Nachhaltig Sanfter Tourismus soll Wirtschaft ankurbeln: Drömling wird zur beliebten Marke
Seit drei Jahren gibt es das Partnernetzwerk im Biosphärenreservat Drömling. Damit soll der nachhaltige Tourismus gefördert und die Wirtschaft in der Region angekurbelt werden. Wieviel Betriebe haben sich inzwischen dem Verbund angeschlossen? Was wurde bisher erreicht. Wo gibt es noch Defizite?

Oebisfelde - 2019 wurde das Netzwerk des Biosphärenreservats Drömling ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: Touristische Angebote zusammenzufassen und die Menschen in der Region zusammenbringen. Jetzt hat ein erstes Netzwerktreffen stattgefunden.
Ziel des Verbundes ist es, Gastronomie, Dienstleistungsunternehmen und Betriebe in der Region zusammenzubringen. Denn: Jeder einzeln für sich hat es schwer, aber in der Gemeinschaft lässt sich viel erreichen. Profitieren werden am Ende alle.
Heute, drei Jahre später, gehören inzwischen 38 zertifizierte Betriebe beziehungsweise Vereine dem Netzwerk an. 13 Betriebe waren bereits in den ersten Tagen dem Netzwerk beigetreten, 25 weitere bekamen jetzt im Rittersaal der Burg in Oebisfelde ihre Partnerurkunde überreicht. Darunter der Heimatverein und das Hotel am Markt aus Oebisfelde, die Eickendorfer Silu-Ranch, die Werbeagentur Grün & Gestalten, die Agrar-Produktionsgesellschaft Bösdorf, Natur- und Landschaftsführerin Birte Groneberg sowie das Unternehmen N2 Nienstedt.
Umwelt und Klima stehen im Vordergrund
Wer Partner werden will, muss bestimmte Kriterien erfüllen. Nutze ich umweltfreundliches Papier? Habe ich auf meinem Betriebsgelände Platz für Nistkästen? Gehe ich sparsam mit der Ressource Wasser um? Optimiere ich meine Fahrtwege? Biete ich in meinem Restaurant regionale Produkte an? Arbeite ich nachhaltig? Umwelt und Klima stehen im Vordergrund.
Bewerben kann sich jeder. Erfüllt er die Voraussetzungen, wird ein Zertifikat ausgestellt. Eine Art Siegel, das belegt, dass der Umweltgedanke im Vordergrund steht. Das Ganze ist für die Bewerber kostenfrei.
Die Idee mit dem Netzwerk findet Ekkehard Wallbaum vom Umweltministerium Sachsen-Anhalt überragend. Denn Biosphärenreservate sollten nicht nur Beschränkungen, die der Naturschutz für den ein oder anderen mit sich bringe, durchsetzen, sondern auch Alternativen für die ländliche und nachhaltige Entwicklung aufzeigen. Das ließe sich am besten mit einem gemeinsamen Ideenaustausch umsetzen.
„Es ist inzwischen erwiesen, dass Touristen oder Einwohner aus der Region sehr darauf schauen, ob es ein Partnerbetrieb des Biosphärenreservats ist und nachhaltig arbeitet“, erklärt die Regionalmanagerin des Biosphärenreservates Drömling, Juliane Ruttkowski.
Derzeit gehören größtenteils Unternehmen aus Sachsen-Anhalt dem Partnernetzwerk an. Zwar haben sich inzwischen auch ein paar Landwirtschaftsbetriebe aus Niedersachsen angeschlossen, aber die Zahl derer sei überschaubar. Das soll sich ändern. Denn das Netzwerk agiert länderübergreifend. „Nächstes Jahr haben wir die UNESCO-Anerkennung und hoffen, dass dann noch mehr Betriebe aus Niedersachsen mitmachen“, so die Regionalmanagerin.
