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Wasser Häuslebau mit Hindernissen in Magdeburg

Ein Problem für Häuslebauer zeigt sich schon bei den Planungen für ein neues Viertel in Magdeburg: Wasser im Boden kann schwer versickern.

Von Martin Rieß 12.06.2020, 01:01

Magdeburg l Für rund 150 Einfamilien- und Doppelhäuser ist noch Platz neben dem Haus der Gesundheitsberufe in Magdeburg im Hopfengarten: Das ist die Schätzung der Magdeburger Stadtverwaltung, die den Weg für die Bebauung eines von bereits bestehenden Häuslebauer-Vierteln und medizinischen Einrichtungen eingerahmten Feldes freimachen möchte. Die entsprechenden Planungen wurden auf den Weg gebracht, Anwohner und die Träger öffentlicher Belange wie Ver- und Entsorger um ihre Hinweise gebeten.

Dass dabei die Freude auf die eigenen vier Wände, Carport und private Rutsche den Sorgen anderer gegenübersteht, beweist schon ein Blick in die bereits vorliegenden Planungen. Denn hier wie an anderen Stellen Magdeburgs bestimmt lehmiger Bördeboden den Untergrund. Und diesem ist eigen, dass Wasser nur schlecht versickern kann. Das Regenwasser sammelt sich im Untergrund auf undurchlässigen Schichten als sogenanntes Schichtenwasser. Die Sorge von Anwohnern: Noch mehr versiegelte Fläche könnte dafür sorgen, dass das Wasser noch schlechter abfließt und dass noch mehr als bisher Feuchtigkeit in die Keller der bereits bestehenden Bebauung vordringen kann.

Ein Problem kann dies auch für die Abwasserentsorgung sein. Denn bei einem Starkregen – der Deutsche Wetterdienst definiert diesen als einen Niederschlag von mehr als zehn Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder von mehr als 20 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden – kommen die Mischwasserkanäle umso mehr an ihre Grenzen, wenn hier Wasser von Privatgrundstücken einläuft, da dieses nicht wie vom Gesetzgeber gefordert auf den Grundstücken versickern kann.

Die Lösung sollen neben Regenrückhaltebecken – diese sollen mit flachen Ufern auch für Kinder sicher sein – auch Zisternen auf den einzelnen Grundstücken bringen, deren Bau den Häuslebauern und Projektentwicklern im Bebauungsplan vorgeschrieben werden soll. Diskutiert wurde diese Idee jetzt im Umweltausschuss, der zu den Gremien gehört, die vor der Entscheidung im Stadtrat ihr Votum abgeben. Linke-Ratsfrau Anke Jäger wollte so wissen, ob tatsächlich große Zisternen auf die teils recht kleinen Grundstücke passen. Seitens der Verwaltung hier der Hinweis, dass entsprechende Systeme angeboten werden.

Das in den Zisternen gesammelte Wasser kann dann im Haus zum Beispiel für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine sowie in trockenen Perioden zum Bewässern des Gartens genutzt werden. Immerhin würde jeder Liter Wasser, der nicht im Boden versickert, sondern im Haushalt genutzt und dann über das Abwassersystem entsorgt wird, den Grundwasserstand entlasten – mehr noch, als wenn keine Bebauung entsteht.

Auf der anderen Seite auch die pointierte Frage von Niko Zenker, SPD-Stadtrat und Ortsbürgermeister von Beyendorf-Sohlen, ob denn gewährleistet sei, dass Starkregenereignisse denn tatsächlich nur dann stattfinden, wenn in den Zisternen genügend Platz für Wasser ist, ob man als Stadtrat denn auch so etwas beschließen könne. Erwartungsgemäß gab es auf der Sitzung des Umweltausschusses seitens der Verwaltung diesbezüglich keine weiterführende Antwort.

Daneben ging es dem Umweltausschuss unter anderem auch um die Begrünung von Fassaden – sie soll hier für große fensterlose Flächen zum Beispiel an Garagen vorgeschrieben werden – und auf den Dächern. Straßen mit Baumbestand sollen eine Allee entstehen lassen, und ein Fuß- und Radweg soll durch einen Grünzug geführt werden, der als Ausgleichsfläche gefordert ist. Im Norden des Geländes soll ein 2800 Quadratmeter großer Spielplatz entstehen, der den Mangel an geeigneten Flächen für den ganzen Stadtteil mindern soll.

Letztendlich hatte die Stadtverwaltung mit ihren Ideen sowohl zum Umgang mit dem Niederschlagswasser als auch zur Begrünung die Mitglieder des Umweltausschusses mehrheitlich hinter sich: Sie empfahlen dem Stadtrat, den Weg für weitere Planungen per Beschluss am 9. Juli freizumachen. Zuvor berät noch der Bauausschuss am 25. Juni zum Thema.