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1. FC MagdeburgMagdeburger Chaoten schon wieder frei

Nach den Krawallen in Magdeburg zum Aufstieg des FCM sind fünf der 30 verletzten Polizisten krankgeschrieben, zwei noch im Krankenhaus.

Von Manuel Holscher 24.04.2018, 01:01

Magdeburg l Die Polizei in Magdeburg setzt eine gesonderte Ermittlungsgruppe „Aufstieg“ nach den Krawallen am vergangenen Wochenende am Hasselbachplatz ein. 30 Polizisten waren dabei verletzt worden, zwei befinden sich noch im Krankenhaus. „Ein Kollege muss sich noch an der gebrochenen Hand operieren lassen“, sagt Sprecherin der Landesbereitschaftspolizei Corinna Henkel. Der andere Beamte wird an einem Sehnenabriss behandelt.

Die Verletzungen entstanden bei den Angriffen von rund 300 zum Teil vermummten Chaoten. Sie warfen am Hasselbachplatz Flaschen und schossen mit Pyrotechnik auf die Polizisten. Einige der Randalierer zerstörten zwei Überwachungskameras der Polizei. Eine weitere wurde beschädigt. Allein die Magdeburger Verkehrsbetriebe beziffern ihren Schaden auf rund 35.000 Euro.

Die Beamten hatten sich zuvor stundenlang zurückgehalten. Gastronom Daniel Krüger beklagt in einem offenen Brief an Innenminister Holger Stahlknecht und Oberbürgermeister Lutz Trümper: „Es entstand ein rechtsfreier Raum für lange Zeit. Warum wurde stundenlang nichts getan?“ Die Polizisten selbst zeigten sich angesichts der Brutalität auf der Straße völlig überrascht. Uwe Petermann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Die hohe Zahl an Verletzten trotz der guten Schutzausrüstung hat mich schockiert. Das darf uns nicht wieder passieren. Taktisch müssen wir da künftig andere Überlegungen anstellen.“

Der Polizeichef der Polizeidirektion Nord Tom-Oliver Langhans sagte, dass man in der Einsatzplanung auf die Einsichtigkeit der Szene gesetzt habe. In den Prognosen der letzten Jahre habe sich das auch bewährt. „Wir hatten natürlich auch mit alkoholbedingten Straftaten gerechnet, aber nicht mit solchem Gewalt-Exzess.“ Als die Stimmung dann kippte, habe man entsprechend Unterstützung angefordert. „Das Risiko gegen die Störer vorzugehen, ohne unbeteiligte Dritte zu verletzen, war weiterhin hoch“, so Langhans. Deshalb habe man sich erst später entschieden, den Platz zu räumen. Die Polizei werde jetzt den Einsatz weiter auswerten und mit der Stadt über Sicherheitsvorkehrungen für künftige Feiern sprechen.

Von den elf Festgenommenen sind alle wieder frei. Insgesamt wurden laut Polizei aber 19 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gründe für eine Untersuchungshaft lagen nicht vor. Die Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen laufen.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hat die Krawalle auf dem Hasselbachplatz scharf verurteilt. Man müsse aber zwischen echten Fußballfans und den Chaoten unterscheiden, die unter dem Deckmantel des Fußballs und Tausender friedlich feiernder Fans Gewalt ausübten. Die Taktik der Polizei am Sonnabend auf dem Hasselbachplatz verteidigte er aber grundsätzlich. Schließlich könne man nicht den Platz mit 4000 Menschen räumen. Das hätte die Situation nur verschärft. Trümper sah es zudem als Fehler an, dass die Mannschaft den Hasselbachplatz als Ort für ihre Feier öffentlich angegeben habe. Das habe viele animiert, dem Team zu folgen. „Hätte man beispielsweise gesagt, man feiere im Stadtpark und präsentiert sich dort, wäre sicher vieles anders gelaufen.“ Der Hasselbachplatz soll für solche Feiern nicht mehr genutzt werden, so Trümper.

Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) appellierte, sich „die Bilder von den 22.000 feiernden Menschen nicht einfach von 300 Verrückten kaputtmachen zu lassen.“

FCM-Pressesprecher Norman Seidler: „Der 1. FC Magdeburg distanziert sich klar und deutlich davon, dass es sich bei den in den Vorfällen verwickelten Personen um FCM-Fans handelt, was die Polizeidirektion Nord aus den Ermittlungen heraus am Sonntag so auch bestätigte.“

Nach den Erfahrungen vom Sonnabend änderte Trümper auch seine Pläne für den Mannschaftsempfang im Rathaus mit anschließender Präsentation des Teams auf dem Balkon vor den Fans. Aus Sicherheitsgründen wurde der städtische Empfang einen Tag nach hinten auf Sonntag, 6. Mai, 14 Uhr, auf dem Alten Markt gelegt. Dort gilt Alkoholverbot.

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