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Theaterwerkstatt Schule sagt Ja zum Nein-Gefühl

Projekt zum Schutz von Kindern vor übergriffigem Verhalten und sexualisierter Gewalt in Ummendorf

Von Ronny Schoof 06.11.2019, 09:00

Ummendorf l Nein zu sagen, wenn man ein Nein-Gefühl hat – das ist oft gar nicht so einfach, wie die Dritt- und Viertklässler der Grundschule „Burg Ummendorf“ am Montag im Rahmen des Stücks „Mein Körper gehört mir!“ erkannt haben. Dieses ist auf einen präventiven Zweck ausgerichtet und mit interaktiven Inhalten ausgestattet. Das Konzept hat die Theaterpädagogische Werkstatt gGmbh (TPW) mit Sitz in Osnabrück entwickelt und ist damit seit mehreren Jahren schon bundesweit an Schulen unterwegs.

Ein vom Sozial- sowie vom Bildungsministerium Sachsen-Anhalt finanziertes Kooperationsprojekt ermöglicht nun rund 30 Schulen und Kitas im Land die Teilnahme an dem theaterpädagogischen Angebot. „‚Die Grundschule Ummendorf hat heute den Anfang gemacht“, sagte Holger Paech von der Abteilung Familienförderung, Kinderschutz und Frühe Hilfen im Sozialministerium am Montag, „bis zum Jahresende wird das Stück an drei weiteren Grundschulen präsentiert. Das Projekt soll dann 2020 fortgesetzt werden.“

Der sensible und durchaus ernste Hintergrund wird dabei kindgerecht aufbereitet und in spielerisch leichter Form szenisch vermittelt, ohne dabei den Kern des Themas aufzuweichen. „Es ist im Grunde auch die Annäherung an ein gesellschaftliches Tabuthema“, sagt Anna Pallas, Leiterin der Theaterpädagogischen Werkstatt. Sie stoße immer wieder auch auf Ablehnung: „Es gibt Schulen und Kitas, die die Thematik für zu heikel halten.“ Pallas ist demgegenüber jedoch der Meinung: „Je besser Kinder informiert sind und ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle einschätzen können, desto besser sind sie geschützt. Ich finde die Initiative des Landes Sachsen-Anhalt daher sehr lobenswert. Das hat so bislang noch kein anderes Bundesland getan.“

Die einzelnen Teile des Programms widmen sich aufbauend den Bereichen Ja- und Nein-Gefühle, Überschreiten persönlicher und körperlicher Grenzen und sexueller Missbrauch durch Fremde sowie durch Täter aus dem Nahbereich der Kinder. „Trotz der ernsthaften Inhalte wird viel gelacht, gesungen und über die gespielten Szenen diskutiert“, betont Anna Pallas.

Dreimal in drei Wochen bekommt die Grundschule „Burg Ummendorf“ jetzt Besuch von den Theaterdarstellern, in diesem Fall Jenny Voigt und Robert Wischeropp. „Wir tauchen von Mal zu Mal tiefer in die Materie ein“, erklärt Anna Pallas, „dafür muss eine Vertrauensbasis geschaffen werden, da die beiden Darsteller nicht nur Szenen für die Kinder spielen, sondern auch mit ihnen interagieren und sie zu eigenem Nachdenken animieren.“

Die Schule habe sich nicht eigenmächtig für die Teilnahme am TPW-Programm entschieden, betont Schulleiterin Liane Helmecke. „Der gesamte Inhalt“, sagt sie, „wie auch der pädagogische Hintergrund dessen ist zunächst den Eltern präsentiert worden, sie haben dann ihr Okay gegeben, und wir Lehrer haben eigens dazu noch ein Fortbildungsseminar besucht.“

Die angehenden Abc-Schützen der Kita „Allerfrösche“ werden in den Genuss der „Großen Nein-Tonne“ kommen. Bei diesem Stück der Theaterpädagogische Werkstatt geht es in erster Linie um das Wahrnehmen von und den Umgang, vor allem nach außen hin, mit negativen Empfindungen.