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Verkehr Magdeburg und seine Tunnelkosten

Der Magdeburger Tunnelbau wird immer teurer. Laut Stadtverwaltung müsse man bei Großprojekten damit rechnen.

Von Martin Rieß 13.11.2017, 00:01

Magdeburg l Die Stadt Magdeburg hat sich in einer Presseerklärung zu den gestiegenen und viel kritisierten Tunnelbaukosten geäußert. Allerdings ist der Inhalt wenig konkret. Aktuell liegt der Preis bei 139 Millionen Euro für das gesamte Bauprojekt und damit deutlich über der letzten Schätzung. Indes: Dass die Kosten in Magdeburg weiter steigen, war schon seit Monaten klar.

Im Mittelpunkt steht die Frage, warum die Höhe der Kosten im Vorfeld falsch eingeschätzt wurde. Die Stadt erklärt es so: Bei großen und sehr komplexen Tiefbaumaßnahmen sei eine genaue Kostenprognose sehr schwer möglich. Veränderungen von Kosten und Terminen seien dabei in allen Projektphasen möglich.

Als Beispiel führt die Verwaltung hier die Preisentwicklungen in der Bauwirtschaft an. Unter anderem spielten aber auch Veränderungen der vergangenen Jahre in den Regeln zum Beispiel für die Tunnelsicherheit eine Rolle.

Eine weitere unbekannte Größe sei nach Auffassung der Stadtverwaltung der Baugrund: Trotz gründlicher Voruntersuchungen seien Überraschungen in Sachen Geologie, Grundwasser und Altbestand nicht auszuschließen.

Auf Nachfrage der Volksstimme wird in diesem Zusammenhang immer wieder das Material hinter den alten Mauern entlang der Ernst-Reuter-Allee genannt: Hier hätten die Erbauer der Mauer sich nicht weiter um Hohlräume gekümmert, die jetzt aufwendig mit einer Zementmischung gefüllt werden mussten.

Die Stadt bekennt inzwischen aber auch, dass auch Fehler auf Seiten der Bauherren sowie der Planer, Gutachter, Prüfer und Bauunternehmen nie auszuschließen seien. Hier liegt immerhin der wohl dickste Brocken der Kostensteigerung. Denn auf nichts anderes ist die Fehlplanung für die Bohrpfähle, aus denen sich die Seitenwände der Tunnel zusammensetzen, zurückzuführen. Wer die Kosten dafür letztendlich trägt, soll mit Hilfe von Gutachtern und Gerichten geklärt werden.

Nach Angaben der Stadt entfallen von den Gesamtkosten nach derzeitigem Stand etwa 75 Millionen Euro auf das reine Tunnelbauwerk. Der Eigenanteil der Stadt liege dabei bei rund 45 Millionen Euro. Weitere 45 Millionen Euro entfielen auf sogenannte „begleitende Baumaßnahmen“, die von einem der anderen Bauträger wie der Bahn, den Magdeburger Verkehrsbetrieben oder den Städtischen Werken Magdeburg mit ihrer Tochtergesellschaft, der Abwassergesellschaft Magdeburg, gestemmt werden müssten. In diesen Kosten sei beispielsweise die Erneuerung der Eisenbahnbrücken mit einem kreuzungsbedingten Anteil der Stadt enthalten.

Dritter wesentlicher Kostenpunkt seien die Verkehrsanlagen im Tunnel, die Zufahrt zum City Carré sowie die Gestaltung des Damaschkeplatzes, des Kölner Platzes und des Bahnhofsvorplatzes. Zusätzlich fielen Baunebenkosten für externe Planer, Gutachter oder Juristen an, so die Verwaltung.

Grund für die Arbeiten sind die neuen Bahnbrücken. Ein Teil der 120 Jahre alten Vorgängerbauten wurde bereits ausgetauscht.