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Die 71-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren in der Seniorenbetreuung Die Ehrennadel des Landes für die Altbrandsleberin Inge-Lore Prieskorn

Von Mandy Ganske-Zapf 08.11.2011, 04:25

Inge-Lore Prieskorn betreut ehrenamtlich Senioren im Kardinal-Jaeger-Haus in Oschersleben - seit acht Jahren. Dafür wurde sie nun mit der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

Oschersleben l Mit ihrem Fahrrad, drei Gänge, radelt Inge-Lore Prieskorn den Berg von Altbrandsleben hinunter nach Oschersleben, immer montags bis donnerstags. Im Kardinal-Jaeger-Haus angekommen, streift sie sich ein weißes Shirt über und gehört dort für vier Stunden zu den Ansprechpartnern im "Begleitenden Dienst". Sie hilft als Ehrenamtliche, wo sie kann.

Die Bewohner des Kardinal-Jaeger-Hauses sagen nur Gutes über sie: hilfsbereit, immer freundlich und zuvorkommend. Und sie selbst, 71 Jahre alt, hielt es mit Tucholsky, als ihr die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt verliehen wurde und sagte: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." In ihrem Alltag als Ehrenamtliche bedeutet das Leserunden mit den Bewohnern, Gespräche mit ihnen oder gemeinsames Singen.

Erwin Lingemann sitzt auf der Couch im Wohnbereich "St. Josef" und erzählt von Inge-Lore Prieskorn: "Sie begleitet die Leute auch, wenn jemand zum Beispiel einen Friseurtermin hat oder zum Arzt muss." Er ist 79 Jahre alt und seit März im Haus wohnhaft. Der Ausleber freut sich über ihre Hilfe, sich auch in Oschersleben als neuen Wohnort zu orientieren. Rotraut Einbeck sieht das genauso. Sie sitzt ebenfalls auf der Eckcouch, die auf der Etage zum Verweilen einlädt und wo Inge-Lore Prieskorn schon erwartet wird, für den gemeinsamen Plausch zwischendurch. Gemeinsam streifen sie durch die Erinnerungen: An die Geburt ihrer Kinder, an die Zeiten als Jäger, da Erwin Lingemann Hirsch oder Wildschwein schoss, oder Rotraut Einbeck noch in ihrem Haus in Hornhausen lebte. Die beiden Senioren sind sich einig: "Es ist gut, hier zu sein. Man wird den ganzen Tag gut unterhalten." Das "Nachtcafé" des Hauses mit Gesellschaftsspielen am Abend, Sportangeboten, Ausflügen und die Zeit mit Inge-Lore Prieskorn tragen dazu bei. Inge-Lore Prieskorn sagt von sich: " Für mich gibt es kein Leben ohne die anderen. Ich brauche sie, damit ich etwas für sie tun kann." Und das macht sie etwa 800 Stunden im Jahr. Bei ihrem Engagement wird im Haus von einem "Sonderfall" gesprochen. Niemand will die Hilfe anderer schmälern. Jeder kann im Haus nach seinem Willen und seinem Zeitbudget aktiv werden. Die Verantwortlichen sind dankbar dafür und geben jedes Jahr eine Dankeschön-Feier. Inge-Lore Prieskorn sticht aber nun einmal heraus. Pflegedienstleiter Andreas Kretschmer ist froh, jemanden wie Inge-Lore Prieskorn gefunden zu haben: "Das ist Wahnsinn. Es ist etwas Besonderes und eine Ehre, eine solche Mitarbeiterin im Ehrenamt hier zu haben."

Dass sie ein Juwel ist, war offenbar auch den Menschen in ihrer Heimat Gardelegen bewusst, wo Inge-Lore Prieskorn lange Zeit als Grundschullehrerin tätig war. Als man hörte, sie wolle zu ihrer Tochter in den Raum Oschersleben ziehen, war das schmerzlich. Da ging eine Engagierte, bei der sich die Menschen in ihrem Umfeld sicher waren, dass sie an ihrem neuen Wohnort wirken wird. Und es sollte auch nicht lange dauern, bis Inge-Lore Prieskorn etwas fand. Zwar hatte sie ihre Aufmerksamkeit zunächst auf eine Tätigkeit mit Kindern gelenkt, aber es sollte in dem Bereich nicht gleich klappen.

Ihre Tochter gab ihr dann den Tipp für das Kardinal-Jaeger-Haus. "Und ich bin da schnurstracks hingefahren und der Funke ist gleich übergesprungen", berichtet sie von ihren Anfängen des Engagements in der Senioren-Betreuung, das ihr nun die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt eingebracht hat - überreicht vom Präsidenten des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye. Dafür war sie nach ihrem "Dienst" in das Landratsamt nach Haldensleben eingeladen worden. Glückwünsche gab es von Landrat Hans Walker gleich hinterher. Schüchtern, aber stolz sagte sie dort nach der Verleihung: "Tief beeindruckt nehme ich diese Nadel entgegen." Und fuhr am nächsten Morgen wieder mit dem Rad zu Erwin Lingemann und Rotraut Einbeck.