1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Nachspiel für Magdeburger Nahverkehr

Teure Krawalle Nachspiel für Magdeburger Nahverkehr

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe beziffern den Schaden nach den Krawallen am Hasselbachplatz auf ca. 35.000 Euro.

Von Rainer Schweingel 24.04.2018, 01:01

Magdeburg l Obwohl der Straßenbahnverkehr aus Sicherheitsgründen am Sonnabend auf dem Magdeburger Hasselbachplatz gegen 17.30 Uhr eingestellt wurde, gehören die Verkehrsbetriebe zu den großen Verlierern der Aufstiegsfeier am Sonnabend. Hatten die Kollegen mit Bahn und Bus zunächst noch weitgehend problemlos die Fans ins Stadion und danach wieder zurück transportiert, lief ab 17.30 Uhr nicht mehr viel zusammen.

Die Sperrung des „Hassel“ für den Nahverkehr teilte die Stadt Magdeburg in zwei Hälften: Im Süden pendelten die Bahnen zwischen Reform und Sudenburg. Im Südosten wurde aus Westerhüsen kommend am Wasserwerk in Buckau gedreht. Und aus Richtung Norden wurden am Alten Markt nach links über die Strombrücke und später die Nordbrücke die Bahnen auf den Rückweg geschickt.

Hintergrund: Für Sonderfälle dieser Art fehlt den Verkehrsbetrieben die Umleitung unter den Bahnhofsbrücken, um über den Westring südliche Stadtteile trotzdem per Straßenbahn erreichen zu können, wenn mal der „Hassel“ dicht ist. „Ja, das ist ein Problem“, sagte MVB-Sprecher Tim Stein, ohne eine Lösung für mögliche ähnliche Szenarien zu haben. Demnächst steht die Fußball-WM an, bei der es nach Spielen der deutschen Mannschaft in der Vergangenheit auch schon zu spontanen Jubelfeiern auf dem Hasselbachplatz kam und auch da Bahnen den Bereich nicht passieren konnten.

Stein verwies darauf, dass Umfahrungen mit dem Nahverkehr per Bus möglich seien. Die Linien 52, 54 und 73 stellten seiner Meinung nach zumindest die Möglichkeit dar, die Innenstadt umfahren zu können. Ein gesonderter City-Shuttle, der im Fall einer „Hassel“-Sperrung zum Beispiel zwischen Altem Markt und Halberstädter/Leipziger Straße verkehrt, soll nun im Zuge der Auswertung der Sonnabendvorfälle geprüft werden. „Wir werden die Ereignisse intern noch mal auswerten und überlegen, was wir anders machen können“, sagte Tim Stein weiter.

Als erste Schritte gilt es aber, die Betriebsfähigkeit wieder herzustellen und den Verursachern auf die Spur zu kommen. Letzteres haben die Verkehrsbetriebe am Montag eingeleitet. Es wurde Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt.

Insgesamt summieren sich die Schäden nach bisherigen Schätzungen auf 35.000 Euro. Am Hasselbachplatz wurden Haltestellenschilder herausgerissen, die Display­anzeige beschädigt und die Steuerung der Weichentechnik zerstört. Ein Teil davon ist schon wieder repariert. Alle Schäden werden aber frühestens Pfingsten beseitigt sein.

Zudem gab es Sachbeschädigungen an Bahnen, unter anderem am Europaring. Weil die Bahnen nachts nicht ins Depot gebracht werden konnten, wurden sie auf den Gleisen am Europaring geparkt. Die Folge: Trotz einer Patrouille von Sicherheitskräften wurden an den parkenden Bahnen zwei Scheiben zerstört und mehrere Bahnen mit Farbe beschmiert.

Unterdessen gibt es auch Kritik am Verhalten der Polizei, weil Anlieger am Hasselbachplatz unter den Ausschreitungen zu leiden hatten. Daniel Krüger, Geschäftsführer des Café Central am Hasselbachplatz, kritisierte das Vorgehen der Polizei: „Unser Fazit: Der Hasselbachplatz wird immer öfter zum rechtsfreien Raum. So auch am vergangenen Sonnabend. Das Klima von Gewalt und Angst schadet nachhaltig dem Ruf und damit den vielen Geschäften des Stadtteils, der gern als Partymeile Magdeburgs beschrieben wird. Wir sorgen uns um die Zukunft des gesamten Viertels und unseres Lokals vor Ort“, schrieb er in einem Brief an OB Lutz Trümper (SPD) und Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Daniel Krüger warf der Polizei vor, viel zu spät eingegriffen zu haben.

Auch viele Volksstimme-Leser meldeten sich in der Redaktion zu den Vorfällen. Einer von ihnen war Gerhard Röhrig aus Magdeburg, der meinte: „Der Imageschaden, der hier für Magdeburg entstanden ist, kann auf lange Sicht erst wieder gut gemacht werden. Für all das, was dort passiert ist, muss man sich als Bürger dieser Stadt mitschämen.“