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Blutspende Gutes Gefühl und belegte Brötchen

Einmal im Monat lädt das Deutsche Rote Kreuz Oschersleber dazu ein, ihr Blut zu spenden. Kürzlich machten sich 79 Menschen auf den Weg.

Von Susann Gebbert 28.03.2018, 01:01

Oschersleben l Das Banner an der Hornhäuser Straße erinnert daran: Es ist wieder Blutspendemontag. Wie an jedem letzten Montag im Monat. Vor dem katholischen Vereinshaus in der Alten Dorfstraße parkt ein Lkw. Bereit, die Blutkonserven der Spender ins Institut nach Dessau zu fahren. Innen schmieren Monika Buda und sechs weitere ehrenamtliche DRK-Mitarbeiterinnen aus Oschersleben Weizenbrötchen und stellen Cola bereit. Die Ärztin Reinhild Lotz bereitet ihren, von weißen Laken verdeckten Untersuchungsbereich vor und ein Team vom Blutspende-Institut in Dessau legt Punktionsnadeln und Pflaster bereit.

Jeden Monat spenden im Schnitt 63 Menschen in Oschersleben dem Deutschen Roten Kreuz einen halben Liter ihres Blutes. Geld bekommen sie dafür keines, aber dafür belegte Brötchen.

Monika Buda arbeitet im Familienzentrum des DRK. Seit sieben Jahren organisiert sie ehrenamtlich die Blutspendeaktionen mit. „Wir rechnen immer so mit 50 Leuten. Wenn mehr kommen ist das schon sehr gut“, sagt sie. Dieses Mal kommen 79 Leute in die Alte Dorfstraße. Sozusagen ein Spitzenergebnis. Die meisten von ihnen sind Stammspender, zwei spenden zum ersten Mal.

Von 18 bis 72 Jahre dürfen Menschen ihr Blut spenden. In Oschersleben sind es wenige junge Leute. „Einmal im Jahr gehen wir auch an die Europaschule“, sagt Monika Buda. Öfter lohne es sich nicht, da selten mehr als 30 Leute kämen.

Einer von 79 Spendern, die im katholischen Vereinshaus am letzten Märzmontag ihr Blut lassen, ist Gerhard Titze (59). Es ist seine 102. Spende. Zur 100. Blutspende verteilt das DRK Blumen und Präsente. Der Oschersleber Gerhard Titze verschenkte 1998 zum ersten Mal die rote Flüssigkeit, die seinen Körper am Leben hält. Ein Kumpel nahm ihn mit zur Blutspendeaktion. Seitdem ist er dabeigeblieben und lässt sich etwa alle zwei Monate eine Kanüle legen. Dass für etwa fünf Minuten eine dicke Nadel in seinem linken Arm steckt, stört ihn nicht. Er hat noch nie fremdes Blut benötigt, will aber mit seinem Blut anderen helfen.

2013 kamen im Durchschnitt 76 Spender zu den zwölf Terminen in Oschersleben, um ihr Blut abzugeben. 2017 waren es nur noch 63. Die Zahl der Spender am Montag könnte vermuten lassen, dass es wieder bergauf geht.

Aber wozu überhaupt Blut spenden? „Bei Knie- oder Hüft-Operationen muss den Patienten während der Operation Blut zugeführt werden“, erklärt die Allgemeinmedizinerin Reinhild Lotz aus Hohendodeleben. Aber auch nach Unfällen oder bei einer Blutgruppenunverträglichkeit eines Säuglings gegenüber der Mutter kann fremdes Blut lebensrettend sein. Reinhild Lotz ist im Ruhestand und arbeitet nur noch freiberuflich für Blutspendeaktionen des DRK.

Damit jemand sein Blut spenden kann, muss er sich erst von der Ärztin untersuchen lassen. Sie prüft, ob Blutdruck und Puls normal sind und der Spender vorher genug getrunken hat. Außerdem muss sie ausschließen, dass er nicht vor Kurzem in Malaria-Gebieten Urlaub gemacht hat, schwanger ist, eine Operation hinter sich hat oder kürzlich ein Antibiotikum nehmen musste. Auch frische Tattoos oder Piercings sind tabu. Reinhild Lotz nennt es „die Überprüfung der Spendetauglichkeit“.

Am Abend lädt das DRK-Team alle Blutkonserven in den Lkw. Der fährt die Körperflüssigkeit nach Dessau ins DRK-Institut. Dort werden die Konserven nach Blutgruppen unterteilt gelagert und gekühlt, bevor sie an die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt weiterverteilt werden. 220.000 Blutspenden werden dort jährlich verarbeitet.

Gerhard Titze sitzt inzwischen nicht mehr auf der Blutabnahme-Pritsche, sondern auf einem der Stühle direkt daneben. Mit der linken Hand presst er einen Tupfer auf die kleine Wunde. Zwei Stunden darf er jetzt nicht schwer heben, soll essen und trinken, bevor er das katholische Vereinshaus wieder verlässt. Er geht mit dem guten Gefühl, irgendjemanden mit seinem Blut zu helfen.