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Wischeverein Von wegen gemeinnützig

Die Fallstricke für eine gemeinnützige Anerkennung musste der Wischeverein entdecken - und in seiner Satzung nachbessern.

Von Karina Hoppe 08.01.2017, 15:00

Wische l Der Wischeverein geht ins zweite Jahr. Er ist mit wehenden Fahnen angetreten, um die Wische als Lebens- und Arbeitsort zu fördern, möchte wider den demografischen Wandel ein neues Regionsbewusstsein schaffen. Dass das nicht als gemeinnützig gilt, hat die Mitglieder mehr als verdutzt.

 Die Wische ist eine Perle, davon sind die Mitglieder des gleichnamigen Vereins überzeugt. Eine Perle allerdings, die freigelegt werden muss, damit sie ihre Anziehungskraft entfalten kann. Neue Formen der Mobilität, Willkommenskultur, Ärztevernetzung, neues Regionsbewusstsein, alternative Lebensformen, attraktiver Wohnraum: Als der Wischeverein, anfänglich noch in loser Gruppe als Wischeaktion 2.0, zu seinen ersten Stammtischen einlud, standen große Worte an den Pintafeln. Diese gelten als Vision nach wie vor, aber doch anders, als geplant. Denn als gemeinnützig betrachtet der Gesetzgeber ihren „vorwärtsgewandten“ Zweck nicht, wie die Mitglieder akzeptieren mussten.

Folgendermaßen hatten sie ihr Ansinnen für die Satzung formuliert: „Zweck des Vereins ist die Förderung der Region Wische als Lebens-, Arbeits-, und Kulturstandort. Vordringlich verfolgt der Verein das Ziel, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, Rück- und Zuwanderung zu fördern und die Identität und Heimatverbundenheit mit dieser Region zu stärken und kulturell zu begleiten.“ Aber diese Worte scheiterten an der Abgabenordnung, Paragraph 52. Horst Blum, der sich als Vereinsmitglied maßgeblich mit der Satzung befasste, suchte gar Beratung im Finanzministerium. „Aber da hieß es gleich, damit haben wir keine Chance.“ Es soll also nicht gemeinnützig sein, wenn Menschen eine Region fördern wollen? Das empfinden die Vereinsmitglieder Kerstin und Helmut Sasse als verstörend. „Ich habe das Gefühl, dass die Zeit noch eine ganz andere war, als dieses Gesetz geschaffen wurde. Da muss auf politischer Ebene dringend etwas geändert werden“. Andererseits sei der Gesetzgeber sicher auch gezwungen, die Leine kurz zu halten, „damit niemand steuerbefreite, wirtschaftliche Aktivitäten entfaltet“, so Horst Blum. Der Vereinsvorsitzende Helmut Sasse spricht trotzdem von „Ernüchterung“.

 Der Wischeverein habe die Pille aber wohl oder übel geschluckt. Mit Stichworten wie Förderung der Heimatpflege und Heimatverbundenheit, der Toleranz auf allen Gebieten und der Integration von Menschen mit anderer Herkunft hat er seine Gemeinnützigkeit erhalten. Aber alles, etwa das geplante Willkommenshaus, werde sich unter dieser Überschrift sicher nicht realisieren lassen. Dafür braucht es andere Lösungen.