Jüdisches Leben Zwischenstopp in Oschersleben: Jüdisches Museum Berlin besucht Puschkin-Gemeinschaftsschule
Die Puschkinschule in Oschersleben ist eine von drei Schulen in Sachsen-Anhalt, die das Jüdische Museum aus Berlin mit einer mobilen Ausstellung besucht hat. Zum ersten Mal konnten Schüler, neben Workshops und Diskussionen, auch verschiedene Exponate rund um das jüdische Leben erkunden.

Oschersleben - Bereits seit 2017 ist das Projekt „Jüdisches Museum on Tour“ bundesweit in Schulen unterwegs, seit vergangenem Jahr mit einer neuen mobilen Ausstellung. Auf ihrer Reise legten die Mitarbeiter des Museums nun auch in der Puschkinschule in Oschersleben einen Stopp ein, als eine von drei Stationen in Sachsen-Anhalt.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es für die meisten Schulen schwer ist, eine Reise nach Berlin zu organisieren und dann auch noch unser Museum zu besuchen“, sagt Johannes. Er ist ein Mitarbeiter des Berliner Museums, der durch den Projekttag führt. „Deshalb drehen wir den Spieß um, schrumpfen unser Museum und fahren damit in ganz Deutschland rum“, erklärt er das Konzept.
Für einen Einblick in jüdisches Leben sorgen verschiedene Exponate „zum Anfassen“, die die Oschersleber Schüler der 9. und 10. Klassen entdecken und anschließend ihren Mitschülern präsentieren können. Dabei ist das Themenspektrum breitgefächert. Neben der Zeit des Nationalsozialismus, geht etwa um die Sprache, Rituale, Feste und Orte des jüdischen Lebens. Eine Kippa oder das Modell einer Kölner Synagoge, die in der NS-Zeit zerstört wurde, sind einige der Beispiele.
„Es geht darum, dass die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Sie sollen nicht das Gefühl haben, dass jüdisches Leben ihnen fremd ist und es nichts mit ihnen zu tun hat, sondern dass sie einen Bezug dazu bekommen“, erklärt Bri, die ebenfalls durch den Projekttag leitet. Bereits am Morgen hatten die Schüler im Rahmen des Projekttags ein Workshop zu Antisemitismus besucht, „dass uns auch als heutiges Phänomen etwa auf dem Schulhof begegnet“, so Bri. Hier wurde demnach debattiert, woher antisemitische Begriffe stammen, was sie bedeuten und wie sich Menschen fühlen, die von Antisemitismus betroffen sind.

Spannender Projekttag für die Schüler
Insgesamt sei es bis jetzt ein interessanter Vormittag gewesen, resümiert Miriam aus der 9. Klasse. „Ich finde es sehr gut, dass man auch eine andere Blickweise sieht. Nicht nur das, was mit dem Konzentrationslager zu tun hat, sondern was für Gebräuche oder Rituale sie haben. Das war sehr spannend“, sagt die 15-Jährige aus Kroppenstedt. Besonders bemerkenswert sei für sie etwa die Tatsache, dass es für Juden bestimmte Regeln beim Essen gebe. Als „sehr informativ“ bezeichnet auch ihr Mitschüler Leander aus Krottorf den Projekttag, „denn ich wusste vorher nicht so viel über das Judentum“, so der 16-Jährige.
Positiv äußert sich ebenfalls die Projektleiterin Bri: „Die Schüler hier sind offen und stellen gute Fragen. Wir hatten eben auch eine Gruppe von Menschen mit verschiedenen religiösen Hintergründen und das war toll, weil sie ihr eigenes Wissen mit eingebracht haben und eine Verbindung hergestellt haben.“
Der Besuch des Jüdischen Museums in der Puschkin-Gemeinschaftsschule sei eine „gute Variante, um für ganz viele Schüler die jüdische Kultur und Traditionen erlebbar zu machen“, sagt Schulleiterin Astrid Ribke zur Aktion. Zwar würden sich die Schüler im Deutsch-, Geschichts- und Ethikunterricht schon mit jüdischen Themen beschäftigen, es sei aber „unwahrscheinlich wichtig, dass man unterschiedliche Lernformate und -orte heranholt“, so Ribke.
Projekte auch außerhalb des Unterrichts
Zudem würde der Besuch des Jüdischen Museums hervorragend zu anderen Projekten der zu dieser Thematik passen, die die Puschkin-Gemeinschaftsschule vorantreibe. Sie verweist in dem Zusammenhang auf Aktionen mit dem Schulmuseum, die jüdisches Leben thematisieren, weil etwa die Schüler interessiert seien und Puschkin als Namensgeber der Schule einen jüdischen Hintergrund hatte. „Die Schüler können im Schulmuseum zu Puschkin forschen“, sagt Ribke. Zudem habe man kürzlich ein Theaterstück zum Tagebuch der Anne Frank in Magdeburg besuchen können.
Für einige Schüler stehe außerdem eine Reise zum Anne-Frank-Haus nach Amsterdam an. „Wir treten gegen Antisemitismus ein und wollen keine Diskriminierung. Das liegt uns sehr am Herzen. Und es ist wichtiger denn je, dass wir dafür eintreten“, betont die Schulleiterin.