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Wassersperre Ab Montag drohen trockene Hähne

In Magdeburg könnten in einem Haus die Wasserhähne trocken bleiben. Die Städtischen Werke fordern eine fünfstellige Summe vom Eigentümer.

Von Stefan Harter 31.03.2017, 08:59

Magdeburg l Anfang der Woche erhielten die 40 Mieter in den Hausnummern 8 bis 11 in der Haldensleber Straße in Magdeburg eine Wurfsendung der Städtischen Werke Magdeburg (SWM). Darin wurde ihnen zum 30. März 2017 die Einstellung der Wasser- und Wärmelieferung angekündigt. Der Vertragspartner – der Eigentümer des Hauses, ein Grieche – komme „weiterhin seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach“, heißt es in dem Schreiben. Zahlungsaufforderungen seien „bisher nicht beachtet worden“. Für den Fall der Liefersperre sollten die Mieter entsprechende Vorkehrungen treffen.

Einige Mieter schaffen sich daraufhin tatsächlich Regenwassertonnen an, die nun teilweise im Hausflur stehen. Mit Stand von Donnerstag werden sie aber (noch) nicht gebraucht. Nach Verhandlungen zwischen Eigentümer und Versorger gilt eine Frist bis zum kommenden Montag. Bis dahin soll eine vierstellige Summe gezahlt werden, wie Reiner Majewski der Volksstimme ankündigt.

Er ist nicht nur Ansprechpartner für die Mieter bei der seit Anfang 2017 tätigen Hausverwaltung, die vom Eigentümer betrieben wird, sondern wohnt auch selbst in einem der Hauseingänge. „Das ist ein Unding“, meint er zum Vorgehen der SWM. 75 Prozent der Mieter seien Familien mit 1 bis 8 Kindern. Er sei auch von dem Schreiben überrascht gewesen, sagt er.

Die Schuld für die aufgelaufenen Außenstände sieht er allerdings nicht bei seinem Chef, der bis Freitag aus Griechenland nach Magdeburg kommen will, um einen Teil davon zu begleichen. Die Hausverwaltung, die bis Ende des Jahres 2016 beauftragt gewesen war, soll verantwortlich sein, wie er weiter erklärt. Diese habe die Vorauszahlungen der Mieter nicht an die SWM weitergeleitet, sagt er. „Wir haben erst im März von den Außenständen erfahren“, erklärt er. Man habe der vorigen Hausverwaltung „total vertraut“.

Deren Geschäftsführer Ringo Gessner weist diesen Vorwurf aber von sich. „Die SWM haben die monatlichen Abschläge per Lastschriftverfahren vom Konto abgebucht“, erklärt er. Die hohen Außenstände, über deren genaue Höhe die Beteiligten verschiedene Angaben machen, seien vielmehr durch Nachzahlungen der Betriebskostenabrechnungen vergangener Jahre entstanden, sagt er.

Die Städtischen Werke bedauern den angedrohten Schritt der Liefersperre, wie Sprecherin Cornelia Kolberg auf Anfrage mitteilt. Sie bestätigt außerdem, dass es Donnerstag und auch am Wochenende nicht dazu kommen wird. „Wir haben vorerst Abstand genommen. Es gab die Zusage, dass ein Großteil der Forderung beglichen wird“, sagt sie. Eine laut Reiner Majewski vor zwei Wochen getätigte Zahlung in Höhe von gut 11.000 Euro sei bislang aber nicht auf dem SWM-Konto eingegangen. Kolberg betont auch, dass vor der Androhung einer Sperrung von Wasser und Wärme mehrere Mahnstufen stehen. Am Montag werde man dann entscheiden, wie weiter verfahren wird.

Die Leidtragenden sind die Mieter. Ohnehin nicht im besten Zustand, sind die Wohnungen ohne Wasserzufuhr praktisch nicht nutzbar, meint zum Beispiel Nancy Plastwich, die mit ihrem Partner Eric Vosteen und ihren vier Kindern zwei Wohnungen auf einer Etage bewohnt. Ihre Miete wird regelmäßig vom Jobcenter direkt an den Eigentümer bzw. die Hausverwaltung gezahlt. Und trotzdem muss sie jetzt damit rechnen, ohne Wasser dazustehen. „Das können wir nicht schaffen. Wir brauchen das doch für alles“, sagt sie.

„Wir sind überzeugt davon, dass die SWM nicht Wasser und Wärme sperren werden“, so Reiner Majewski. Nicht zuletzt aus Eigennutz hoffen sie das, wohnen doch nicht nur er sondern auch die Familie des Eigentümers in einem der betroffenen Eingänge.