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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Vom Thälmannwerk bis zum Chef eines Großvermieters

Thomas Fischbeck hat am Stadtumbau in Magdeburg großen Anteil. Luisenturm und Domviertel sind die neuesten Bauten, die seine Genossenschaft ganz oder teilweise umgesetzt hat.

Von rs 21.07.2025, 18:00
Thomas Fischbeck, Vorstand der MWG Wohnungsgenossenschaft Magdeburg.
Thomas Fischbeck, Vorstand der MWG Wohnungsgenossenschaft Magdeburg. Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Thomas Fischbeck, Vorstand der MWG-Wohnungsgenossenschaft magdeburg

„Spannend“, „bewegend“, „einzigartig“ – so beschreibt Thomas Fischbeck die Zeit kurz nach der Wende. Damals arbeitet er in verantwortlicher Position in der Staatsbank in Magdeburg. Für den beruflichen Weg hat er ein paar Umwege genommen. Der Rechtsanwalt blickt mit Stolz auf seine Ausbildung als Maschinenbauer mit Abitur zurück. „Ich bin ein Thälmannwerker“, sagt er.

Thomas Fischbeck, Vorstand der MWG Wohnungsgenossenschaft Magdeburg

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg) Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.

Heute ist Thomas Fischbeck Sprecher des Vorstandes der MWG-Wohnungsgenossenschaft. Seit einer Reihen von Jahren gestaltet er das städtebauliche Gesicht seiner Heimatstadt mit – eine tiefe Verbundenheit, die einst entstanden ist, weil die Großeltern in Magdeburg zu Hause waren.

Geboren in Dessau

Geboren in Dessau, wächst Thomas Fischbeck im brandenburgischen Bad Saarow auf, wo sein Vater als Arzt tätig war. Nach Ausbildung und Abitur zieht es ihn an die Universität Leipzig, wo er Wirtschaftsrecht studiert. Er macht schnell Karriere, ist mit 29 Jahren bereits Direktor der Staatsbank Filiale Magdeburg.

Dann kommt die Wende. Die Grenzen öffnen sich. „Ich war vor allem neugierig – wie es weitergeht, was nun alles möglich ist“, erinnert sich Thomas Fischbeck. Es geht rasant weiter: „In der ersten Zeit passierten fast täglich bisher unvorstellbare Dinge.“

Mit einem Koffer voller Geld in der Bank

Menschen betreten die Bank mit Koffern voller Geld, fragen: „Was mache ich jetzt mit meiner Ost-Mark?“ Für die Mitarbeiter der Staatsbank am Domplatz beginnt eine Zeit des Umbruchs und großer Herausforderung – mit vielen Unsicherheiten, aber auch mit Chancen. „Wir mussten unsere Verantwortung als Staatsbank für die Mark der DDR, die ja eine Binnenwährung war, neu definieren“, sagt er.

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Fischbeck erinnert sich an Fahrten mit seinem Chef, zehn Millionen D-Mark im Kofferraum in kleinen Banknoten für die Ausgabe am Schalter. So ist das damals. Er pendelt zwischen Magdeburg und Berlin, plant, verwirft, organisiert – bis er gemeinsam mit einem väterlichen Freund die Filiale der Deutsche Kreditbank in Magdeburg eröffnet – die erste private Bank ihrer Art in unserer Heimatstadt. Insgesamt durchläuft das Bankensystem einen massiven Umbruch - und das in kürzester Zeit.

Angebot für das Ausland

„Machen, kämpfen, nicht aufgeben“: Dieses Motto begleitet ihn durch die Zeit des Wandels. Er wird nach Niedersachsen entsandt, kann dort dazulernen und Karriere machen, erhält sogar ein Angebot ins Ausland für eine Großbank zu gehen. Doch er entscheidet sich bewusst für Magdeburg: „Ich bin Magdeburger. Meine Familie lebt hier. Mein Herz hängt an dieser Stadt. Sie ist und bleibt meine Heimat.“

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Diese Entscheidung hat er nie bereut. In den „bewegten Zeiten“ schlägt Thomas Fischbeck beruflich neue Wege ein, arbeitet als Jurist – bis der Ruf in den Vorstand einer Genossenschaft kommt. „Das hat sofort gepasst“, sagt er rückblickend.

Genossenschaftsidee überzeugt

Die genossenschaftliche Idee überzeugt ihn sofort: das Miteinander und Füreinander, eine soziale Verantwortung, die Nähe zur Stadt und der Grundsatz, dass alle erwirtschafteten Mittel den Mitgliedern und damit auch Magdeburg zugutekommen, waren ausschlaggebend. „Was unseren Mitgliedern nutzt, stärkt letztlich auch die Stadt“, so Thomas Fischbeck.

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Die MWG engagiert sich weit über das Wohnen hinaus: in Sportvereinen, in der Kultur, in sozialen Projekten – das gilt auch für die MWG-Stiftung und den MWG-Nachbarschaftsverein. Seit mehr als 20 Jahren bringt sich Thomas Fischbeck hier ein, begleitet viele städtebauliche Entwicklungen. Mit Beginn des Stadtumbaus Ende der 1990er-Jahre saniert die MWG die Bestände in den „Neubausiedlungen“, frischt Tausende Wohnungen wieder auf.

Luisenturm und viele Wohnungen mehr in Magdeburg

Sie setzt in fast allen Stadtteilen auch Zeichen mit. Zudem prägen Großbauvorhaben wie das neue Domviertel oder das Luisencarré mit seinem Luisenturm in der Erzbergerstraße oder das MWG-Forum die jüngste Geschichte der zahlenmäßig größten Wohnungsgenossenschaft Sachsen-Anhalts. „Magdeburg ist heute eine andere Stadt, und die MWG hat mit dazu beigetragen“, sagt Thomas Fischbeck stolz.

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Stillstand? Keine Option: „Wir hören nicht auf, unsere Stadt noch schöner zu machen.“ Für die Zukunft sieht Fischbeck eine zentrale Aufgabe darin, den Menschen noch stärker ein echtes „Heimatgefühl“ und den Stolz darauf zu vermitteln. „Wir jedenfalls“, betont er, „werden nicht aufhören, die Schönheit unserer Stadt immer wieder aufs Neue erlebbar zu machen und den Mitgliedern der MWG ein gutes und sicheres Wohnen zu ermöglichen.“