Katholische Kirche Worte zur Weihnacht in Magdeburg: Jesus und der Glaube an Liebe und Hoffnung
Die katholische Pfarrgemeinde an der Sebastiankirche in Magdeburg ist eine wichtige Heim- und Pilgerstätte für Magdeburger Christen. Ihr Pfarrer schrieb für die Volksstimme Worte zur Weihnacht.

Magdeburg - In seinen Worten zur Weihnacht setzt sich Pfarrer Daniel Rudloff mit der Bedeutung der Weihnacht auseinander. Seine Gedanken im Wortlaut:
Liebe Leserinnen und Leser, als ich etwa zwölf Jahre alt war, durfte ich in einem Krippenspiel den Hirtenjungen Benjamin spielen, der gehört hatte, dass Gott Mensch geworden ist. Und der sich nun auf die Suche nach diesem Menschen begab. Das Spiel begann damit, dass ich dreimal ausrufen sollte: „Gott ist Mensch geworden“.
Nun ist das ja nicht weiter schwer und so rief ich dreimal, allerdings ohne sinngebende Betonung „Gott ist Mensch geworden“. Unsere Ordensschwester, die bei den Proben Regie führte, erhob sofort Einspruch und rief: „So geht das nicht. Du musst das anders betonen. Beim ersten Mal ist es eine Feststellung: ,Gott ist Mensch geworden.’, dann fragst du ,Gott ist Mensch geworden?’ und beim dritten Mal rufst du die Erkenntnis aus: ,Gott ist Mensch geworden!’“. Und so wurde es dann geübt, unzählige Male.
Vielleicht ist diese Erfahrung ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es uns Menschen fällt, adäquat auszudrücken, was wir an Weihnachten feiern. Zu geheimnisvoll und unfassbar ist das, was da vor 2000 Jahren in Bethlehem geschah. Aber ist dieses Zusammentreffen von Feststellung, Frage und Erkenntnis nicht eine gute Möglichkeit, sich diesem Geheimnis zu nähern.
Wie Gott Mensch geworden ist
Zunächst einmal ist da die bloße Tatsache, dass Gott Mensch geworden ist. Wir hören und lesen es in den biblischen Texten, die an Weihnachten verkündet werden. Ich habe versucht, mir einmal vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn Gott die Menschen zuvor um Vorschläge gebeten hätte, wie er am besten in die Welt kommen sollte. Da hätte er sicher sehr viele Ratschläge erhalten, rührende und auch haarsträubende.
Ob aber jemand auf die Idee gekommen wäre, Gott vorzuschlagen, so in die Welt zu kommen, wie er es letztlich getan hat? Er hat den menschlichsten Weg gewählt. Den Weg, auf dem jeder von uns auf die Welt gekommen ist: von einer Mutter geboren. Und er wählt auch keinen Palast für seine Menschwerdung, sondern das Verborgene, einen Stall in Bethlehem. Er, der die Welt mit einem Wort ins Sein gerufen hat, beginnt sein irdisches Dasein in einer Futterkrippe. Und jene, die als erste durch den Engel von seiner Ankunft erfahren, sind arme Hirten auf dem Feld.
Mit Christus kam das Licht
Warum aber ist Gott denn überhaupt Mensch geworden. Das hat sich der Hirtenjunge im Krippenspiel gefragt. Diese Frage dürfen, ja müssen sich auch Christen immer wieder neu stellen. Was bedeutet diese Menschwerdung.
Warum macht sich der unfassbar Große so unglaublich klein. Gott hat ein Interesse an uns Menschen. Dieses Interesse ist im wörtlichen Sinn als ein Dazwischensein zu verstehen. Gott will unter den Menschen sein und mit ihnen das Leben teilen. Er ist nicht mehr der ferne, der unnahbare Gott. Er wird Teil der menschlichen Geschichte und macht sich erkennbar, indem er selbst Mensch wird. Mit Jesus Christus ist das Licht des Glaubens in die Welt gekommen, das unsere Herzen erleuchten soll.
Schon das zweite „Corona“-Weihnachten
Wessen Herz nun aber erleuchtet ist, der kann nicht stehen bleiben bei der Feststellung oder der Frage nach der Menschwerdung. Der sollte aus dieser Erkenntnis heraus leben und handeln. Das ist nicht so leicht. Viel zu oft lassen wir uns einschüchtern von Pessimismus und Unglücksprophetie.
Und ich gebe zu, dass diese schwierige Zeit, in der wir nun schon das zweite „Corona-Weihnachten“ feiern, jenen Recht zu geben scheint, die immer das Schlimmste befürchten und sich nun bestätigt fühlen.
Aber auch und gerade in dieser Zeit hilft uns der Ausruf des Engels, der den Hirten erschien. „Fürchtet euch nicht!“ - dieser ermutigende Zuruf gilt auch uns. Habt keine Angst vor dem was kommt! Auch die Zeit die vor uns liegt, ist Gottes Zeit. Und Gott setzt auf die Zukunft! Jedes neugeborene Kind verweist darauf. Deutlicher kann uns Gott gar nicht zeigen, dass es keinen Grund gibt, an der Zukunft zu verzweifeln.
Heilige Schrift zeigt Vorbilder
Wenn wir aber wirklich verstanden haben, was Gott uns mit seiner Menschwerdung schenken möchte, dann muss aus der Erkenntnis ein Bekenntnis werden. Dann braucht es „Bekenntnischristen“, die sich ganz bewusst für das Christsein entscheiden und mit ihrem Leben ein glaubwürdiges Zeugnis von ihrer Hoffnung und ihrer Überzeugung geben. Wenn Gott sich an Weihnachten in seiner Menschwerdung bedingungslos zu uns bekennt, dürfen auch wir uns zu ihm bekennen. Die Heilige Schrift zeigt uns hierfür Vorbilder: Maria und Josef, die die Botschaft gehört haben und Ja zu ihrem Auftrag gesagt haben, sich auf den Weg machten und vertrauensvoll führen ließen. Die Hirten, die offen waren für die Botschaft des Engels und sich vom Staunen ergreifen ließen. Die Sterndeuter, die suchten und forschten, die die Zeichen der Zeit erkannten und deuteten und die sich zum Kind in der Krippe führen ließen, wo sie Gott lobten und dankten.
Liebe Leserinnen und Leser, Gott ist Mensch geworden. Das feiern wir an Weihnachten. Ich wünsche uns, dass dieses Weihnachtsfest mit seiner frohmachenden Botschaft uns aufs Neue ermutigt, selbst weihnachtliche Menschen zu werden, die sich vom Wunder der Menschwerdung Gottes ergreifen lassen und die Botschaft des Engels den Menschen weitersagen: Fürchtet euch nicht, heute ist euch der Retter geboren.