Kunst Vernissage in Arneburg

Die Vernissage in der "Klein-st-en Galerie" Arneburg war lange nicht so mau besucht. Dabei berührte die abstrakte Kunst von Klaus Evertz.

Von Karina Hoppe 15.03.2018, 18:00

Arneburg l Ungewöhnlich, diese Materie. Der Kölner Maler Klaus Evertz ist auf der Suche nach dem, was wir sehen, bevor wir „richtig“ sehen. Bevor wir etwa unsere Mutter als Bild erkennen und auch wiedererkennen. Er befasst sich mit der frühkindlichen Zeit, „in der die Welt noch aus atmosphärischen Nebeln besteht“. Er beschäftigt sich gar mit dem, was wir sehen, wenn wir noch im Mutterleib sind. Klaus Evertz stellt die Frage nach dem ersten Bild, hat „unsere ersten Farb- und Formeneindrücke“ zum Thema. Einen Teil seiner eigenen frühen Farb- und Formeindrücke präsentiert er seit Mittwoch in der „Klein-st-en Galerie“ Arneburg. Die Werke sind ein Querschnitt aus den vergangenen 30 Jahren. Dabei gelte: „Je jünger die Bilder, desto reduzierter sind sie.“ Gar Großformate mit „nur“ einem oder wenigen Farbklecksen hängen an den Wänden. Reduktion pur. Was soll das?

Evertz gab seinem kleinen Publikum einen Abriss über den großen Wechsel der Malerei vom 19. zum 20. Jahrhundert. Von der Zeit, da die Fotografie die Maler von dem Zwang befreite, die Wirklichkeit abzubilden, was ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Und dem Bild eine Mittlerfunktion zukommen ließ – zwischen der Welt und dem, was wir uns von ihr vorstellen. „Bilder erweitern unsere Wahrnehmung“, so Evertz. „Und abstrakte Kunst führt uns auf die Stufen des Lernens von Sehen zurück.“

Wie wir das Sehen lernen, ist einerseits eine Forschungsfrage. Andererseits ermögliche das Sehen unserer frühen Bilder – mittels medidativer Prozesse – auch eine Begegnung mit uns selbst. Was sich auch in Evertz‘ Rollen widerspiegelt. Der Kölner ist nämlich auch noch Therapeut, arbeitet seit 30 Jahren mit Krebspatienten zusammen. So weiß er aus ganz praktischer Erfahrung, dass abstrakte Kunst, dass Abstraktion bei der Therapie hilft. Immer vor dem Hintergrund, dass wir in unserem Leben zuerst abstrakt sehen, zumal in der frühkindlichen Phase, die so prägend für uns ist. Was soll das? Die Abstraktion kann uns zum Wesentlichen führen. Und berühren. Wie die Arneburgerin Marika Henke, die ganz unbedarft kam. Und die das Bild, dass sie die ganze Zeit betrachtete, auf „eine emotionale Reise“ schickte. „Ich bin ganz positiv überrascht.“