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Hausruine Mission: Rette mit, wer kann

Die Kreveser Herrenhausbesitzer wollen die Ruine des Gutsverwalterhauses erhalten. Dafür haben sie ein Crowdfunding-Projekt gestartet.

Von Jana Henning 27.07.2018, 23:01

Krevese l Na dann mal rein in die gute Stube… „und bald sind hier ganz verschiedene Menschen zusammen unter freiem Himmel, kommen ins Gespräch oder auch nicht, lassen die Seele baumeln, gärtnern vielleicht ein bisschen, genießen den Feierabend oder eine Kulturveranstaltung, arbeiten womöglich zusammen an einem Projekt", sieht Ralf Engelkamp schon, wofür jeder andere noch eine gehörige Portion Fantasie braucht. Die hat er. Und ein mutiges Herz – genauso wie Kunsthistoriker und Botaniker Rainer Kranz, mit dem er seit 15 Jahren das Kreveser Herrenhaus samt Drumherum aus dem Dornröschenschlaf holt. Hier! Damit ist die stark und wild „eingegrünte" barocke denkmalgeschützte Ruine des ehemaligen Gutsverwalterhauses von 1721 zwischen Gutshof, Klosterkirche, Zugang zum öffentlichen Landschaftsgarten und Herrenhaus gemeint. Ein bisher blinder Fleck, der bald als „Open-Air-Dorfwohnzimmer" Farbe annehmen soll. Nicht einfach so, still und heimlich in privater Mission, sondern „Rette mit, wer kann" – als Gemeinschaftsprojekt von Anfang bis Ende in fünf Schritten. Wie das?

„Die historische Bausubstanz ist wertvoll", biegt der seit 2003 vor den Toren Osterburgs mit dem Designbüro „Atelier offen" selbständige Grafiker armdicke Äste beiseite, geht in die Hocke und demonstriert, „der Giebel und die Außenmauern aus Feld- und Backstein sind gut erhalten". Doch es besteht Einsturzgefahr, abwendbar durch eine betonierte Holzkonstruktion, für die im Herbst ein lokaler Handwerker beauftragt werden soll. Nach der dringenden Grundsicherung geht es im zweiten Schritt ans Aufräumen und Entsorgen. „Bis auf eine verlorene große Scheune wäre das Gutshofensemble damit für die Zukunft erhalten", ist der aus Lüdinghausen bei Münster stammende Wahlkreveser begeistert. Vor allem von der Idee eines Wohnzimmers unter freiem Himmel, „das für alle dann immer geöffnet ist": Dorfbewohner, Anrainer, Gäste, Touristen. Damit nicht genug, denn in den angrenzenden Küchengärten und der Orangerie wuchsen einst Gemüse, Früchte und Kräuter – „wir möchten auch einen Garten für alle entstehen lassen", wenn auch erst in Schritt drei bis fünf, was mit Fördermitteln realisiert werden soll. Aber der Reihe nach: Damit es dazu kommt, setzt das kreative Duo auf breites Interesse an der Rettung der Ruine und die Stärke der Gemeinschaft. „Um die Notsicherung finanzieren zu können, haben wir auf der Online-Plattform Startnext ein sogenanntes Crowdfunding-Projekt eingestellt, das auch in einem Film erklärt wird", lädt Engelkamp zu einem Besuch auf www.startnext.com/ein-open-air-dorfwohnzimmer ein. Zum Mitmachen und Weitersagen ebenfalls.

Eine weitere Möglichkeit, mehr über das Projekt zu erfahren, bietet sich Interessenten bei der Aktion „Private Gärten öffnen" am Sonntag, 19. August, von 12 bis 18 Uhr. Jedes Jahr gibt es einen anderen thematischen Schwerpunkt bei den drei Parkführungen am Nachmittag. Logisch: das Dorfwohnzimmer ist in drei Wochen Dreh- und Angelpunkt. „Nach den heftigen Orkanschäden im Oktober 2017 ist der Park überhaupt erst wieder zugänglich", steht ihm der Schock über Xaviers Naturgewalt und dessen Folgen noch deutlich ins Gesicht geschrieben; geht aber direkt über in zuversichtliche Freude.

Zum einen, weil die Aufräumarbeiten soweit fortgeschritten sind, dass wiedereröffnet werden kann. Zum anderen, weil seit Projektstart vor 14Tagen bereits 725 Euro eingegangen sind. Benötigt werden vorerst 2000 Euro. Die Idee rückt nicht zum ersten Mal in den Fokus. Seit die beiden herzogen – nicht nur um zu leben und zu arbeiten – sondern um zum Beispiel mit „Kulturstückchen" wie Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, einem Weihnachtsmarkt und offenen Gartentag zur kulturellen Lebendigkeit des Ortes beizutragen, gilt es „auch diese kleine Kerbe im Zahnrad der Kreveser Geschichte" zu erhalten. Die Zeit ist reif für ein kleines Stück große Gemeinsamkeit…