1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Sorge um die Bachneunaugen am Bodewehr in Oschersleben

Tierschutz Sorge um die Bachneunaugen am Bodewehr in Oschersleben

Die Rückbauarbeiten am Oschersleber Bodewehr nehmen ihren Fortgang. Allerdings ist Heimo Reilein stinksauer. Durch die Verfüllung des Unterwasserkolks am Wehr sieht er das Überleben der streng geschützen Bachneunaugen und weiterer Fische in Gefahr.

Von Lars Koch 03.12.2021, 12:05
Mit besorgter Miene schaut Heimo Reilein in Richtung des Bodewehrs, wo die Abrissarbeiten laufen.
Mit besorgter Miene schaut Heimo Reilein in Richtung des Bodewehrs, wo die Abrissarbeiten laufen. Archiv-Foto: Lars Koch

Oschersleben - Am Bodewehr wird weiter abgerissen, doch die Art und Weise, wie die Arbeiten erfolgen, trifft so ganz und gar nicht den Geschmack der IG Bode-Lachs, die sich um das Gewässer kümmert. „Bis heute liegt keine Ausführungsplanung vor. Was aber noch schlimmer ist, durch die Baufirma vor Ort werden Tatsachen geschaffen, die so keinesfalls unsere Zustimmung haben“, schimpft Heimo Reilein. Was ihn so wütend mach ist die Anlage der Baustraße für den Abriss, für die kurzerhand mit schwerem Gerät das Unterwasserkolk des Wehres verfüllt wurde. Insgesamt sei die Kommunikation mit der LHW bisher ohnehin recht mühselig gewesen.

Zum Bodewehr berät LHW erst in einer Woche

Von Seiten des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft war in der Frage, wie es zur Verfüllung des Unterwasserkolks ohne eine vorherige Abfischung noch keine Auskunft zu Erhalten. Man berate erst gegen Ende der kommenden Woche wieder zum Abriss Bodewehr. „Dann können wir auch ihre Fragen beantworten“, so Christian Jöckel vom LHW-Geschäftsbereich Grundlagen, Planung und Bau.

„Die Tatsachen seien nun aber schon einmal geschaffen“, so Heimo Reilein, der auch auf eine Aussage das LHW verweist, laut der der Landesbetrieb die Notwendigkeit eines Abfischens nicht gesehen habe. „Das hätte uns einen Tag Arbei gekostet, wie hätten die Fische mit leichtem Strom betäuben, abfischen und umsetzen können. Nun ist es dafür wahrscheinlich zu spät.“

Für Bachneunaugen gilt Tötungsverbot nach Bundesnaturschutzgesetz

Laut früheren Befischungsprotokollen wurden direkt im Unterwasser des Wehres Bachneunaugenquerder lokalisiert, die  nicht evakuiert wurden, aber einem Tötungsverbot nach Bundesnaturschutzgesetz unterliegen. Gleiches gilt für die Fische, die sich naturgemäß in tiefe und strömungsberuhigte Bereiche zurückziehen, um dort zu überwintern. Eigentlich sollte das auch beim LHW bekannt sein. Das Bachneunauge gilt als gefährdet und zählt zu den bedrohten Tierarten. Die Zerstörung der Lebensräume und die erheblichen Veränderungen der Lebensbedingungen in Fließgewässern sowie unangemessene Maßnahmen zur Gewässerunterhaltung sind verantwortlich für den Rückgang der Art. „Die zuständigen Behörden wurden von uns über den Vorgang informiert“, so Reilein weiter.

Zumindest damit, dass die Abrissarbeiten in Oschersleben voranschreiten, ist Reilein zufrieden. „So kommen wir den Zielen, so dass wir den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie des Umweltbundesamts und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, bei der es sich um eine Naturschutzrichtlinie der Europäischen Union handelt und denen des Hochwasserschutzes zumindest in Oschersleben immer  näher.“

Artenvielfalt rund um das Bodewehr hat sich versechsfacht

So habe allein der Umstand, dass das Wehr nicht mehr geschlossen und die Bode wieder ein richtiges Fließgewässer ist, einige Fischarten zurück gebracht. „Bis vor ein paar Jahren hatten wir hier gerade einmal fünf Fischarten, heute sind es wieder um die 30 Arten, die sich hier tummeln“ führt Reilein aus. Das beginne von Aale über Bachforelle, Barben, Haseln, Esche und so gar ein Zander, die in der Region eigentlich gar nicht heimisch ist, wurde beim Elektrofischen schon festgestellt.

Nur der Bodelachs, um dessen Wiederansiedlungen es der IG schließlich auch gehe, sei noch nicht wieder heimisch. „Da arbeiten wir dran. Es ist zumindest nachgewiesen, dass es in der Bode einmal Lachse gegeben hat.

Mit schwerem Geräte wird seit einiger Zeit am Wehr gearbeitet, um den Abriss voranzubringen. Foto: Constanze Arendt-Nowak
Mit schwerem Geräte wird seit einiger Zeit am Wehr gearbeitet, um den Abriss voranzubringen. Foto: Constanze Arendt-Nowak
Constanze Arendt-Nowak