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Umstrukturierung Sparkasse setzt in Magdeburg auf Automaten

Sparkassenkunden in Magdeburg müssen sich auf Veränderungen einstellen. Fünf Filialen sind bald nicht mehr mit Personal besetzt.

Von Rainer Schweingel 07.06.2017, 01:01

Magdeburg l Magdeburgs größtes Kreditinstitut hat weitere Einschnitte bei der persönlichen Kundenbetreuung angekündigt. Vertriebsvorstand Jens Eckhardt sagte, dass künftig von den 15 Geschäftsstellen nur noch 10 mit Service- und Beratungspersonal ausgestattet sein werden. Die Standorte ohne Personal sollen aber mit Automaten bestückt erhalten bleiben.

Die lange Niedrigzinsphase und verschärfte Vorschriften stünden dem veränderten Kundenverhalten gegenüber, begründete Eckhardt den Schritt. Vereinfacht gesagt: Die Sparkasse verdient am Kapitalmarkt mit den Einlagen der Kunden immer weniger Geld, hat aber auf der anderen Seite immer höhere Kosten für die Unterhaltung der Geschäftsstellen, die von immer weniger Kunden besucht würden. „Wir sind seit 200 Jahren ein verlässlicher Partner. Damit dies so bleiben kann, stellen wir uns auf die Bedürfnisse der Kunden ein“, so Jens Eckhardt.

Eine Analyse habe ergeben, das statistisch gesehen jeder Sparkassenkunde pro Jahr nur einmal das persönliche Gespräch mit einem Sparkassenmitarbeiter suche, dagegen aber 228-mal die Sparkassen-App oder 120-mal das Online-Konto nutze. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe es bei bestimmten Serviceaktionen in den Geschäftsstellen wie Ein- und Auszahlungen oder die Ausführung beleghafter Überweisungen einen Rückgang um 8 beziehungsweise 13 Prozent gegeben. Die Sparkasse konzentriere deshalb ihr Personal in zehn Geschäftsstellen. Mit der neuen Struktur habe man für die Zukunft vorgebaut und sei „für die nächsten fünf bis sechs Jahre gut aufgestellt“, so Jens Eckhardt weiter.

Die größten Einschnitte gibt es in Rothensee. Dort werden im Dezember die Mitarbeiter aus der Filiale abgezogen. Zurück bleibt ein Selbstbedienungsstandort. Dasselbe trifft für die Geschäftsstellen Neustädter Feld und Ottersleben zu. Etwas mehr Zeit bleibt noch für die Geschäftsstellen Hopfenplatz, Edelweißpassage und Reform. Hier gibt es erst 2019 Veränderungen.

Zuletzt hatte die Sparkasse 2014 das Filialnetz angefasst. Damals waren unter anderem die Filialen Curiesiedlung, Alte Neustadt, Fermersleben, Nordwest, Alt-Olvenstedt, Diesdorf, Stadtfeld und die Beimssiedlung geschlossen worden. Das hatte der Sparkasse viel Kritik eingebracht.

Erste Reaktionen zur neuen Reform gab es bereits aus Rothensee. Wolfgang Ortlepp, Sprecher der IG Rothenseer Bürger, erfuhr selbst erst am Sonnabend aus einem Kundenbrief des Unternehmens von den Plänen. „Das ist äußerst negativ für Rothensee und auch für die Gewerbetreibenden hier. Wir werden prüfen, ob wir uns dagegen wehren.“

Das allerdings dürfte schwer werden. Die Sparkasse signalisierte zwar Gesprächsbereitschaft, an der Struktur werde sich aber nichts mehr ändern, hieß es vom Vorstand. Die neue Sparkassenlandschaft ist vom Verwaltungsrat (unter anderem mit Oberbürgermeister Lutz Trümper und Stadträten aus allen Fraktionen) als einziges zustimmungspflichtiges Gremium genehmigt worden.

Mit rund 400 Mitarbeitern, einer Bilanzsumme von 2,3 Milliarden Euro und 28 Standorten (Geschäftsstellen, SB-Terminals, Geldautomaten) in Magdeburg bleibt die Sparkasse mit 120.000 Kunden das größte Kreditinstitut. Fusionen mit umliegenden Sparkassen schloss Eckhart aber aus. „Das ist derzeit kein Thema“.

Hinter den Kulissen heißt es allerdings, dass Fusionen wirtschaftlich Sinn machen könnten, politisch aber nicht umsetzbar seien, weil damit unter anderem der Verlust von Mandaten in Sparkassengremien und ein anderer Steuerfluss für die Gemeinden verbunden sei. In Magdeburg ist die Landeshauptstadt Träger der Sparkasse.