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Bauprojekt Zwischen Übung und Straßenbau im Tunnel Magdeburg

In einem ersten Bereich der Tunnelbaustelle Magdeburg können die Pumpen abgestellt werden. An anderen Stellen wird geklinkert. Und es gab eine Übung der Feuerwehr.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 24.06.2021, 08:29
Feuerwehrübung am Tunnel Magdeburg hier mit einem Bild von der Tunnelausfahrt auf der stadteinwärtigen Seite.
Feuerwehrübung am Tunnel Magdeburg hier mit einem Bild von der Tunnelausfahrt auf der stadteinwärtigen Seite. Foto: Landeshauptstadt Magdeburg

Magdeburg - Nach und nach wird der Tunnel am Magdeburger Hauptbahnhof erkennbar. Letzte Stützwände wurden betoniert, und Klinkersteine werden gesetzt. Doch daran, dass die Autos hier nicht vor Ende 2022 fahren sollen, hat sich nichts geändert. Der Grund: Der Bau von Fahrbahnen und Tunneltechnik sowie die Tests werden auch nach der Fertigstellung von Tunnelsohle und Tunnelwänden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Hier ein Überblick über die Schwerpunkte der derzeitigen Arbeit.

Klinkersteine: Jetzt wird’s hübsch am Tunnel. Denn an zwei Stellen werden Klinkersteine gesetzt. Dies durchaus mit unterschiedlichen Anforderungen. Zum einen geht es um Klinkersteine im Bereich der Tunnelausfahrt am Damaschkeplatz. Die gelochten Backsteine fungieren als sogenannte Luftsäulen-Absorber und schlucken die lauten Geräusche der Fahrzeuge. Eine große Rolle wird dies insbesondere auf der Innenstadt Seite des Tunnels spielen, wo die Wände im Bereich der Ein- und Ausfahrt aber noch nicht soweit vorbereitet sind, als dass hier schon geklinkert werden könnte.

Alte Mauer wird wieder hergerichtet

Und an einer zweiten Stelle geht es jetzt um eine alte Mauer. Denn am Damaschkeplatz unterhalb des Simulators der Deutschen Bahn wird ebenfalls eine Klinkerwand entstehen. Hier hatte es bereits vor Beginn der Bauarbeiten eine solche gegeben. Nun soll sie als Schutz für die Stützmauer zum Bahngelände und aus optischen Gründen wieder hergestellt werden.

Stützwände: An vielen Stellen des Tunnel-Bauwerks rund um den Magdeburger Hauptbahnhof bestimmen auch Stützwände das Bild. Der Grund: Zwischen dem Bahngelände und der Fahrbahn für die Autos in den Tunnelröhren gibt es einen erheblichen Höhenunterschied. Mit den Stützwänden wird verhindert, dass Erdreich abstürzt. Die letzten beiden dieser Stützwände sind in im Juni 2021 betoniert worden. Es handelt sich um die Wände an der künftigen Anschlussstelle zum Magdeburger Ring auf der Südostseite des Damaschkeplatz, wo sich auch der Zentrale Busbahnhof Magdeburgs befindet.

Sohle und Wände sorgen für Trockenheit

Grundwasser: Auf der westlichen Seite des Tunnels, zwischen Damaschkeplatz und Kölner Platz, sind sowohl die Wände als auch die Tunnelsohle fertiggestellt. Beide dienen nicht allein dazu, die Lasten des Verkehrs und das Tunnelbauwerk selbst zu tragen. Sie dichten den Tunnel auch gegen das Grundwasser ab.

Das ist an dieser Stelle dringend notwendig. Denn nur wenige Zentimeter unter der ursprünglichen Fahrbahn stand bereits Grundwasser an. Das bedeutete, dass die Bauarbeiter bereits nach wenigen Baggerschaufeln im Wasser gestanden hätten. Das Erdreich hätte sich in Schlamm verwandelt, und nachrutschendes Material hätte die Bauarbeiten unmöglich gemacht.

Wasserhaltung schützt vor Grundwasser

Wie schwierig die Situation insbesondere im Bereich des Kölner Platzes war, hatte vor dem Tunnelbau im Magdeburger Stadtzentrum auch der schwierige Abtransport von Oberflächenwasser gezeigt: Da hier nach Starkregen die Abflussanlagen nicht reichten, verwandelte sich die Straße mehrfach in einen See.

