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Einbruch Tätern einen Riegel vorschieben

Der 25. Oktober ist der Tag des Einbruchschutzes. Aus diesem Anlass gibt die Oschersleber Polizei Tipps, wie man sich schützen kann.

Von André Ziegenmeyer 24.10.2020, 01:01

Oschersleben l Die Dämmerung bricht immer früher herein. Für Einbrecher ist das ein Grund zur Freude. Denn mit der langen Dunkelheit wächst aus ihrer Sicht die Chance, dass sie bei ihren Taten unbemerkt bleiben. Aber das muss nicht sein. Beim Tag des Einbruchschutzes handelt es sich um eine bundesweite Aktion. Sie findet jedes Jahr am Tag der Zeitumstellung statt. Das Ziel besteht darin, Menschen für das Thema „Einbruch“ zu sensibilisieren. So können sie sich schützen - und im Notfall richtig reagieren.

Peter Hartling ist einer der beiden Oschersleber Regionalbereichsbeamten. Vor Kurzem hat er am Zaun der Puschkin-Sekundarschule ein Banner befestigt. Es soll Aufmerksamkeit wecken und verweist zugleich auf die Internetseite www. k-einbruch.de. Dort ist gleich eine ganze Reihe von Tipps und Hinweisen zu finden.

„Es ist immer wieder so: Mit der dunklen Jahreszeit steigt die Zahl der sogenannten Tageswohnungseinbrüche“, berichtet Polizeiobermeister Peter Hartling. Die Vermutung, Einbrecher kämen vor allem in der Nacht, sei falsch. Etwa 80 bis 90 Prozent der Taten würden tagsüber begangen, zum Beispiel, wenn die Geschädigten arbeiten sind.

In der Regel würden dahinter nicht Einzeltäter stecken, sondern organisierte Gruppen, die professionell vorgehen. Besonders betroffen seien Gebiete, die nahe der Autobahn liegen. Dort könnten Einbrecher schnell ihr Ziel erreichen und ebenso schnell wieder verschwinden. „Einige geben sich auch als Handwerker aus. Damit fallen sie in einem Wohngebiet am wenigsten auf“, berichtet Peter Hartling.

Meist gehe alles sehr schnell. Binnen 30 Sekunden gelange ein Täter ins Haus oder in die Wohnung. Dort suche er zielgerichtet nach potenzieller Beute. Der gesamte Einbruch dauere meist nicht länger als sechs Minuten.

„Gerade deshalb möchten wir die Menschen auf das Thema aufmerksam machen“, hält Peter Hartling fest. Es sei richtig, die Polizei zu informieren, sobald einem etwas ungewöhnlich vorkomme. „Wir fahren lieber einmal umsonst hin als einmal zu wenig“, betont der Regionalbereichsbeamte. Aber: „Selbst aktiv zu werden und zu versuchen, Täter in die Flucht zu schlagen, wird von uns absolut nicht empfohlen“, betont Peter Hartling. Es sei sehr viel sicherer und auch sinnvoller, die Polizei zu rufen.

Klassische Schwachstellen an Einfamilienhäusern seien Kellerfenster oder Verandatüren. An der Haustür würden Einbrecher selten ihr Glück versuchen. Diese seien meist massiv gefertigt und könnten noch am ehesten Widerstand leisten. „Die Täter machen so wenig Krach wie möglich. Sie schlagen zum Beispiel auch keine Scheiben ein“, berichtet Peter Hartling. Ein gekipptes Fenster oder eine gekippte Terrassentür käme dagegen praktisch einer Einladung gleich.

Bei Mehrfamilienhäusern sieht das anders aus. Hier dringen laut Info-Material der Polizei 55 Prozent der Täter durch die Wohnungstüren ein und nur 26 Prozent über Terrassen- oder Balkontüren.

Allgemein gilt: „Eine aufmerksame Nachbarschaft ist Gold wert“, so Peter Hartling. Darüber hinaus liegt dem Polizeiobermeister noch ein Tipp am Herzen: „Wer ein Haus baut, sollte sich gleich über entsprechende Sicherungstechnik wie etwa einbruchhemmende Fenster informieren“, erklärt der Regionalbereichsbeamte. Das Nachrüsten sei bis zu dreimal so teuer.

Allerdings hält die Polizei auch einen besonderen Service bereit: Wohnungs- und Hauseigentümer können sich kostenlos durch einen Experten beraten lassen. Der nimmt das betreffende Objekt in Augenschein und weist auf Schwachpunkte hin. Laut Peter Hartling ist dieses Angebot nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Gewerbebetriebe gedacht.

Doch es ist nicht nur der materielle Schaden, der nach einem Einbruch im Fokus steht. „Wertgegenstände sind ersetzbar. Aber das psychologische Moment ist verheerend“, berichtet Peter Hartling. Das Eindringen von Fremden in die eigenen vier Wände und in die Privatsphäre verletze das persönliche Sicherheitsgefühl. „Das kann viel länger nachwirken als die Beseitigung der anderen Schäden“, erklärt der Polizeiobermeister. Es bleibe die Sorge, ob es nicht jederzeit zu einem weiteren Einbruch kommen könne. Unter Umständen seien Betroffene deshalb extra umgezogen.

Abschließend macht Peter Hartling deutlich: „Einen hundertprozentigen Schutz gegen Einbrüche gibt es nicht. Aber man kann es dem Täter so schwer wie möglich machen.“ In der Regel seien Einbrecher wie Wasser: Sie suchten sich den Weg des geringsten Widerstandes. Je länger sie bräuchten, um in eine Wohnung oder ein Haus einzudringen, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Versuch abbrechen. Sonst werde für sie die Gefahr zu groß, bemerkt zu werden. Ein Blick in die Statistik gibt Grund zur Hoffnung. Laut den Unterlagen der Polizei war die Zahl der Einbrüche zuletzt rückläufig. In ganz Sachsen-Anhalt gab es 2019 2383 sogenannte „Wohnungseinbruchdiebstähle“. 2018 waren es noch 2821 Fälle. Das entspricht einem Rückgang von 15,5 Prozent.

Weitere Zahlen hält Sebastian Richter vom Polizeirevier Börde bereit. Demnach gab es 2019 im Landkreis insgesamt 237 Einbruchdiebstähle. 2018 waren es noch 256. Die Zahl ist also um knapp 7,5 Prozent gesunken. Die überwiegende Zahl der Fälle betraf übrigens Einfamilienhäuser.

In Oschersleben spiegeln sich diese Zahlen leider nicht wieder. 2018 gab es zwölf Einbruchdiebstähle. 2019 waren es mehr als doppelt so viele, nämlich 27. Wanzleben scheint dagegen dem Trend zu entsprechen. Hier ging die Zahl der Fälle von 19 im Jahr 2018 auf 11 im vergangenen Jahr zurück.