Stadtfeld Warum das Café Feiner Dame in Magdeburg schließt
Am Ostersonntag öffnet das Café Feiner Dame in der Magdeburger Annastraße zum letzten Mal. Die vergangenen zwei Jahre haben bei Inhaberin Ina Radzuweit Spuren hinterlassen. Welche das sind und wie es nun weitergeht.

Magdeburg - Sie habe ihren Körper in den vergangenen Monaten ausgebeutet. „Ich habe nicht auf mich geachtet. Nun bin ich am Ende“, erklärt Ina Radzuweit. Seit Monaten konnte sich die Inhaberin des Stadtfelder „Café Feiner Dame“ keinen Lohn zahlen. Die pandemiebedingte Schließung habe sie finanziell an den Rand der Existenz gedrängt. Das Ergebnis ist auf einem A4-Blatt an der Scheibe ihres Cafés nachzulesen – „time to say goodbye“.
Ina Radzuweit schließt. Und das für immer. Natürlich sei ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen, erklärt sie. „Doch ich werde in diesem Jahr 50 und muss langsam mal anfangen, an mich zu denken. Die letzten zwei Jahre haben sehr viel Kraft und Geld gekostet.“ Die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage, die nicht zuletzt die Preise in die Höhe treibt, komme hinzu.
Ich muss langsam mal anfangen, an mich zu denken. Die letzten zwei Jahre haben sehr viel Geld und Kraft gekostet.
Klar schwingt in dieser Entscheidung die Wehmut mit. Vor nicht einmal fünf Jahren, im Oktober 2017, hatte Ina Radzuweit das Café in der Annastraße 37 eröffnet. Zuvor befand sich an selber Stelle das „Café 108“ von Jana Ketzer, deren Mitarbeiterin sie war. „Ich habe hier sehr viel Liebe reingesteckt und immer versucht, es allen recht und alles so schön wie möglich zu machen. Natürlich schmerzt es.“
Dennoch blicke sie positiv in die Zukunft. Denn Ina Radzuweit werde auch weiterhin „die Kaffeemutti“ sein, wie sie verrät. In einem Café der Lebenshilfe, das in der Leipziger Straße eröffnen wird, wird sie arbeiten. „Da bin ich in einem Angestelltenverhältnis und freue mich über die soziale Absicherung.“ Und sie freue sich auch über die Möglichkeit, mal in den Urlaub fahren zu können. „Ich habe überhaupt nicht lange überlegt, ob ich es mache, sondern habe sofort Ja-gesagt.“ Denn sie habe sich mit der Chefin gut verstanden und sich sofort richtig wohl gefühlt.
Die Entscheidung ist also längst gefallen. Am Ostersonntag, 17. April 2022, öffnet Ina Radzuweit zum letzten Mal. Viele ihrer Kunden zeigen sich von dem Abschied sehr betroffen. Auf der Facebook-Seite des „Café Feine Dame“, wo sie ihre Entscheidung bereits mitteilte, zeigen sich ihre Gäste bestürzt. Eine Kundin schreibt: „Eine Auszeit aus der Welt, wie ich eure Wirkungsstätte immer anderen beschrieben habe, geht nun Stadtfeld verloren.“ Eine andere Kundin meint ebenfalls: „ein Verlust für Stadtfeld“.
Was in die leeren Räumlichkeiten einziehen wird, ist unklar. Der Buschfunk trommele, dass es ein Kosmetiksalon sei, erzählt Ina Radzuweit. Ob dem wirklich so ist, bleibt abzuwarten.