Daher wurde für die Bauzeit eine sogenannte Wasserhaltung eingebaut. Dabei handelt es sich um ein System aus Puppen und Rohren, das das Grundwasser auf ein für die Bauarbeiten benötigtes Niveau senkt. Zu dieser Wasserhaltung gehören unter anderem blaue Rohre, die im Bereich des Damaschkeplatz verlaufen. Das Wasser aus dem Untergrund wird, bevor es weitergeleitet wird, auf mögliche Belastungen untersucht. Da nun aber wie erwähnt ein großer Abschnitt des Tunnels komplett mit Sohle und Wänden umschlossen ist und dabei auch der tiefste Punkt rund zehn Meter unterhalb der Tunneleinfahrt, wo sich die Entwässerung des Tunnels befindet, überschritten wurde, konnten auch die ersten Pumpen abgestellt werden.

Leitungen und Fahrbahn

Straßen- und Leitungsbau: Mit dem Abschluss der Arbeiten an der Tunnelsohle und den Seitenwänden sowie der Zwischenwand auf der Westseite steht jetzt ein neuer Schritt beim Bau des Tunnels auf dem Plan. Jetzt kann die eigentliche Fahrbahn gebaut werden. Zu diesem Schritt gehört aber nicht allein das Auftragen einer geeigneten Oberfläche, sondern auch der Bau von Leitungen.

Finanzen: Steigende Preise für Material, der Ausfall von Arbeitern im Zuge der Eindämmung der Corona-Pandemie und Schwierigkeiten bei der Logistik - all dies treibt die Kosten auf Baustellen auf der ganzen Welt in die Höhe. Daher die bange Frage, ob die nach Verhandlungen zwischen den Bauherren des Tunnelvorhabens mit der Landeshauptstadt an der Spitze und dem größten Auftragnehmer Porr auf etwas mehr als 200 Millionen Euro festgezurrten Kosten für den Tunnelbau gehalten werden können.

Baukosten steigen nicht weiter

Diese hätten sich damit ohnehin schon seit dem Baustart mehr als verdoppelt und lägen noch weiter über vorher abgegebenen Schätzungen. Bezüglich neuerlicher Kostensteigerungen gab es jetzt aber zunächst Entwarnung aus der Projektleitung der Landeshauptstadt: Nach jetzigem Stand könne der Kostenrahmen gehalten werden. Auch wegen der Kostensteigerung hatte es wiederholt massive Kritik an dem Vorhaben gegeben.

Der wohl wichtigste Grund für diese waren Betonbohrpfähle für die Seitenwände, die nach Aussagen eines Gutachters zu klein dimensioniert worden waren und weshalb umfangreiche Neuplanungen notwendig wurden.

Viele Schritte bis zur Freigabe

Fertigstellungstermin: Keine neuerlichen Verzögerungen gibt es beim Plan zur Freigabe des Tunnels für den Autoverkehr. „Trotz der vorhandenen Material- und Personaleinschränkungen durch die Corona-Pandemie sind bisher keine wesentlichen Termin-Verzüge entstanden. Die avisierten Zwischen- und Endtermine haben weiterhin Bestand“, heißt es im Einzelnen in einer Stellungnahme der Stadt. Das bedeutet, dass der Verkehr zwischen Stadtfeld und der Altstadt durch den neuen Tunnel bis zum Jahresende 2022 rollen soll.

Dazu werden vor allem im diesen Jahr noch wie beschrieben an der Tunnelsohle und den Tunnelwänden auf der Innenstadtseite umfangreiche Betonarbeiten ausgeführt. Im kommenden Jahr wird sich dann das Baugeschehen auch an dieser Stelle auf den Fahrbahnbau, auf die Technik und Ausstattung sowie auf Tests und Übungen für Havariefälle konzentrieren.

Verrauchte Tunnelröhre

Feuerwehrübung: Auch jetzt wird bereits geübt. Den Rettungseinsatz nach einem Unfall auf der Baustelle hat gestern so die Berufsfeuerwehr geprobt. Mit Hilfe einer Nebelmaschine wurde dabei ein Brand simuliert. Dieser musste gelöscht und zwei Personen - in Form von zwei Dummys - gerettet werden.

Kurz nach 8 Uhr hatten zwei Löschfahrzeuge und ein Leiterwagen die Baustelle erreicht und nach kurzer Lagebesprechung innerhalb weniger Minuten unter Atemschutz die Löscharbeiten begonnen und die Dummys aus dem Gefahrenbereich geholt.