Erneuerbare Energien im Landkreis Stendal Bürger entscheiden über Windpark Rochau - Gemeinderat will sich an Umfrage halten
Windpark ja oder nein? Die Bürger von Rochau und Schartau sollen es entscheiden. Die Gemeinde startet eine Umfrage. Und gibt den Bürgern gleich eine Empfehlung mit.

Rochau. - Südlich von Rochau ist ein Windpark mit bis zu 13 Anlagen geplant. Ob er Realität wird, darüber sollen die Bürger von Rochau und Schartau entscheiden. Innerhalb der Gemeinde Rochau wären sie am meisten vom Park betroffen. Die persönlichen Anschreiben an alle Bürger ab 16 Jahren (Stichtag 14. März) sind Montag von der Gemeinde an die Haushalte verteilt worden.
Post erhielten 425 Rochauer und 41 Schartauer. Am Gemeindehaus Rochau hängt ein extra zu diesem Zweck angebrachter und verplombter Safe mit Schlitz. Die Stunde der Wahrheit beginnt am 26. April um 9 Uhr. Dann werden die Stimmen ausgezählt, teilt Dirk Zeidler (parteilos), Bürgermeister von Rochau mit. Die Befragung erfolgt anonym und sei gegen Fälschungen gesichert.
Bürgermeister sieht viel mehr Vorteile als Nachteile
Dass der Inhalt des Anschreibens tendenziös für die Errichtung des Windparks formuliert ist, bestreitet der Bürgermeister nicht. Acht Vorteilen steht ein Nachteil gegenüber (siehe Infokasten), Zeidler sehe aber auch nicht mehr, er spricht von den finanziellen Vorteilen durch den Windpark. „Machen wir uns nichts vor, wenn das Zellstoffwerk und Sofidel husten, wird’s hier dunkel.“ Und: „Wir bekommen ohnehin die Autobahn und damit eine gewisse Geräuschkulisse.“
Im Schreiben an die Bürger heißt es am Ende: „Nun haben Sie die Möglichkeit der Wahl: Weiterentwicklung der Gemeinde als schönes lebenswertes Dorf für alle Generationen – dann stimmen Sie mit Ja – oder Stillstand in den kommenden Jahren und nur noch notdürftige Erhaltungsmaßnahmen – dann stimmen Sie mit Nein.“
Infomesse in der Mehrzweckhalle
Für Mittwoch ab 15 Uhr sind alle Einwohner in die Mehrzweckhalle zu einer „Infomesse“ eingeladen. Vertreter beider Bewerber, die den Windpark errichten wollen (RWE und Naturwind), sind angekündigt. Die bis zu 13 Windenergieanlagen der 7-MW-Klasse mit einer Gesamtleistung von 91 Megawatt sollen einer Nabenhöhe von 170 Metern haben. Sollte es zu einem Aufstellungsbeschluss kommen, sind der Bau und die Inbetriebnahme für 2028/29 geplant.
Da ein Bürgerentscheid in diesem Zusammenhang nicht zulässig ist, wählte der Gemeinderat die Befragung. „Wir wollen uns im Rahmen einer Selbstverpflichtung nach dem Ergebnis richten“, so Zeidler.
Windpark Rochau: So werden die Vor- und Nachteile beschrieben
In der Bürgerbefragung heißt es unter der Überschrift „Vor- und Nachteile der Energieerzeugung durch Windräder allgemein und speziell für unsere Gemeinde“: Günstige Stromerzeugungstechnologie mit aktivem KlimaschutzGeringer Flächenverbrauch (ca. 0,5 ha je Windrad)Kompletter Rückbau am Ende der Betriebszeit und nahezu vollständiges RecyclingMindestabstand zum Dorf 1,5 Kilometer Anlagen an südlicher Gemarkungsgrenze: sehr geringe Schall- und SchattenbelastungKein nächtliches rotes BlinkenMögliche Bürgerbeteiligungen mit guter RenditeJährlicher Energiekostenzuschuss für jeden Haushalt innerhalb unserer GemeindeAls Wermutstropfen die Veränderung des Landschaftsbildes