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Dreiste Diebe Kein Gackern mehr im Gänsestall

Dreiste Diebe haben in der fünf seltene Zuchtgänse aus einem Stall in Hordorf bei Oschersleben geklaut. Prämie für Hinweise ausgesetzt.

Von Sebastian Pötzsch 14.12.2015, 00:01

Hordorf l „Ich traute meinen Augen nicht, als ich am Mittwochfrüh meine Gänse aus dem Stall lassen wollte. Es waren nämlich keine mehr da“, erzählt Virginia Heyd. Wie jeden Tag brachte die Hordorferin zuerst ihre Kinder in die Schule, um sich anschließend um ihre Tiere auf einem Grundstück am Ortsrand zu kümmern. Dazu gehören nicht nur das Rauslassen aus dem Stall, sondern auch das Füttern.

Dafür muss sie zunächst das Gelände mit dem Auto befahren. Den größten Teil der Strecke zum Stall nimmt sie im Allgemeinen immer zu Fuß, „weil sich hier bei der aktuellen Witterung die Autos festfahren würden“, sagt die Züchterin. Dann muss sie über einen etwa einen Meter hohen Zaun steigen und dann noch einmal gut 15 Meter über eine Wiese zum Stall gehen. „Normalerweise fangen die Gänse dann an zu gackern und schauen mich durch das Fenster an“, beschreibt die Züchterin ihren allmorgendlichen Ablauf. „Doch an diesem Tage hat mich niemand begrüßt.“

Nach Virginia Heyds Auffassungen müssen die Täter genauso auf ihr Grundstück gekommen sein wie sie es selbst tagtäglich tut. „Es gibt keinen anderen Weg. Die Zäune sind an den anderen Stellen viel zu hoch. Die haben sich ausgekannt“, meint sie. Und es müsse ein höllischer Krach gewesen sein. Denn auf ihrem Grundstück gackern normaler weise nicht nur Gänse, sondern es schnattern auch Enten, Hühner gluckern und ab und an kräht ein Hahn. „Federvieh, vor allem aber Gänse, sind wie Wachhunde. Die machen richtig Lärm, wenn sich ihnen jemand nähert“, weiß die Züchterin aus Erfahrung, die auch mehrere Bienenvölker ihr Eigen nennt.

Der Diebstahl ihrer Gänse ist für Virginia Heyd um so ärgerlicher, weil es sich ihren Aussagen zufolge um Zuchtgänse handelt, drei Ganter und zwei weibliche Tiere. „Das waren Deutsche Legegänse. Diese Rasse kommt leider nur noch ganz selten vor und steht deshalb auf der roten Liste“, erzählt die Züchterin weiter. Die gestohlen Tiere seien erst im Frühjahr dieses Jahres geschlüpft und die Grundlage für die nächste Generation gewesen. „Eigentlich waren das die Eltern der natürlich jetzt noch nicht geschlüpften Braten für das Weihnachtsfest 2016. Für das diesjährige Fest haben wir schon alle geschlachtet. Dieses Schicksal hat wohl inzwischen auch unsere gestohlenen Gänse ereilt“, denkt Virginia Heyd.

Noch am Mittwochvormittag habe sie über ein Online-Formular im Internet eine Anzeige bei der Polizei erstattet. „Ich habe mit einem Beamten telefoniert, der mir dazu geraten hat. Gänseklau gehört wohl eher zu den Bagatelldelikten“, sagt die Züchterin und kann das so richtig nicht verstehen. Denn zusammengerechnet sei ihr ein Schaden von etwa 1000 Euro entstanden. „Es geht ja nicht nur um die fünf gestohlenen Gänse, sondern auch um deren Nachwuchs, der nächstes Jahr gekommen wäre. Meine ganze Zucht ist zunichte gemacht worden, da haben fünf Jahre Arbeit drin gesteckt. Alle Tiere haben wir per Hand großgezogen“, ärgert sich Heyd. Und sie weiß nicht, wo sie noch Exemplare der seltenen Rasse bekommen soll.

Zwei Tage sei sie völlig neben der Spur gewesen, habe immer nur an ihre Tiere und den Diebstahl gedacht, „an die Dreistigkeit, mit der die Leute hier vorgegangen sind. Das ist wie ein schlechter Traum. Ich kann es noch immer nicht fassen“, sagt Heyd.

Und obwohl sie keine große Hoffnung auf Informationen zum Verbleib ihrer Gänse hegt, hat sie eine Prämie ausgesetzt. „Vielleicht hat jemand etwas gehört oder gesehen. Oder jemand wundert sich, dass ein Bekannter plötzlich eine Weihnachtsgans anzubieten hat“, spekuliert sie. Sollten entsprechende Hinweise vielleicht doch noch zum Erfolg führen, verspricht sie eine Ente für den Weihnachtsbraten als Belohnung.

Hinweise können unter folgender Rufnummer abgegeben werden: 03949/514626.