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An der Elbbrücke Beim A-14-Bau in der ersten Reihe

Eine Autobahn in Sichtweite ihres Hauses? Erst waren Eris und Edgar Weber dagegen, nun versprechen sie sich gar Besserung durch sie.

Von Karina Hoppe 10.11.2020, 23:01

Eickerhöfe l Von der verglasten Veranda aus hört man den Verkehr gut rauschen. „Im Haus selbst ist’s leiser“, sagt Eris Weber. Als sie im Alter von drei oder vier Jahren mit ihrer Familie von Schönberg auf das Gehöft in Eickerhöfe zog, war daneben viel Nüscht. „Diese Straße gab es noch gar nicht, die anderen waren Feldwege.“ Aber das ist lange her.

Der Fortschritt brachte die heutige B 189 samt Brücke dazu und auch höhere Deiche mit entsprechenden Bauzeiten. Nun beschert der Fortschritt Eris (66) und Edgar (69) Weber in Sichtweite ihres Hauses noch eine neue Autobahn 14 samt weiterer Brücke. Anfangs waren die beiden dagegen, sie legten Einspruch ein. Aber dann, als sie auf Plänen den genauen Verlauf sahen und von den Lärmschutzwänden hörten, wurden sie etwas ruhiger. Gewinnen würden sie den Kampf David gegen Goliath ja ohnehin nicht – und vermutlich nützt den beiden die A 14 sogar.

Denn wird sie auch in ihrer Sichtweite gleich hinter der B 189 gebaut und so trotz Lärmschutz ein permanentes Grundrauschen entstehen, nimmt sie andererseits der B 189 den Zündstoff. „Der Verkehr hat ja wahnsinnig zugenommen, was hier Tag für Tag an Lkw vorbeirauscht“, schüttelt Edgar Weber den Kopf.

Irgendwann haben die Eickerhöfer mal 120 Fahrzeuge in zehn Minuten gezählt. „Insofern freuen wir uns jetzt auf die Autobahn“, sagt Eris Weber. Niemals im Übrigen habe das Ehepaar ernsthaft darüber nachgedacht, von der Elbbrücke 1 wegzuziehen. Auch wenn die beiden gerade bei Stau wie auf dem Präsentierteller wohnen, wenn sie ihr Schlafzimmer wegen des Lärms – übrigens erst jetzt – vom Westgiebel wegverlegen mussten, sei die Scholle eben ihre Scholle. Zwischendrin wohnten beide mal zehn Jahre in Wittenberge, aber ein eigener knapper Hektar Land ist eben ein eigener knapper Hektar Land. Darauf haben Katzen Platz und auch drei Schafe, für die Webers Rüben anbauen. Dazu kommen für sie selbst noch Kartoffeln in die Erde, Gemüse überhaupt und Blumen sowieso. Genau genommen leben die beiden auf einem idyllischen Fleckchen Erde. Wie sie es dort angesichts der unidyllischen Begleitumstände aushalten, werden sie häufig gefragt. Die Antwort klingt so ähnlich wie „wir tun es einfach“.

Es bringe ja nichts, wenn sie den Lärm ständig problematisieren. Er ist da, er stört, aber so sei das Leben. „Was sollen denn erst Großstädter sagen?“ So fragt Edgar Weber angesichts von Wohnungen, an deren Fenster die U-Bahn direkt vorbeifährt. Zum Beispiel.

Dagegen habe es das Ehepaar gut, ihr Weg in die „Einlage“ alias Elbeinlage ist kurz wie nichts. Und in den nächsten Jahren wird es spannend, was freilich beschönigend formuliert ist. „Von dem Baustaub werden wir sicher etwas abbekommen, es ist ja meistens Westwind“, sagt Eris Weber.

Eine Pension haben die beiden auch auf dem Grundstück. Dieses Jahr lief’s nicht so gut, aber es kommen bestimmt andere Zeiten. So war es immer An der Elbbrücke 1, die im Übrigen kein einziges Navi bisher fand. Fortschritt hin oder her.