Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Über Mercedes, VW, Audi und Jaguar zu Porsche in Magdeburg
Andreas Smykalla hat zu Magdeburg eine ganz besondere Verbindung. Sie hat mit Autos, Familiengeschichte und Besuchen am Dom zu tun.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier
Andreas Smykallas Weg nach Magdeburg war umwegig und doch irgendwie vorgezeichnet. Er erinnert sich an frühe Besuche: „Wir lebten als schlesische Spätaussiedler seit 1987 in Braunschweig. Traum meines Opas war es, die Stadt Magdeburg zu besuchen. Er hatte einst beim Studium in Dresden eine Magdeburgerin als Freundin gehabt. Also erfüllten wir Opas Traum, am Dom einen Kaffee zu trinken, im Dezember 89. Im Cafe wurden wir vom selbst gewählten Tisch an den Eingang zurückbeordert – und bekamen den Tisch dann offiziell zugewiesen. So förmlich ging es zu in der DDR. Und die Fahrt über Landstraße zeigte ein damals graues Land.“
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Doch die Elbe und der Dom fand Smykalla schon beeindruckend schön. Nach der Wende ging er zur Schule in Braunschweig. „Dann ging ich als Zeitsoldat vier Jahre zur Marine. Ich wollte die Welt sehen und mich abnabeln. Anschließend habe ich das Abi nachgeholt, bei Mercedes eine Ausbildung gemacht und die Autoliebe für mich entdeckt. So arbeite ich seither mit Autos. Von Mercedes ging es zu VW, dann zu Audi, Jaguar und schließlich zu Porsche.“
Haus im Westen verkauft
Der begeisterungsfähige Manager erklärt: „Ich habe mich in die Marke und in die Stadt verliebt.“ Er hält es für keinen Zufall, dass es ihn hierher verschlug. Schon in den 1990ern fuhr er aus Braunschweig oft zum Feiern ins Space nach Magdeburg. Zwei Jahre pendelte er; nun lebt seine Familie hier: „Das Haus im Westen ist verkauft, wir wohnen wunderbar am Domplatz. Man spürt, dass es eine Stadt im Aufbruch ist, mit Menschen, die gastronomisch, sportlich und kulturell die Stadt vorantreiben.“
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Wir liegen geografisch goldrichtig; hier sind gute Fachkräfte unterwegs. Sogar nach der Intel Absage bieten sich Chancen, dadurch dass die Flächen hergestellt sind.“ „Hier in Magdeburg ist so viel noch möglich, wir sollten uns mehr zutrauen, als es oft geschieht. Ich habe viele Menschen in der Region kennengelernt, denen es wirtschaftlich gut geht. Das gibt Zuversicht.
In Göttingen Basketball unterstützt, nun bei den SBB Baskets
Sport ist eine alte Leidenschaft von ihm. Schon in Göttingen unterstützte er den Basketball, nun konnte er in den Vorstand der SBB Baskets eintreten. „Ich möchte die Vision 2030 mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga unterstützen. Magdeburg hat neben dem sensationellen Handball und dem aufstrebenden Fußball als Sportstadt auch Platz für hervorragenden Basketball. Dieser Sport ist im Aufwind, gerade durch die Erfolge der Nationalmannschaft. Der SBB hat mit der Teilnahme an den PlayOffs die Chance, den Aufstieg zu schaffen.“
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Die Wende 89 hält Smykalla für ein großes Glück. „Ich erinnere mich, wie ich als kleines Kind in Ostberlin war. Wie grau war da alles, und die Bewaffneten an der Grenze. Dann der Tapetenwechsel bei der Fahrt nach Westberlin: alles bunt, mit Coca Cola. Solche Eindrücke prägen einen. Ich freue mich, was nun alles möglich ist, hier.“
Als Neuer wurde man erstmal gemustert
Den Vereinigungsprozess hält er noch nicht für abgeschlossen: „Vor zwei Jahren hätte ich noch gesagt, klar Deutschland ist ein vereintes Land. Doch als ich in Magdeburg anfing, merkte ich, dass es doch noch ein Thema ist. Im Segelverein wird man als Neuer erst mal gemustert. An einem langen Abend mit Whisky brach das Eis, als einer der Älteren, der jetzt ein guter Freund ist, sagte: ‚Andreas, Du bist zwar ein Wessi, aber trotzdem in Ordnung.‘ Da merkt man, dass das Ost-West-Ding hier noch mehr Thema ist. Ich hoffe, in zehn Jahren ist dies dann kein Thema mehr.“
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Magdeburg entwickelt sich aus seiner Sicht dynamisch: „Unser vor vier Jahren neu gebautes Autohaus ist schon wieder zu klein. Wir haben viele lokale Kunden und bedienen den Umkreis von 80 Kilometern mit. Wir übertreffen die Vorgaben der Porsche Zentrale. Das gibt Zuversicht! Wir sind ein tolles Team mit viel Herzblut.“ Auch persönlich fällt sein Fazit positiv aus: „Ich habe nie bereut, hierher zu kommen. Hier habe ich den Sport, vor allem Rennrad fahren wieder für mich entdeckt. Und die Stadt hat noch so viel Potenzial, gerade an der Elbe.“