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Bauen Krottorfer fühlen sich beim Mühlgraben-Projekt nicht gut informiert

Vor einigen Wochen startete am Krottorfer Mühlgraben ein Projekt zum Hochwasserschutz. Für die Bürger bleiben viele Fragen offen, wie etwa zur Beweissicherung von Schäden oder zum Rammen der Spundwände.

Von Yvonne Heyer 06.08.2021, 05:15
Die Füßgängerbrücke zum Sportplatz soll heute abgerissen. Da hier  auch etliche Kabel verlaufen, musste als Ersatz eine Kabelbrücke gebaut werden.
Die Füßgängerbrücke zum Sportplatz soll heute abgerissen. Da hier auch etliche Kabel verlaufen, musste als Ersatz eine Kabelbrücke gebaut werden. Foto: Yvonne Heyer

Krottorf - Seit mehr als vier Wochen wird am Mühlgraben in Krottorf gebaggert und geschachtet. Es laufen Pumpen, um das Bett des Grabens trockenzulegen. Für heute ist der Abriss einer ersten Fußgängerbrücke in Richtung Sportplatz angekündigt.

Doch Gespräche mit Bürgern, vor allem mit jenen, die in unmittelbarer Nähe der Baustelle und damit des Mühlgrabens wohnen, bringen zutage, dass es nach wie vor viele Fragen, aber auch Unverständnis gibt. Wolfgang Ihsecke und Karl-Heinz Böker beispielsweise reagieren auf eine erste Volksstimme-Veröffentlichung. Darin wurde berichtet, dass die Häuser im unmittelbaren Baustellenbereich und auch in angrenzenden Straßen begutachtet worden sind. „Bei uns war niemand“, so die Reaktion der beiden Herren. Auch Familie Rohde hatte kritisiert, dass sich auf ihrem Grundstück noch niemand hat sehen lassen. Zumal die Risse an ihrem Haus bereits offensichtlich sind.

Einzeluntersuchungen folgen noch

Sebastian Foltys vom beauftragten Baubetrieb Strabag sagt zu der Problematik, dass zunächst alle Häuser im unmittelbaren Baustellenbereich und in angrenzenden Straßen rein äußerlich im vorgeschriebenen Beweissicherungsverfahren angeschaut worden sind. „Bisher wurde ein Beweissicherungsverfahren für den gesamten Baubereich durch einen Sachverständigen erstellt. Nach Auswertung des Beweissicherungsverfahren wird auf den rot umrandeten Grundstücken eine Einzeluntersuchung stattfinden“, erklärt Sebastian Foltys (siehe Bauzeichnung). Diese zeigt auch den Bereich, in dem die Spundwände verbaut werden.

Volker Naumann, zuständiger Projektleiter vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ergänzt, dass die zur Einzeluntersuchung vorgesehenen Häuser in den nächsten 14 Tagen begutachtet werden.

 Kontrolliert der LHW die vorgeschriebene Beweissicherung der Häuser? Diese Frage richtete die Volksstimme ebenso an Volker Naumann. „Die Ergebnisse der Beweissicherung werden sowohl uns als Auftraggeber als auch unserer Bauüberwachung übergeben und kontrolliert. Die Beweissicherung ist Bestandteil des Bauvertrages“, antwortet Naumann.

Unverständnis herrscht bei den Bürgern auch deshalb, weil es vor Baubeginn keine Anwohnerversammlung gegeben habe. Somit sei nun den Bürgern nicht bekannt, wo genau die Spundwände in die Erde gerammt werden. Zudem habe es im November vergangenen Jahres geheißen, es werde nicht mit Spundwänden gearbeitet. Volker Naumann erklärt anhand der Bauzeichnung, wo gerammt werde. „Die Rammarbeiten finden nur im Mühlgraben ab Sportplatzbrücke stromab linksseitig ca. 105 Meter und rechtsseitig ca. 65 Meter statt. Die Rammarbeiten erfolgen durch Einpressen der Spundwandbohlen in den Untergrund. Eine andere Variante ist nicht vorgesehen“, so Naumann.

Der Fließquerschnittwird erweitert

 Seit Baubeginn wurde der Mühlgraben weitestgehend trocken gelegt und zur Baustraße mit entsprechender Schüttung umfunktioniert. Was passiert mit dem Material nach den Bauarbeiten? Auch das möchten die Bürger wissen. „Das Material wird nicht entsorgt, sondern verwertet. Entweder für die Befestigung des Unterhaltungsweges oder auf anderen zukünftigen Baumaßnahmen. Aufgrund der Befahrung mit Maschinen bis 55 Tonnen und der erheblichen Erdbewegungen ist die Baustraße im Mühlgraben unerlässlich“, ist Volker Naumann überzeugt. Aber noch etwas interessiert die Krottorfer. Auf der einen Seite wird der Mühlgraben für den Hochwasserschutz ertüchtigt, andererseits „entsteht nicht hinter und vor dem Sanierungsbereich eine Art 'schmaler Flaschenhals', wird das Wasser hier nicht wieder eingegrenzt?“, fragen Wolfgang Ihsecke und Karl-Heinz Böker. Im alten Turbinenhaus am Avacon-Gebäude werde durch Um- und Rückbauarbeiten der Fließquerschnitt erweitert. In diesem Zusammenhang werde der Mühlgraben instand gesetzt und aktuell beräumt, damit eine zusätzliche Wassermenge bei Hochwasser schadlos abfließen kann. Soweit die Antwort des LHW.