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Ehejubiläum Beim Kuckuckswalzer hat es Klick gemacht

Rudolf und Karin Schlüter aus Oebisfelde feiern das Fest der Diamantenen Hochzeit.

Von Harald Schulz 19.04.2018, 03:00

Oebisfelde l Das Jubelpaar besitzt wohl seit ihrer Geburt eine besondere Eigenschaft: Sie sind spontan und dabei erfolgreich. Im Jahre 1957 lernten sie sich auf diese Art und Weise kennen. Seit Donnerstag sind sie 60 Jahre verheiratet. Sonntag wird im Familien- und Freundeskreis gefeiert. Spontan kam es auch dazu, dass Rudolf und Karin Schlüter erst vor wenigen Monaten nach Oebisfelde gezogen sind. Viele Jahre lebten die spürbar innig verbundenen Eheleute in Brome, betrieben dort von 1975 bis 2013 eine kleine Hotel-Pension, das „Haus Tanne“. Mit voran schreitendem Alter stellten sich jedoch so manche Wehwehchen aber auch ernstere gesundheitliche Beeinträchtigungen ein. Damit kam auch das Ende als Hotelier-Ehepaar.

Auf der Suche nach einer ebenerdigen Wohnung kamen die Schlüters im Kreise ihrer Neuapostolischen Glaubensgemeinschaft ins Gespräch mit Freunden aus Oebisfelde. Nach nur wenigen Wochen wurde eine passende Wohnung gefunden. „Und weil wir ganz in der Nähe sogar die Kirche unseres Glaubens hatten, fassten wir spontan den Entschluss, von Brome nach Oebisfelde umzuziehen“, nennt Rudolf Schlüter seinen Hauptgrund für den Umzug. Ehefrau Karin nennt aber noch andere Gründe, nämlich die zentrale Lage der Wohnung, die gute Ausstattung und nicht zuletzt die Nachbarn. „Wir beide haben hier alles, was das Leben lebenswert macht. Einkaufen, eine Arztpraxis und auch zum Geld holen haben wir es nur ein paar Schritte weit“, sieht Karin Schlüter auch die praktische Seite ihres neuen Lebensmittelpunkts Oebisfelde.

Die Schlüters fanden wie erwähnt erst am 17. Mai 1957 zusammen. Rudolf Schlüter wurde 19. April 1934 in Würzburg geboren. Durch die Kriegsereignisse musste er fünf Jahre später ins thüringische Zella-Mehlis „umsiedeln“, wie er den Fortzug nennt. Er lernte Werkzeugmacher. Der Beruf wurde später sein finanzieller Glücksbringer. Aber erst einmal musste der Wahl-Thüringer im Jahre 1953 nochmals „umsiedeln“. Die Staatsmacht drohte seiner Freiheit habhaft zu werden. Rudolf Schlüter verließ die DDR „über Nacht“ mit einigen Schwimmzügen über die Werra. In der Bundesrepublik angekommen, verschlug es ihn nach Hamburg. Auf der Stuelten-Werft verdiente er sein erstes Geld mit einem Stundenlohn von einer Mark.

Karin Schlüter wurde 1941 in Hannover geboren. Ihre Mutter verbrachte die Kriegstage mit ihr im Weserbergland. Der Vater war als Berufssoldat an der Front, überlebte den Krieg allerdings und zum Glück. Eine schlimme Zeit als Flüchtling war das, erinnert sie sich noch heute. Ihr damaliger Familienname Roselieb hätte Mutter und Tochter fast die Verhaftung durch die Gestapo eingebracht. „Es ging gerade noch einmal gut“, bricht Karin Schlüter den Satz je ab.

„Eine regelmäßige Arbeit in der Nachkriegszeit zu bekommen, war wie ein Sechser im Lotto“, erinnert sie sich. Auf Anraten einer Verwandten und deren Vermittlung ging die wieder in Hannover angekommene junge Frau in die Fremde, nämlich nach Hamburg. Dort leistete Fräulein Karin Roselieb als Krankenpflegerin ein Haushaltsjahr bei der Unternehmerfamilie Eis-Warnecke ab.

„In meiner letzten Arbeitswoche ging ich am 17. Mai 1957 als 16-jähriges Fräulein mit ein paar Groschen und völlig ahnungslos in Sachen Liebe in ein Tanz-Café im Stadtteil Hohe Luft, um nachmittags eine Tasse Kaffee zu genießen. Ich war damals so naiv, dass ich dachte, dass Frauen vom Küssen schwanger werden“, verriet eine heute darüber schmunzelnde 77-jährige Ehefrau. „Eine alte Dame setzte sich neben mir, erkannte meine finanziell missliche Situation und lud mich ein. Sie war es auch, die mich zum Sitzenbleiben animierte, bis der Tanznachmittag begann. Und dann war da plötzlich Rudolf. Erst forderte er zwei junge Frauen auf, dann stand er vor mir. Und beim Kuckuckswalzer hat es bei uns Klick gemacht.“ Am 18. April 1958 wurde geheiratet. Aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor.