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Trendsport Pole Fitness - Workout an der Stange

In Magdeburg wächst das Angebot an Pole-Fitness-Kursen. Mit Erotik hat der Trendsport allerdings nichts zu tun.

Von Karolin Aertel 13.08.2018, 01:01

Magdeburg l Sexy Frauen räkeln sich in knappen Kleidern elegant an der Stange. Das ist es, was gemeinhin mit Pole Dance in Verbindung gebracht wird. Zunehmend wird das Workout an der Stange allerdings auch in Finessstudios in Magdeburg angeboten – Pole Fitness genannt. Ein hartes Ganzkörpertraining fernab der Erotik.

Bauch und Po sind angespannt, der Rücken ist gerade, Anita Sube greift mit beiden Händen zur Stange, die fest zwischen Boden und Decke verankert ist. Sie streckt ihr linkes Bein nach vorn, hebt scheinbar mühelos ihren Körper an der Stange hoch und dreht sich, bis sie fast kopfüber an ihr hängt. Allein die Muskeln, die sich an Ober- und Unterarm abzeichnen, zeugen von der Anstrengung, die die 28-Jährige dafür aufbringen muss.

Was zumeist mit dem Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht wird, ist ein anspruchsvolles Ganzkörpertraining. Ein Sport, der eben nicht von der Stange ist. Es wird mit dem eigenen Körpergewicht trainiert, die Stange dient lediglich als Medium - Pole Fitness genannt.

Im Gegensatz zum Pole Dance wird mit Einzelelementen gearbeitet, es gibt keine rhythmischen Bewegungen und keine Choreografien. Musik gehöre zwar immer dazu, aber es wird nicht getanzt“,erklärt Anita Sube. „Vielmehr geht es um Körperspannung und Krafttraining.“

"Pole Fitness bediene sich zahlreicher Figuren aus dem Yoga, Pilates und der Luftakrobatik“, erklärt sie weiter. Als Anfänger lerne man etwa 25 Basisfiguren. Sie tragen Namen wie Stag Spin, Feuerwehrmann oder Chair Spin. Mindestens ein halbes Jahr benötige ein Anfänger, um sie zu beherrschen. „Blaue Flecken, sogenannte Pole Kisses, gehören dazu.“

Anita Sube betreibt den Sport seit acht Jahren, arbeitet als Trainerin und bildet Trainer in Theorie und Praxis aus. Die Anzahl der Figuren, die es zu lernen gilt, scheint schier unendlich. „Deswegen würde ich auch nie behaupten, am Ende meines Levels zu sein.“ Es gebe noch immer ein paar Figuren, die ihr zu schaffen machen oder die es zu perfektionieren gilt.

Der Handspring beispielsweise. Dies sei eine Figur, die enorme Flexibilität und zugleich enorme Anspannung erfordert. Etwas, was eigentlich einander ausschließt. „Manche Figuren sind zum Verzweifeln – aber ich habe eine hohe Frustrationsgrenze“, sagt sie lachend.

Eine hohe Frustrationsgrenze benötigen auch die Frauen, die sich für Pole Fitness entscheiden. Was bei den Trainern so federleicht aussieht, ist sehr anspruchsvoll. Dennoch habe sie bis zu 50-jährige Frauen in ihren Kursen. Die älteste sei sogar 64 Jahre gewesen, habe sich nach einer Weile allerdings gegen den Sport entschieden. Auch gebe es inzwischen Pole-Kids-Kurse für Kinder ab acht Jahren.

Anita Sube, die hauptberuflich im Klinikum Aschersleben in der Personalabteilung arbeitet, ist eine von elf Trainerinnen im Firstsports-Studio am Krökentor. Inhaber und Personal Trainer Marco Keller hat das Pole-Fitness-Konzept gemeinsam mit seinen Trainerinnen entworfen. „Wichtig war uns, dass wir uns ganz klar von der erotischen Komponente des Pole Dance distanzieren“, erklärt er.

Seine Trainerinnen tragen deswegen auch alle lange Hosen. Zwar spiele der ästhetische Aspekt eine Rolle, sei für manche Frauen sogar wichtig, doch es gehe nicht darum, sich lasziv an der Stange zu räkeln, sondern sich fit zu halten und Sport zu treiben. „Leider kämpfen wir immer noch gegen das Schmuddelimage“, erklärt er. Dabei werde Pole Fitness mittlerweile durch ein sportwissenschaftliches Konzept gestützt.

Marc Keller, der seit 15 Jahren als Personal Trainer arbeitet, sei für das „Handwerkszeug“, für das Theoretische und Sportwissenschaftliche zuständig. „Schließlich arbeiten wir mit dem wichtigsten Gut des Menschen - der Gesundheit.“ Er sei gewissermaßen der Filter „Mann“, um die erotischen Komponenten aus dem Training zu filtern. Marco Keller selbst gebe keine Kurse. „Ich habe es zwar mal ausprobiert, aber das war wirklich nicht schön“, verrät er. Ihm fehle die nötige Eleganz an der Stange.

Obgleich das Erotische verbannt wurde, gehe das Team zu besonderen Anlässen wie dem Valentinstag auch mal Anfragen nach Pole-Dance-Kursen nach. An manchen Tagen darf es eben doch mal ein bisschen sexy sein.