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Stadtentwicklung Oschersleben hat jetzt ein Konzept

Gut ein Jahr lang wurde am Integrierten Stadtentwicklungskonzept für Oschersleben gearbeitet. Nun hat der Stadtrat es beschlossen.

Von Yvonne Heyer 21.10.2017, 01:01

Oschersleben l Unter Federführung des Stadtplaners Stephan Westermann und seines Berliner Büros wurde das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek) für die Kernstadt Oschersleben entwickelt. Im Jahr 2016 nahm eine aus 50 Mitgliedern bestehende Lenkungsgruppe mit Vertretern aller gesellschaftlichen Gruppierungen der Stadt ihre Arbeit auf. In acht Sitzungen diskutierte das Gremium verschiedene Stadtentwicklungsthemen und Einzelmaßnahmen.

In zwei öffentlichen Workshops hatten die Einwohner darüber hinaus die Gelegenheit, sich und ihre Ideen in das Isek einzubringen. Ziel der Arbeit war es in den vergangenen Monaten, konsensfähige Entwicklungsziele und Leitbilder der Stadt für die nächsten rund 15 Jahre zu formulieren. Zudem wurde die Frage beantwortet, was für eine Stadt Oschersleben 2030 sein soll und mit welchen Qualitäten sie sich profilieren möchte. Im Ergebnis der Diskussionen entstanden vier Leitbilder der Stadtentwicklung 2030.

 „Oschersleben ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum im südlichen Bördekreis.“

In der weiteren Erläuterung heißt es, dass sich die Bodestadt zum Kraftzentrum zwischen Magdeburg und dem Harz entwickelt. Die lokal ansässige Wirtschaft, produzierende Traditionsbetriebe, regionales Handwerk und innovative Neugründungen bieten der Region Arbeit und Wohlstand. Die Stadt bietet attraktive Standortbedingungen und qualifizierte Beschäftigte. Gleichzeitig ist Oschersleben kultureller Mittelpunkt des südlichen Landkreises mit seinen Schlössern und Klöstern, Museen und Bibliotheken sowie einer reichen Vereinslandschaft.

„Wie ist das zu erreichen? Der Unternehmerstammtisch sollte auch in Zukunft eine Bestätigung finden. Mit dem Breitbandausbau wird ein weiterer wichtiger Schritt getan, Investoren gute Standortbedingungen zu bieten. Mit Flyern und einem besseren Internetauftritt sollte die Stadt mehr mit dem klappern, was sie zu bieten hat“, erläuterte Stephan Westermann. Ziel müsse es sein, Zuwanderungs- und Bleibestrategien zu schaffen, denn junge Fachkräfte werden gebraucht. 2030 werden 5900 Leute aus dem Arbeitsleben ausscheiden, nur 2500 würden dagegen ins Arbeitsleben starten. „Mit der Ausbildungsmesse am Ball bleiben, Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben fördern und gezielt aufzeigen, welche Chancen die Stadt bietet, eine Willkommenskultur für Zuzieher und Rückkehrer schaffen, dass sind die Wege, die beschritten werden müssen“, so Westermann.

 „Oschersleben zeichnet sich aus  durch eine kompakte und lebendige Innenstadt.“

Vielfältig stellt sich heute die Altstadt von Oschersleben dar. Kleinteilige Geschäfte und Handwerk mit regionalem Bezug, Gastronomie und Touristinformation sind Anlaufpunkte für Besucher. Rathaus, Kreisverwaltung und die neue Schwimmhalle sind auch für wenig mobile Menschen gut erreichbar. Ein Vorschlag zur Umsetzung des zweiten Leitbildes ist beispielsweise die Installation eines Geschäftsstraßenmanagers oder das Schaffen eines barrierearmen Straßen- und Wegezuges zwischen Bürgerpark und Bodelinie. Entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Braunschweig könnten Freizeitangebote angesiedelt werden. Die Aktion „Jung kauft Alt“ sollte mehr beworben werden.

„Oschersleben  bietet attraktive Wohn-, Bildungs- und Freizeitangebote für junge Familien.“

Es ist damit zu rechnen, dass Oschersleben 2030 etwa 18 600 Einwohner hat. Ein Bauflächenentwicklungskonzept mit dem Fokus auf die Innenstadt solle erarbeiten werden. Der Wohnungsleerstand solle auf fünf Prozent reduziert werden. Abriss, Stilllegung oder Etagenrückbau könnten ein Weg sein, dieses Ziel zu erreichen. Vernetzte Grünflächen, die auf sicheren Wegen erreicht werden können, die Qualifizierung des Jahnstadions als Kinder- und Jugendsportzentrum sind weitere Schlagworte. „Warum sollte Oschersleben nicht eine Bewerbung zur Landesgartenschau 2020 anstreben?“, fragte Westermann in die Runde.

„Oschersleben ist ein selbstbewusstes, eng vernetztes Gemeinwesen, das seine Vielfalt als Stärke erlebt.“

Zur Stadt gehören neben der Kernstadt und ihrer Stadtteile 19 Siedlungen und Dörfer der Börde. Jedes Dorf hat ein eigenes Profil und eine eigene Identität. Alle zusammen sind Oschersleben. In diesem Zusammenhang wurde von den Stadträten später in der Diskussion betont, dass dem Isek, Teil A für die Kernstadt Oschersleben schnell Teil B, der Fahrplan für die Zukunft der Ortsteile, folgen müsse.

Der Stadtrat ist sich einig darin, dass das Isek unbedingt erforderlich sei, um auch in Zukunft Fördermittel zu beantragen.

Das Vorhandensein des Isek sei schon heute in vielen Förderprogrammen, insbesondere denen zur Städtebauförderung, eine zwingende Fördervoraussetzung. Beantragte Maßnahmen müssen den im Isek formulierten Entwicklungszielen entsprechen und in der Gesamtkosten und Finanzierungsübersicht aufgeführt sein. Dies mache zugleich eine jährliche Anpassung erforderlich.

Aktuell sind in der beschlossenen Gesamtkosten- und Finanzierungsübersicht 221 Maßnahmen in 108 Handlungsfeldern enthalten. Die Maßnahmenliste verstehe sich als Fundus aktuell sichtbarer Aufgaben. Die Liste sei naturgemäß einem permanenten Wandel unterworfen. Abgeschlossene Maßnahmen, neue Maßnahmen, neue Finanzierungsoptionen würden eine kontinuierliche Veränderung erfordern. Auch gäbe es keine Umsetzungsverpflichtung.