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Feuerwehreinsatz Kein Verständnis für Pöbeleien

Während eines Einsatzes sind Feuerwehrleute in Oschersleben verbal attackiert worden. Das sorgt für Empörung.

Von Sebastian Pötzsch 20.03.2019, 00:01

Oschersleben l Später Montagnachmittag, Feierabendverkehr auf der B 246, der Anderslebener Straße. Gegen 16.30 Uhr reißt ein Bagger bei Tiefbauarbeiten ein Leck in die Gasleitung, die im Erdreich liegt. Sofort werden Polizei und die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Oschersleben alarmiert. Die Einsatzkräfte erkennen sofort die große Gefahr, denn in unmittelbar Nähe, keine 30 Meter entfernt vom Leck, liegt eine Tankstelle, gegenüber eine weitere. Großräumig wird abgesperrt. Sprich: Die Anderslebener Straße wird ab „action“ dicht gemacht, die Ausfahrt von den Einkaufsmärkten auf die Anderslebener Straße ebenso. Als das Havarie-Team des Energiedienstleisters Avacon eintrifft, müssen die Maßnahmen wegen der Gefahrenlage erweitert werden. Die Einkaufsmärkte Toom, Marktkauf und Repro liegen in Windrichtung des ausströmenden Gases und müssen sofort evakuiert werden.

Während die Evakuierung der Einkaufsmärkte und Parkplätze „gesittet“ vonstatten geht und schließlich sich der Verkehr im Peseckendorfer Weg staut, diese Straße wird später eben wegen der unklaren Gefahrenlage auch gesperrt werden müssen, spielen sich an den Absperrungen zur Anderslebener Straße, gelinde gesagt, unschöne Szenen ab. Es kommt zu Bedrohungen und Beschimpfungen durch Passanten und Autofahrer. Das geht soweit, dass den freiwilligen Helfern Schläge angedroht werden.

„Provokationen gegen Einsatzkräfte unter Androhung von Gewalt sind auf das schärfste zu verurteilen“, sagte Stadtsprecher Mathias Schulte am Tag danach. Gerade das Angehen der Feuerwehrleute und Rettungssanitäter nicht nur von Auswärtigen sondern gerade von Oschersleber Bürgern sei so nicht hinnehmbar. Schließlich seien die ehrenamtlichen Kameraden der Feuerwehr freiwillig im Einsatz, um Menschenleben zu retten und zu schützen.

Aber nicht nur Schläge wurden angedroht. Es ging soweit, dass Autos, um die Absperrung zu umfahren, einfach über Fuß- und Radwege ausgewichen sind und so möglicherweise noch andere Menschen in Gefahr brachten.

Feuerwehrsprecher Andreas Ehrhardt zeigte sich am Montagabend völlig entsetzt. So krasse verbale Attacken gegen Kameraden hat er so noch nicht erlebt. „Bei Straßensperrungen kommt es schon mal vor, dass die Leute motzen. Aber in diesem Maße, wie am Montagabend geschehen, ist es noch nie vorgekommen. Für mich ein Zeichen dafür, wie sehr verroht diese Gesellschaft ist. Freiwillige Einsatzkräfte beleidigen und bepöbeln, das ist grenzwertig. Die Menschen sollten einfach auch mal das große Ganze sehen. Warum waren wir da? Warum haben wir rund 200 Meter der Anderslebener Straße gesperrt? Weil die massive Gefahr einer Explosion bestand“, erklärt Oscherslebens Stadtwehrleiter Sven Könnecke.

„Es ist für mich völlig unverständlich, wie man so heftig auf notwendige Maßnahmen unserer Feuerwehr reagieren kann. Wenn die Kameradinnen und Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehren tätig werden, dann um Leib und Leben zu schützen. Da sollte man erwarten dürfen, dass die Menschen, die täglich von der Bereitschaft der Feuerwehr profitieren, auch Verständnis aufbringen, wenn es mal zu Einschränkungen kommt. Insbesondere die Androhung körperlicher Gewalt ist für mich absolut ausgeschlossen – da endet jedes Verständnis. Ich hoffe, dass so etwas für unsere Feuerwehrfrauen und –männer eine Einzelerfahrung bleiben wird“, so Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos).

Übrigens, nach anderthalb Stunden in der Kälte blieb den Kameraden der Feuerwehr Oschersleben nur wenig Zeit zum Aufwärmen. Sie wurden gegen 19 Uhr gemeinsam mit der Wehr Neindorf zum nächsten Einsatz gerufen. Bei Neubrandsleben ging eine Gefahr von einem Strommasten aus.