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Regionale Wirtschaft Tischlerei Dreyer in Wulferstedt: Die Faszination Holz leben

Seit 100 Jahren gibt es die WulferstedterTischlerei Dreyer. In einer Serie berichtet die Volksstimme über deren Entwicklung. Teil 1 : Wie alles begann.

Von Yvonne Heyer 22.09.2023, 13:11
1947 reichte der Platz in der ersten Werkstatt nicht mehr und eine neue Werkstatt wurde gebaut.
1947 reichte der Platz in der ersten Werkstatt nicht mehr und eine neue Werkstatt wurde gebaut. Foto: Familie Dreyer

Wulferstedt - Richard Dreyer war 21 Jahre alt, als er die Tischlerei auf dem elterlichen Hof gründete. Das Tischlerhandwerk selbst hatte er in Harsleben (bei Halberstadt) erlernt.

Dorthin gelangte er mit dem Fahrrad, bei Wind und Wetter nahm er den Weg auf sich. Die Liebe zum Werkstoff Holz sollte ein Leben lang Richard Dreyer begleiten.

Aus dem Tischlergesellen wurde der Tischlermeister. Damit war die Grundlage geschaffen, einen eigenen Betrieb zu gründen. Diesen Traum erfüllte sich Richard Dreyer 1923. Der Grundsatz, „Handwerk hat goldenen Boden“ setzt sich bis in die heutige vierte Generation.

Bereits drei Jahre nach Firmengründung hatte sich die Tischlerei zu einem leistungsfähigen Kleinunternehmen und zu einer gefragten Möbeltischlerei entwickelt. Die furnierten Wohn- und Schlafzimmermöbel, die „Spezialität“ der Tischlerei Richard Dreyer, fanden weit über die Ortsgrenzen Wulferstedts hinaus ihre Abnehmer.

Um die Möbel zu bauen, reichte zunächst die Werkstatt auf dem elterlichen Hof. Später, 1947, entstand eine Werkstatt genau gegenüber des elterlichen Grundstücks.

35 Jahre führte Richard Dreyer die Tischlerei. Er galt als begnadeter Kartenspieler in der Kneipe, zuallererst aber war er als Tüftler und Erfinder bekannt, meldete sogar Patente an.

Richard Dreyer verstarb 1966, doch bereits 1958 hat Sohn Martin die Tischlerei übernommen. Die Liebe zum Holz war ihm sprichwörtlich in die Wiege gelegt worden. Martin Dreyer entwickelt in zweiter Generation den Handwerksbetrieb weiter. Zum Möbelbau kam ein zweites Standbein hinzu: Der Bau von Fenster, Türen und Treppen aus Holz nahm 1960 seinen Anfang. Der Wulferstedter

Handwerksbetrieb wurde unter Leitung von Martin Dreyer zu einem der stärksten Lieferanten dieser Produkte. Schon damals gehörte auch das Verglasen und das Montieren der Fenster, Türen und Treppen zum Profil der Tischlerei Dreyer.

Mit Fug und Recht könne gesagt werden: In den mehr als 30 Jahren, die Martin Dreyer den Handwerksbetrieb führte, wurden die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt.

Mit Reiner Dreyer, Jahrgang 1958, stand die dritte Generation in den Startlöchern. Er übernahm 1991 das traditionsreiche Unternehmen.

Vater und Sohn meistern Weg durch die Wende

Die Faszination Holz hat ihn bis heute nicht losgelassen. Reiner Dreyer hat von 1974 bis 1979 bei seinem Vater gelernt. 1985 folgte der Meistertitel. Gemeinsam stemmten Martin und Reiner Dreyer die Veränderungen, die die politische Wende in der DDR mit sich brachte. Von jetzt auf gleich brach die sogenannte Konsumgüterproduktion ein, wurden die Schulmöbel, die an das Unternehmen Holzindustrie Halberstadt geliefert wurden, nicht mehr gebraucht.

Die Werkstatt von einst hat inzwischen zwei Anbauten bekommen. Fotos: Yvonne Heyer
Die Werkstatt von einst hat inzwischen zwei Anbauten bekommen. Fotos: Yvonne Heyer
Foto: Yvonne Heyer

Neue Wege mussten gesucht und gegangen werden. Fenster, Türen und Treppen wurden mehr denn je gebraucht. Heute ist die Tischlerei Dreyer auch ein gefragter Handwerksbetrieb, wenn es um die Bestandssanierung im Denkmalschutz geht. Es werden spezielle Fenster angefertigt, beispielsweise solche, die nach außen geöffnet werden können.

Reiner Dreyer wurde in den vergangenen Jahren mehrfach zum Bauherren, um den gewachsenen Aufgaben gerecht zu werden. 1994 wurde der erste Anbau fertiggestellt, 2012 folgte ein zweiter. Ein Grundstück wurde dazu gekauft, die sich darauf befindlichen Ställe wurden abgerissen. Einerseits entstand mehr Platz in den Werkstätten, andererseits ein Bürotrakt. (Teil 2 am 29. August)