durchgehende Linie gibt es nur noch die 9 – an Schultagen auch die Linie 8 mit ihren drei Fahrten pro Tag –, die eine Ostelbien-Rundfahrt u. a. über Strombrücken- und Nordbrückenzug unternimmt. Die anderen Linien werden an City Carré und Listemannstraße unterbrochen. Mehr Straßenbahnen können aufgrund der begrenzten Kapazität insbesondere der Anna-Ebert-Brücke nicht die Umleitung, die etwa 15 Minuten mehr Fahrzeit kostet, nutzen.

Für Passanten auf dem Breiten Weg gibt es zwischen Universitätsplatz und Julius-Bremer-Straße keine Möglichkeit, die Baustelle zu überqueren. Für Gewerbetreibende wie für Anwohner werden sich die damit verbundenen langen Wege in den kommenden Monaten als Ärgernis erweisen.

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe haben an den wichtigen Haltestellen zwischen City Carré und Listemannstraße als zentrale Umstiegsorte Mitarbeiter postiert. Am Hasselbachplatz werden Fragen im MVB-Kiosk beantwortet. Ansonsten müssen sich die Fahrgäste hier mit den elektronischen Anzeigen und den Aushängen an den Haltestellen weiterhelfen.

In den Hauptverkehrszeiten sollen sie hier in den kommenden Wochen jenen weiterhelfen, die Fragen zum öffentlichen Personennahverkehr im Allgemeinen und zur Umleitung im Speziellen haben. Einer von ihnen ist Ronny Engelhardt, der sonst als Straßenbahnfahrer in Magdeburg unterwegs ist. Er sagt: „So weit es geht, helfen wir weiter. Und Probleme, für die eine Lösung denkbar ist, notiere ich und gebe sie an unsere Geschäftsführung weiter.“

Es sind einige Passagiere, die an Ronny Engelhardts Standort an der Bushaltestelle in Höhe der Haltestelleninsel City Carré beraten werden müssen. Donnerstagvormittag beispielsweise immer wieder die Frage, wie es denn bitte schön von hier aus zur AOK in der Lüneburger Straße geht. „Da nehmen Sie entweder hier den 41er Bus und fahren dann zur Listemannstraße und dann weiter mit Straßenbahnen der Linien 1, 9 oder 10 oder Sie laufen von hier zum Allee-Center, steigen in die 9 und fahren über Ostelbien ohne umzusteigen durch“, erläutert er.

Ebenso viel zu tun haben die Mitarbeiter an der telefonischen Hotline 0800/548 12 45. „Hier haben wir über den ganzen Tag ununterbrochen Anrufer beraten“, berichtet Tim Stein.

Doch bei einigen Problemen ist keine schnelle Abhilfe in Sicht. So gibt es am Vormittag einige Busse der Linie 41, die so gut gefüllt sind, dass zusätzliche Fahrgäste mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator nicht mehr hineinpassen. MVB-Sprecher Tim Stein sagt: „So etwas kommt vor allem vor, wenn die Busse aus dem Takt geraten und deshalb lange kein Fahrzeug gefahren ist. Aus dem Takt geraten die Busse vor allem, da sie vom übrigen Fahrzeugverkehr abhängig sind. Wenn also ein Stau ist, kommt der ganze Fahrplan durcheinander.“ Ein Mehr an Bussen ließe sich jedenfalls nicht organisieren, sagt Tim Stein.

Für ein anderes Problem gibt es schon am 5. Juli 2019 eine Lösung. Bislang wird der Wechsel zwischen den Straßenbahnlinien 1 und 6 sowie zwischen 2 und 10 erst direkt an den Haltestellen Listemannstraße und City Carré angezeigt. Das hieß, dass die Fahrgäste einigermaßen irritiert sind, wenn die Anzeige an der Bahn erst umsprang, wenn die Bahn längst hält. Inzwischen wird die Linie bereits eine Haltestelle früher angezeigt.

Bei einer Testfahrt fiel am Vormittag des 4. Juli 2019 vor allem auf, dass an einigen Stellen die Hinweise und Anzeigen noch Luft nach oben haben. So wird in dem getesteten Bus keine Haltestelle angesagt. Und auch über den Bildschirm waren keine nützlichen Informationen, sondern Veranstaltungshinweise zu sehen. „Das lässt sich leider nicht ändern, da die Bordsysteme des beauftragten Busunternehmens nicht mit unserem kompatibel sind“, erläutert Tim Stein.

An den Haltestellen selber hängen zwar Fahrpläne mit dem Baustellenfahrplan aus und auch die elektronischen Anzeigetafeln arbeiten wie gewohnt. Doch wichtige Hinweise fehlen. Beispiel: Haltestelle Universität. Wenn hier eine Straßenbahn der Linie 10 aus der Neustadt kommt, ist für den Fahrgast weder von außen an der Bahn noch auf dem Fahrplan zu erkennen, dass sie zwei Haltestellen später als 2 weiter in die Alte Neustadt fährt. Auf dem ausgedruckten Fahrplan würde hier schon eine Fußnote weiterhelfen.

Dass die Busse an der Ernst-Reuter-Allee nicht an den Haltestelleninseln sondern am Fahrbahnrand halten, war von vornherein klar. Das ist ärgerlich für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, da hier das Einsteigen noch schwieriger ist als an den Haltestelleninseln. Große Aufkleber an den Schutzscheiben der Haltestellen weisen darauf hin. Zumindest gestern war aber an den Tafeln, an denen die Fahrpläne ausgehängt sind, kein auffälliger Hinweis vermerkt. Zumindest auf den Displays der Anzeige soll dies jetzt aber noch deutlicher angezeigt werden.

Ein wenig irritierend ist die Bezeichnung für die Ersatzhaltestelle Alter Markt. Diese befindet sich in Höhe des Zooladens – also nicht am Ratswaagehotel und damit weitab vom Alten Markt. Auf Nachfrage berichtete Tim Stein, dass die Haltestelle wegen des Taxistands am Ratswaagehotel nicht dorthin gelegt werden konnte.

Schwierigkeiten hatte es an der Haltestelle Opernhaus gegeben. Hier wollten einige Passagiere der Straßenbahn bereits in den Bus des Schienenersatzverkehrs umsteigen, obwohl dies erst an der Listemannstraße möglich ist.

Übrigens: Als speziellen Service gab es am 4. Juli 2019 einen kostenlosen Rikschaservice durch MVB-Mitarbeiter entlang der gesperrten Strecke. Dieses Angebot gibt es nur noch einmal am 5. Juli 2019.