Tradition Wenn der Fischgemeier durch Gehrendorf läuft
Gehrendorf feiert Pfingsten mit allen Kindern aus der Dorfgemeinschaft und verbindet dabei Tradition mit Familienspaß. In der schulfreien Zeit wartet ein Zeltlager auf alle Kinder aus der Region.

Gehrendorf. - Der Brauch ist so alt wie der Ort Gehrendorf. Und jedes Dorf hat einen anderen Namen für den stillen Wanderer im bunten Maikleid, der mit den Kindern durch die Straßen zieht, die an den Türen der Nachbarn singen, um Brot, Eier, Kuchen, Wurst und auch ein wenig Geld einsammelt. Bei den einen heißt er „Pfingstmann“ und hier in Gehrendorf, da ist er der Fischgemeier.
„Nach der Wende war zwei Jahre Ruhe“ erzählt Gerd Wolter, „Ich hab das Ganze dann nach und nach wieder aufgebaut. Mein Vater war eigentlich derjenige, der das Brauchtum all die Jahre geführt hat.“ Nach der Pause übernahm Wolter dann die Organisation der vor allem bei den Kindern beliebten Pfingsttradition und war lange selbst er der Ansprechpartner für den fröhlichen Marsch durchs Dorf. 20 Jahre lang trug er das Maikleid, inzwischen sei er aber nur noch „Aufpasser“, sagt der Gehrendorfer, der es einfach genießt, wenn alle zusammenkommen und das Gemeinschaftsgefühl aufrechterhalten. „Alle Kinder des Dorfes kommen jedes Jahr zusammen“ erklärt Wolter stolz und fügt hinzu: „Wir gehen gemeinsam vor Tür zu Tür und sammeln die Gaben der Nachbarn. Am Nachmittag und Abend sitzen wir dann bei der Feuerwehr zusammen und essen gemeinsam und feiern.“
Zeltlager wird ermöglicht
Und es kommt immer viel zusammen in Gehrendorf, so dass alles, was übrig geblieben ist, aufbewahrt wird und das Zeltlager am Anfang der Sommerferien ermöglicht. Dieses Zeltlager ist für alle Kinder offen und nicht nur für Mitglieder der Jugendfeuerwehr gedacht. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag wird unter Aufsicht freiwilliger Eltern gezeltet und die Überbleibsel des Pfingstschmauses verzehrt.
Das schwere Kleid des Fischgemeiers wiegt rund 100 Kilogramm und der Freiwillige, der die Pracht trägt und damit durch das Dorf tanzt, muss immer von zwei Erwachsenen begleitet werden. Erst nachdem alle Häuser besucht wurden, dürfen alle dem Fischgemeier auf dem Festplatz an der Feuerwehr das Gewand abnehmen. Denn wer sich unter der Pracht versteckt, das ist ein großes Geheimnis.

Die Aufregung unter den Kindern, die sich auf dem Hof der Familie Päper sammeln, wächst mit jeder weiteren eintrudelnden Familie. Der Fischgemeier wird unterdessen in der Scheune unter strengster Geheimhaltung in sein buntes Maikleid geschnürt. Während in manchen Dörfern ein Strohkostüm Tradition ist, setzt Gehrendorf auf grüne Zweige und bunte Blumen. Die Neugierde unter den Kindern ist zu spüren und trotz des wechselhaften Wetters ist die Stimmung gut. Lena Päper, die die Festivität mit einer Freundin aus Lockstedt organisiert, beruhigt einen Jungen, dass das Wetter sicherlich gut genug bleibt, dass man auch draußen feiern kann.
„Es macht uns einfach viel Spaß,“ lacht die 38-Jährige, „deshalb organisieren wir es jetzt auch wieder dieses Jahr.“ Sie und ihre Familie hielten es für wichtig, diese Tradition aufrecht zu erhalten, weil es alle in Zeiten zusammenbringt, wo die allgemeine Stimmung so zerrissen scheint. Hier kämen die Familien an Pfingsten gemeinsam an einen Tisch, um gesellig Zeit miteinander zu genießen und das soll auch in den kommenden Jahren so weiter gehen.