17. Juni 1953 Volksaufstand: Massenproteste in Magdeburg für die Freiheit
Die Landeshauptstadt Magdeburg gedenkt des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953.

Magdeburg/vs. - Magdeburg war ein Brennpunkt der Massenproteste vom 17. Juni 1953 und ein Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Die Stadt erinnert an diesem Montag an das bedeutende Ereignis der jüngeren Geschichte.
In den Morgenstunden erfasste die Streikbewegung, die zunächst von Einzelaktionen ausging, sehr schnell das Ernst-Thälmann-Werk und weitere Großbetriebe. Gegen 9 Uhr hatte sich schon ein bis zu 20.000 Menschen starker Protestzug formiert, der sich in Richtung Stadtgebiet bewegte. Zur gleichen Zeit waren noch weitere Demonstrationszüge unterwegs, die sich später im Stadtzentrum trafen. Unter anderem wurden die Bezirksleitungen der FDJ und SED besetzt.
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Vor der Bezirksdirektion der Volkspolizei und der Haftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Sudenburg kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt. Demonstranten versuchten, in die Gebäude einzudringen und entwaffneten die Wachposten. Mit den erbeuteten Waffen schossen Demonstranten in das Innere der Haftanstalt. Zwei Polizisten und ein Angehöriger des Staatssicherheitsdienstes kamen dabei ums Leben.
Verurteilt und umgebracht
Die Befreiung der Gefangenen misslang, weil sowjetische Militäreinheiten eingriffen. Dabei wurden drei Demonstranten getötet, unter ihnen laut Stadt ein 16-jähriges Mädchen, das zufällig in die Demonstration geraten war.
Zudem gab es mehr als 40 zum Teil Schwerverletzte. Am Nachmittag des 17. Junis gelang es Demonstranten, die Haftanstalt Neustadt zu stürmen. Dabei wurden 221 Inhaftierte befreit, darunter auch Straftäter. Hunderte Teilnehmer der Demonstrationen wurden in den Tagen und Wochen nach dem 17. Juni 1953 im Auftrag der SED-Führung verhaftet und verurteilt. Darunter war auch Herbert Stauch, der mit drei weiteren Magdeburgern beim Präsidenten der Bezirksbehörde der Volkspolizei die Freilassung von inhaftierten Demonstranten gefordert hatte, von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt und umgebracht wurde.
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Heute erinnern in Magdeburg unter anderem die Herbert-Stauch-Straße und der Platz des 17. Juni an den Volksaufstand.
Die Landeshauptstadt Magdeburg lädt am 17. Juni, 15 Uhr, zum Gedenken ein. Mit der Veranstaltung im Moritzhof und in der Gedenkstätte am Moritzplatz wird an die Proteste und Streiks, die verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen als Aufstand des 17. Junis bezeichnet werden, erinnert und der Opfer gedacht.