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Nahverkehr Vom Warten auf ein Wartehäuschen

Nach langem Hin und Her wird Druxberge nun doch noch ein Bus-Wartehäuschen bekommen.

Von Ronny Schoof 15.01.2016, 00:01

Druxberge l Eigentlich meint der Begriff Wartehäuschen, dass man darin warten kann. In Bezug auf die Druxberger Bushaltestelle in Richtung Eilsleben hat sich eine andere Deutung des Worts ergeben: Man wartet auf so ein Häuschen – schon mehr als drei Jahre. Immerhin ist nun eine Ende in Sicht .„Ich habe mich zwischenzeitlich veralbert gefühlt. Das war wie ein nie endender Aprilscherz“, äußert Beatrix Kämz, Gemeinderätin aus Druxberge und ehemalige Bürgermeisterin der Ortschaft, ihren Unmut. Auch ihr Eilsleber Ratskollege Gunter Czyrnik konnte kaum noch Verständnis dafür aufbringen, dass eine vermeintlich kleine Angelegenheit so viel Befassung benötigt: „Weder der Bürgermeister noch die Verwaltung haben da aus meiner Sicht genug Druck an den betreffenden Stellen gemacht, um das Problem zu lösen – und das, obwohl es mal nicht an der Finanzierung haperte, da der Ortsteil Wormsdorf sofort auf eigene Maßnahmen zugunsten des Druxberger Wartehäuschen verzichtet hat, als uns die Sache im Gemeinderat bekanntgemacht wurde.“

Begonnen hatte das lange Warten mit einem formlosen Antrag einer Druxbergerin ans Ordnungsamt Obere Aller im Oktober 2012. Elternvertreterin Mandy Schreiber verwies darin auf die Tatsache, dass den Schulkindern, die allmorgendlich mit dem Bus nach Eilsleben oder Ummendorf fahren, an der Hauptstraße nur das Wartehäuschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite als Unterstand dient. Eine überdachte Haltestelle Richtung Eilsleben würde da doch Abhilfe schaffen. „Der Eingang des Schreibens wurde noch bestätigt, und man wollte prüfen und weiterleiten, aber dann passierte lange nichts mehr“, so Beatrix Kämz mit Blick auf die gesammelte Aktenlage.

Erst Ende 2014 kam wieder wirkliche Bewegung in die Sache, als sie im Eilsleber Gemeinderat besprochen wurde. In diesem Zuge kam aus Wormsdorf der Vorschlag auf, überschüssiges Geld aus der eigenen Pfarrscheunensanierung – 5000 Euro – im nächsten Haushalt für ein zusätzliches Wartehäuschen in Druxberge einzuplanen. Die Finanzierung stand also, die Komplikationen jedoch sollten sich als anderer Natur erweisen. „Knackpunkt war der Standort, den wir nicht ohne Zustimmung der zuständigen Straßenbaulastträger und anderer Behörden mit einer Wartehalle bebauen konnten“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Bärbel Kuch.

Die Landesstraßenbaubehörde hatte nichts gegen eine Errichtung am bisherigen Haltepunkt der Buslinie auf Höhe der Kirchgartentreppe einzuwenden: keine Sicherheits- und Verkehrseinschränkung – Zustimmung erteilt. Veto allerdings legten im März 2015 der Denkmalschutz und der Gemeindekirchenrat mit der Begründung ein, das Wartehäuschen würde die „Ansicht des Ensembles aus Kirche und Sandsteinmauer negativ beeinflussen“. Ab diesem Punkt setzte bei Beatrix Kämz allmählich Unverständnis ein: „Davon abgesehen, dass es ja auch durchsichtige Unterstände gibt, ist es ja nicht gerade so, dass hier Heerscharen von Touristen aufschlagen, um die Kirche zu fotografieren.“

Nichtsdestotrotz musste ein neuer Standort gefunden werden. Also fasste man einen Steinwurf weiter den Bereich gegenüber vom Bürgerhaus als Alternative ins Auge – mit dem Ergebnis, dass nun das Straßenverkehrsamt Börde verneinte: zu nah an der Fahrbahnverengung; es bestünde die „Gefahr täglicher Staubildung in beide Richtungen“.

In der Standortfrage rückte man daraufhin wieder ein paar Meter zurück und empfahl die Versetzung der Haltestelle hinein in den Abzweig Kirchstraße am Kindergarten. Das störte weder Behörden noch Kirche, und das Spiel hätte im Sommer 2015 ein Ende finden können – doch es kam zur Verlängerung, weil ein neuer Mitspieler eingeschaltet wurde.

„Es gab ein grundsätzliches Interesse eines Unternehmens, welches zu Werbezwecken kostenlos für Gemeinden Wartehallen aufstellt“, begründet Bärbel Kuch den Schritt. „Das ist eine sparsame Realisierungsform, die bereits in Eilsleben praktiziert wurde und aus Sicht der Verwaltung somit auch für Druxberge infrage kam.“ Eine endgültige Zusage machte besagte Firma von einer Standortbegutachtung abhängig. Damit ließ sie sich zwei Monate Zeit und einen weiteren bis zur Absage. „Es war sicherlich den Versuch wert, sogar noch eine kostenlose Lösung zu finden“, sagt dazu Beatrix Kämz, „aber eigentlich war auch klar, dass der Träger abspringt, weil Werbung an dieser Stelle nicht wirksam ist.“

Die Odyssee des Wartens ist nun fast vorbei. „Nach der Absage im November haben wir auf Grundlage des Eilsleber Haushaltsbeschlusses umgehend Angebote zu verschiedenen Ausführungen von Wartehäuschen eingeholt und diese dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt“, so Kuch. Dana Duchstein vom Sachgebiet Bauwesen ergänzte in dieser Woche auf Volksstimme-Anfrage: „Die Wartehalle ist bestellt, wir erwarten die Lieferung für Anfang/Mitte Februar. Der Aufbau ist dann witterungsabhängig, wird aber auch in den nächsten Wochen erfolgen.“