Erste Erfolge sind bereits sichtbar
Noch stünde man am Anfang. Doch bereits jetzt konnten erste Betriebe positive Synergieeffekte durch die Partnerschaft erzielen. So haben zum Beispiel der Rätzlinger Galloway-Zuchtbetrieb von Jörg Lauenroth-Mago und die Calvörder Schaubäckerei Denni Nitzschke zusammengefunden und vermarkten ihre Produkte gemeinsam. Auch Waldgourmet, ein regionaler Schlachtbetrieb aus Jävenitz profitiert von der Partnerschaft, denn fast alle Landwirtschaftsbetriebe aus der Umgebung bringen ihre Tiere inzwischen zu ihm. Der Vorteil: kurze Schlachtwege und Direktvermarktung.
Als Ruttkowski vor vier Jahren zum Biosphärenreservat Drömling kam, sei es ihr vor allem darum gegangen, die Region zu entwickeln. Infrastruktur, Gastronomie und Hotellerie zusammenbringen. Um sanften Tourismus anzubieten, brauche es entsprechende Angebote, betont sie.
Ein erster Teilerfolg zeigt sich bereits. Immerhin sei es trotz Corona gelungen, innerhalb von knapp drei Jahren 38 Partner für die Idee zu gewinnen. Zudem konnte unter dem Dach der Regionalmarkenentwicklung das Drömlingsrind etabliert und auf den Markt gebracht werden. Weitere Produkte sollen folgen. Das große Ziel: die Vermarktung in der Region.
Der Drömling als Natur- und Landschaftsschutzgebiet
bietet seinen Besuchern viel. Er lässt sich zu Fuß, mit dem Rad oder auch auf dem Rücken eines Pferdes erkunden. Besucher in der Region haben hohe Erwartungen. Sie wollen etwas erleben, gute Übernachtungsmöglichkeiten, nette Gespräche, regionale Küche. Tourismus sei einer der Garanten, dass der ländliche Raum nicht veröde, sagt Martin Schulze, Geschäftsführer vom Landestourimus-Verband Sachsen-Anhalt.
„Das ist unglaublich wichtig. Wo es viel Tourismus gibt, gibt es auch viele glückliche Menschen.“ Die Pandemie habe gezeigt, dass Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus der Menschen rückt. „Die Menschen wollen raus aus den urbanen Räumen, rein in die Natur. Sie suchen einen Rückzugsraum, um Kraft für den Alltag zu tanken. Genau das biete das Biosphärenreservat Drömling. Tourismus tut der Region gut und stärkt sie wirtschaftlich. Deshalb brauche es ein großes Produktbündel. Der Tourismusverband könne das Netzwerk mit Innovationsmanagement, Beratungen und einer E-Learning-Plattform unterstützen, betont Schulze. „Wir finden das Projekt super. Wir sind dabei.“
Zu wenig Kooperationen in der Gastronomie
Doch bei all der Euphorie: Einen Wermutstropfen gibt es. Zum Tourismus gehören Hotels und Restaurants. Und genau hier zeigt sich ein großes Manko. Denn unter den 38 Partnerbetrieben finden sich derzeit nur zwei, die aus diesem Bereich kommen: das Hotel am Markt in Oebisfelde und das Breiteicher Wiesencafé. Zu wenig Übernachtungsangebote und zu wenig Restaurants, die regionale Produkte auf ihrer Speisekarte anbieten.
Für Galloway-Züchter Lauenroth-Mago ein Problem. Es wäre wünschenswert, wenn die Rinder, die hier grasen und geschlachtet werden, auch auf den Tellern in der Region landen, sagt er. Da sei noch sehr viel Potenzial vorhanden. Es brauche mehr Partnerbetriebe im Bereich der Gastronomie.
Und was sind die nächsten Schritte, die das Netzwerk jetzt plant? Mehr Sichtbarkeit nach außen, erklärt Juliane Ruttkowski. Deswegen werde ein Katalog für die Onlinevermarktung erstellt, in dem sich alle Partnerbetriebe in Kurzporträts vorstellen. Zudem sei ein gemeinsamer Onlineauftritt geplant. Für den Austausch untereinander finden in regelmäßigen Abständen weitere Netzwerktreffen statt. Aber auch Workshops, Weiterbildungen und gemeinsame Projekte seien angedacht.