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Kritik Immobilie in Magdeburg: Wird eine alte Bäckerei zu Wohnraum?

Soll eine Gewerbe-Immobilie zu einem Wohnhaus umgestaltet werden? In Magdeburg gibt es Kritiker für eine solche Idee, obwohl das Haus seit vielen Jahren leer steht.

Von Martin Rieß 26.11.2022, 05:30
Blick über Kleingärten auf den Altbaubestand der Fabrik, der erhalten werden soll und in dem Wohnraum entstehen soll. Ein Plattenbau zur Wasserkunststraße hin wird abgerissen.
Blick über Kleingärten auf den Altbaubestand der Fabrik, der erhalten werden soll und in dem Wohnraum entstehen soll. Ein Plattenbau zur Wasserkunststraße hin wird abgerissen. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Ein Investor möchte in einer alten Bäckerei in Magdeburg, in der vor 100 Jahren Biskuit und später Kekse produziert wurden und die seit den 1990er Jahren an der Ohrestraße verfällt, Wohnraum schaffen. Bevor der Stadtrat darüber entscheidet, geben Ausschüsse ihre Voten ab. Diesen Donnerstag stand das Projekt auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr. Und hier gab es nicht allein Begeisterung.

Der Ausschuss empfahl dem Stadtrat zwar, per Beschluss den Weg frei zu machen für das Vorhaben mit vier Ja-Stimmen, einer Gegen-Stimme und zwei Enthaltungen. Doch eine Diskussion hatte es dennoch gegeben.

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Linke-Stadtrat: Worin die Kritik an dem Wohnbau-Vorhaben liegt

Linke-Stadtrat René Hempel nämlich hatte die Frage aufgeworfen, ob das Gelände tatsächlich für Wohnungen geeignet sei: „Solche Vorhaben sind doch der Grund für weitere Versiegelungen von Boden in unserer Stadt: Erst wird Gewerbe umgenutzt in Wohnraum. Und dann ist wieder nicht genügend Raum für Gewerbe vorhanden und auf der grünen Wiese werden neue Gewerbegebiete erschlossen.“

Vor diesem Hintergrund und da es sich bei dem Bereich an der Ohrestraße nicht um ein klassisches Gewerbegebiet handelt, in dem zudem noch andere Unternehmen ansässig sind, werde er dagegen stimmen, so die Ankündigung des Linke-Politikers.

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Warum die Magdeburger Verwaltung die Idee befürwortet

Annette Mrochen vom Stadtplanungsamt hielt indes dagegen: Eine gewerbliche Nachnutzung werde an dieser Stelle wohl kaum so einfach möglich sein. Das zeigten nicht zuletzt die vergangenen drei Jahrzehnte. „Wenn wir das Vorhaben nicht genehmigen, riskieren wir, dass das Gelände für lange Zeit eine Brache bleibt“, so ihre Einschätzung.

Zwar ist die Nähe zur Bahnstrecke auch mit einer Lärmbelastung verbunden. Doch in der Nachbarschaft im Bereich der Osterburger Straße befinden sich Wohnhäuser, die seit ihrer Sanierung gut vermietet sind. Offenbar lassen sich also auch durch technischen Schallschutz wie schallisolierte Fenster und die clevere Anordnung der Räume Lösungen finden, die auch an einem solchen Standort das Wohnen attraktiv machen. Zudem gibt es um die alte Bäckerei inzwischen mehrere kleine Grundstücke, die mit Einfamilienhäusern bebaut sind. Das bedeutet, dass hier also auch kein produzierendes Gewerbe mit störenden Beeinträchtigungen mehr angesiedelt werden könnte.

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Mangel an Gewerbe-Immobilien in Magdeburg 

Mit Blick auf mangelnde Gewerbeflächen hatte sich in der Diskussion auch Matthias Lerm, Leiter des Stadtplanungsamts, zu Wort gemeldet. Er machte deutlich, dass städtische Flächen, die für Gewerbe verkauft werden können, inzwischen tatsächlich knapp sind. Doch bei der alten Bäckerei handele es sich ohnehin nicht um städtischen Grund, der ohne weiteres nach den Vorstellungen der Stadt vermarktet werden kann. Und was private Flächen angeht, auf denen Gewerbeansiedlungen möglich sind, bestehe in Magdeburg bislang kein großer Mangel.