Hilfsaktionen Ukraine-Krieg: Hier können Magdeburger spenden und helfen
Der Ukraine-Krieg beschäftigt auch die Magdeburger mit der Frage: Wie kann ich helfen? Die Volksstimme hat bei Vereinen und Institutionen und privaten Initiativen nachgefragt. Das sind die Ergebnisse:

Magdeburg - Die dramatischen Bilder aus den Kriegsgebieten in der Ukraine und von Flüchtlingen auf dem Weg in die Nachbarländer haben auch in Magdeburg zu einer Welle der Hilfsbereitschaft geführt. Doch wie kann man jetzt überhaupt helfen? Welche Verbände sammeln oder organisieren Hilfsaktionen? Welche privaten Initiativen gibt es?
Zu denjenigen, die eine Sammelaktion ins Leben gerufen haben, gehört Oksana Ehrbarth, die in der Winckelmannstraße 15 eine Pizzeria betreibt. Sie komme ursprünglich aus der Ukraine. Ihre ganze Familie sei dort und sie könne sie nicht herholen. „Man fühlt sich so machtlos“, sagt sie. Die Spendenaktion sei ein Weg, im Rahmen der Möglichkeiten etwas zu tun. Die Resonanz sei so überwältigend, dass sie trotz der Sorgen ein Lächeln im Gesicht habe. „Ich bin so froh, dass ich Deutschland als meine zweite Heimat gewählt habe“, sagt sie. Und hat eine lange Liste, welche Dinge derzeit gebraucht würden. Dazu gehören Decken, Schmerzmittel, Babymilch und Isomatten. Auch haltbare Lebensmittel wie Konserven, Nüsse oder Reis sollen in die Krisenregionen geschafft werden.
Auch das Fanprojekt des 1. FCM sowie die Ultra-Gruppe Magdeburg haben sich entschlossen, in den Räumen am Lemsdorfer Weg 25 eine Sammelstelle einzurichten. Kleidung für Frauen, Männer und Kinder, die bereits vorher sortiert werden sollte, außerdem Decken und Handtücher, Hygieneartikel aller Art, Lebensmittelkonserven, Verbandsmaterialien und Desinfektionsmittel (zum Beispiel Verbandskästen), Schmerzmedikamente sowie Umzugskartons, um alles zu verpacken, werden dort angenommen. Bis zum 5. März können dort täglich Spenden abgegeben werden: heute von 14 bis 18 Uhr, am Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 22 Uhr, am Freitag von 14 bis 18 Uhr sowie am Sonnabend von 10 bis 14 Uhr. Eine Gruppe von 40 Leuten stünde hinter der Aktion, berichteten gestern Jens Janeck vom Fanprojekt und Tom Querfurth vom Ultraclub „Blue Generation“. Gleich um 14 Uhr wurden die ersten Spenden abgegeben – unter anderem von Christian Leon vom Fanclub „Block 5“, der einen ganzen Kofferraum voller Umzugskisten brachte. „Wir versuchen, uns einzubringen, es ist ein so großer Ausnahmezustand“, begründet er sein Engagement.
Freiwilligenagentur informiert über Hilfe-Aktionen
Die Freiwilligenagentur Magdeburg ist indes dabei, die Aktionen zu bündeln. Auf der Internetseite gibt es einen Link, der zu den weiteren Spendenaktionen führt, berichtet Birgit Bursee als Chefin der Freiwilligenagentur auf Nachfrage. Die Liste werde sich in den nächsten Tagen weiter füllen. Aktuell würden sich Vereine und Institutionen erst einmal sortieren und die Bedarfe prüfen.
Wer sich nicht mit Sachspenden oder finanziell beteiligen kann oder will, dafür aber mit einer helfenden Hand, wird beim Verein Blickwechsel fündig. „Wir können uns vorstellen, wieder Sprachkurse anzubieten“, erklärt Vorstand Wolfgang Söder. Der Verein hatte sich in der Flüchtlingskrise 2015 bereits stark in der Integrationshilfe engagiert – tut dies bis heute. Vorstellbar seien auch Familienpatenschaften: Man hilft den Familien, sich in Magdeburg zurechtzufinden. Die Mitarbeiter des Vereins könnten bei Bedarf helfen, wenn es beispielsweise darum gehe, Formulare auszufüllen. Wer Interesse hat, auf diese Weise zu helfen, kann sich schon beim Verein anmelden und wird dann informiert, sobald seine Hilfe gebraucht wird. Kontakt: Telefon 0391/74 49 89 03.
In einem Lagerhaus an der Sudenburger Wuhne 30 wird ebenfalls gesammelt. Täglich von 8 bis 17 Uhr können Spenden abgegeben werden. Der erste Transport startete gestern bereits.
Große Verbände organisieren Hilfen zentral
Die großen Verbände steuern ihre Aktionen zentral. Die Johanniter-Unfall-Hilfe bereitet die Verteilung von Hilfsgütern und weitere Aktivitäten vor. „Durch unsere Kontakte und Partnerschaften vor Ort prüfen wir aktuell bestehende Bedarfe und Möglichkeiten der Hilfe“, teilt Kommunikationsreferentin Sandra Sitte mit. Als eine der ersten Hilfsmaßnahmen haben die Johanniter in der Stadt Poltawa, etwa 350 Kilometer südöstlich von Kiew, mit der Verteilung von 2600 Hilfspaketen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln begonnen. Es wurde zudem ein Spendenkonto eingerichtet. Sachspenden würden aktuell nicht angenommen, da es weder die Möglichkeit gebe, sie zu lagern, noch sie zu transportieren. Ähnliches teilt das Deutsche Rote Kreuz mit, das gerade den ersten Hilfstransport nach Polen vorbereitet. Geldspenden seien aktuell eine deutlich effektivere Art der Hilfe, erklärt DRK-Kommunikationsreferentin Annkatrin Tritschoks.
Auch die Stadt Magdeburg versucht, in Abstimmung mit der Deutsch-Ukrainischen Vereinigung koordinierend zu unterstützen. Auf der Internetseite der Stadt können Interessenten einsehen, wo gerade Hilfsaktionen laufen.
Erste Flüchtlingsfamilien haben Magdeburg erreicht. Auch Tokio-Hotel-Star Gustav Schäfer hilft. Am Wochenende protestierten in Magdeburg zahlreiche Menschen gegen den Krieg in der Ukraine.