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Hoffnung Ein langer Weg zur Kunstfabrik

Der Verein Kunst- und Kulturfabrik in Hadmersleben hat sich auf den Weg gemacht, die alte Malzfabrik wieder mit Leben und Arbeit zu erfüllen.

Von Yvonne Heyer 23.06.2020, 01:45

Hadmersleben l Im Mai war es zwei Jahre her, dass Beate und Krystof Marchewicz die Meika, ein altes Fabrikgelände inmitten der Kleinstadt von Hadmersleben, kauften. Einst wurde in der Fabrik Malz hergestellt, Kaffee geröstet und kandierte Mandeln hergestellt. Gesucht hatte das Ehepaar eigentlich einen Bauernhof, als dieser nicht zu bekommen war, „schlugen“ der Bildhauer und die studierte Biologin in Hadmersleben zu, gründeten den Verein „Kunst- und Kulturfabrik Hadmersleben“. Der zweite Vorsitzende, Peter Krüger, hat im Übrigen einst selbst in der Meika gearbeitet, ehe die Fabrik Anfang der 1990er Jahre die Tore schloss.

Seit die Meika einen neuen Besitzer fand, ist viel Wasser die Bode hinab geflossen, sind die geplanten Vorhaben längst nicht so voran gekommen, wie gedacht. Doch die wichtigste Mitteilung aus diesen Tagen ist: Das Ehepaar Marchewicz verlagert seinen Wohnsitz von Süddeutschland (Schwätzingen bei Heidelberg) nach Hadmersleben. Seit zwei Monaten stecken sie im Umzugsstress.

Noch immer gibt es vor allem in der Fabrik viel zu entrümpeln. Aktuell steht auf dem Hof ein riesiger Container, der allein tonnenweise die alten Kartonagen, die noch immer in der Meika gelagert waren, aufnehmen wird. Doch der Künstler, Bildhauer und gelernte Kunstschreiner Krystof Marchewicz weiß die alten Materialien oder Reste der Produktionsanlagen auch künstlerisch zu verarbeiten. So entstanden besondere Schränke und beispielsweise Regale, in denen Beate Marchewicz auf der Grünen Woche ihre Produkte präsentieren konnte. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Handelsvertreterin für Naturprodukte, Kosmetik und Medikamente auf Naturbasis, ist sehr international aufgestellt und möchte in Hadmersleben „ihr“ Projekt „Kräuter-Hexe“ mit Leben erfüllen. Geplant ist für die Zukunft, dass Kräuter in der Meika verarbeitet werden, unter anderem auch Tees produziert und angeboten werden. Der Umbau einer Fabrik-etage dafür hakt noch, da die entsprechenden Fördermittel aus dem europäischen Förderprogramm Leader noch nicht geflossen sind.

„Wir sind derzeit auch auf der Suche nach kleinen landwirtschaftlichen Unternehmen, die die Kräuter anbauen sollen“, erklärt Beate Marchewicz. Sie sagt von den Menschen hier in ihrer neuen Heimat, dass diese sehr hilfsbereit und nett sind. Nicht nur sie sehnt das Vorankommen des Ausbaus des Glasfasernetzes für ein schnelleres Internet herbei, weil sie dieses ganz einfach braucht.

Der Verein „Kunst- und Kulturfabrik Hadmersleben“ möchte der Meika wieder eine Zukunft zu geben, das Potenzial des alten Fabrikgebäudes vielfältig nutzen.

„Ein Ort der Begegnung, der Kunst, der Kultur, der Gesundheit kann es werden, eine Heimstadt für Musiker, Bildhauer und Kunstschaffende“, hatte Krystof Marchewicz einst gesagt. Doch Corona ist es zu verdanken, dass alle geplanten Vorträge und Workshops zur Gesundheitsförderung erst einmal gestrichen werden mussten. „Obwohl die Vorträge zur Stärkung des Immunsystem gerade jetzt wichtig gewesen wären“, so Beate Marchewicz.

In den verschiedenen Etagen des einstigen Fabrikgebäudes lassen sich viele Räumlichkeiten finden. „Warum sollen hier nicht nur Kunst und Wirtschaft heimisch werden? Auch Jugendliche könnten sich hier treffen, sich Räumlichkeiten schaffen, ja selbst renovieren. Schulen könnten wir Kunstunterricht in den alten Fabrikräumen bieten. Erste Kontakte sind geknüpft, sollten ebenso bereits starten, dann allerdings kam Corona“, erzählt Beate Marchewicz.

Geplant waren in diesem Jahr erstmals auch drei Baucamps. Die ersten beiden Termine im April und Juli mussten entfallen. Nun hofft die Kunst- und Kulturfabrik, dass die Architekturstudenten vom 23. August bis 5. September kommen dürfen. Normalerweise sollten junge Leute aus der ganzen Welt kommen, doch nun ist die Kapazität auf lediglich acht Personen begrenzt. Da das ehemalige Wohnhaus noch nicht als Gästehaus genutzt werden kann, werden noch Übernachtungsmöglichkeiten für die jungen Leute gesucht. „Sie müssten tatsächlich nur einen Schlafplatz und eine Dusche haben, die gesamte Verpflegung läuft in der einstigen Fabrik. „Uns ist aber auch wichtig, dass die Studenten nicht nur in der Fabrik arbeiten. Den Teilnehmern des Baucamps wollen wir auch die nähere und weitere Umgebung von Hadmersleben näher bringen“, ist von Beate Marchewicz weiterhin zu erfahren.