1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Harbker erfüllen historische Träume

Denkmalpflege Harbker erfüllen historische Träume

Der Harbker Denkmalpflegeverein zählt 25 Jahre. Seither setzt sich der Verein für die kulturhistorischen Schätze der Gemeinde ein.

Von Ronny Schoof 29.12.2017, 00:01

Harbke l „Wir haben kein Geld, um große Feste zu feiern“, erklärt Werner Müller während eines Rundgangs über das Schlossgelände, warum der Denkmalpflegeverein anlässlich seines 25-jährigen Bestehens auf Festempfang und Feierstunde verzichtet hat. „Es steckt alles hier irgendwo drin“, lässt Müller den Arm schweifen.

Die Veltheimsche Schlossanlage ist mittlerweile der Dreh- und Angelpunkt der Vereinsaktivitäten. „Es geht freilich immer nur in kleinen Schritten Stück für Stück voran“, so der Vorsitzende. Zumeist sei die Beschaffung und Verwendung der finanziellen Mittel auf die Sicherung des Gebäudebestands ausgerichtet. Dennoch träumt der Verein davon, Teile des Schlosses wiederaufzubauen beziehungsweise nutzbar herzurichten, wie es unter anderem schon mit dem „Kuhstall“ oder dem herausfordernden Prestigeobjekt Orangerie gelungen ist.

Um die Orangerie im Schlosspark hatte der Denkmalpflegeverein in den Neunzigern eine ambitionierte Vision gehegt. Werner Müller blickt zurück: „Seit 1994 war Eva Seiler Geschäftsführerin des Vereins, die Mitgliederzahl wuchs auf über 40 an, und Frau Seiler erzeugte damals eine wahre Aufbruchstimmung. Der Wiederaufbau der Orangerie war ihr großes Ziel, welches sie mit aller Kraft umsetzte. Es war ihr Lebenswerk und ein Höhepunkt nicht nur für den Verein, sondern für die Gemeinde und die Region.“

Eva Seiler übernahm 1997 den Vereinsvorsitz und übte das Amt bis zu ihrem Tod 2008 aus. Werner Müller, bis dato stellvertretender Vorsitzender, folgte und spricht heute wie damals anerkennend von einem „schweren Erbe, denn ihre Verdienste bleiben in Erinnerung und werden sicher noch in Generationen gewürdigt.“

Die Wurzeln des Vereins liegen im Jahr 1991, als eine Gesellschaft für Arbeitsförderung (GFA) ins Leben gerufen wurde. Zu den Schwerpunkten der GFA zählte die Gestaltung und Pflege des Schlossparks. „Die Gesellschaft stand jedoch nur begrenzt zur Verfügung, und um das Begonnene fortzusetzen, fand schließlich am 26. August 1992 die Gründungsversammlung des Denkmalpflegevereins Harbke statt“, so Müller. Erster Vorsitzender war Peter Fricke, Thomas Korittke fungierte als Geschäftsführer.

In ihrer Amtszeit galt das Augenmerk den Sanierungsarbeiten an der Levinskirche sowie der Klärung von Eigentumsverhältnissen, um einen Überblick zu bekommen, was künftig überhaupt gepflegt und gefördert werden kann. Später übernahm die Gemeinde unter Müllers Amtsvorgänger Gunther Tell das Schlossareal. „Ein mutiger Schritt“, meint der Bürgermeister, „der nicht ohne Gegenstimmen und Warnungen einher ging. Aber ich denke, es war eine gute, die richtige Entscheidung.“

2006 schlossen die Gemeinde und der Denkmalpflegeverein einen Überlassungs- und Nutzungsvertrag über große Teile des Schlossareals ab. Hintergrund war der für den Verein einfachere Weg, Fördermittel zu beantragen und diese auch in höherer Bemessung als die Gemeinde zu bekommen. „Seither haben wir mehrere Hunderttausend Euro aufwenden können. Damit der Verein die jeweiligen Eigenanteile zusetzen kann, sind wir auf Spenden angewiesen. Allein mit den Mitgliedsbeiträgen könnten wir das nicht leisten“, sagt Werner Müller.

Jüngste Maßnahmen waren die Sicherung der Kellergewölbe unter der Schlossruine und die Mauerkronensicherung an der Brauerei. „Als nächstes“, so Müller weiter, „wären Sicherungsarbeiten am Wirtschaftsgebäude zwingend notwendig, ansonsten droht die Sperrung von Teilen des Parks. Leider sind seit 2010 Förderungen dafür abgelehnt worden, was mir unverständlich ist, da der Maßnahme eigentlich höchste Priorität auch seitens des Landesamts für Denkmalpflege eingeräumt worden ist.“ Rund 100.000 Euro veranschlagt der Verein dafür.