Dürre im Landkreis Stendal Letzte Rettung Löschpanzer - junge Bäume bei Seehausen erhalten PS-starke Notbewässerung
Gießkanne XXL: Kurz vorm Vertrocknen wird eine Erstaufforstung bei Groß Garz auf unkonventionelle Art bewässert. Mit einem Löschpanzer, der einen großen Vorteil hat.

Groß Garz. - Es dauert nicht lange, bis Katja Döge das Wort Katastrophe in den Mund nimmt. Die Leiterin des Betreuungsforstamts Nordöstliche Altmark hat gerade erst nachgeschaut: „Gemessen an der Wetterstation Seehausen hat es in diesem Jahr erst 95 Liter pro Quadratmeter geregnet.“
Normal seien rund 550 Liter pro Jahr und der Mai ist ja schon fast rum. Vielleicht sei die Frühjahrstrockenheit sogar noch krasser als in den Dürrejahren, „gefühlt jedenfalls“, sagt Döge. Auch die Temperatur und die Sonnenscheinstunden hätten weit über dem langjährigen Mittel gelegen.
Die Natur ächzt unter der Dürre, Neuanpflanzungen erst recht. Ausgerechnet in diesem Frühjahr wurde - vom Forstamt geplant und betreut - auf rund zwölf Hektar Acker vor Groß Garz eine stattliche Erstaufforstung in die Erde gebracht. Es handelt sich um die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme eines Unternehmens aus der Region.

Ein Mischwald aus verschiedenen Bäumen und Sträuchern soll entstehen. Gepflanzt wurden Kiefern, Birken, Bergahorn, Feldahorn, Hainbuchen, Traubeneichen, Erlen, Ulmen, Schneeball, Holunder, Pfaffenhütchen, Weißdorn und Kreuzdorn. Insgesamt 72.000 Pflanzen, verteilt nach den verschiedenen Bodenbeschaffenheiten. Und nun das: „Selbst die robuste Kiefer hat Probleme mit dieser Trockenheit.“ Dabei werden Erstaufforstungen normalerweise überhaupt nicht bewässert, erzählt Katja Döge. Die Setzlinge sahen jetzt aber so schlecht aus, dass das Forstamt die Notbremse zog – und auch mangels Alternativen die Firma Dibuka (Dienstleistungen im Brand- und Katastrophenschutzfall) aus Seehausen anrief.

Ihre Löschpanzer haben sich schon oft in der Waldbrandbekämpfung bewährt und sie haben einen entscheidenden Vorteil: Sie zerstäuben das Wasser, sodass der Wasserdruck die empfindlichen Jungpflanzen nicht schädigen kann. Warum es also nicht versuchen? Zum Glück: Dibuka-Geschäftsführer Joachim Schulz und sein Team konnten kurzfristig zusagen: „Wir rechnen aktuell jeden Moment damit, dass wir gerufen werden. Bäume beregnet haben wir mit dem Löschpanzer allerdings auch noch nicht“.

Der Löschpanzer kam per Tieflader nach Groß Garz, dazu noch ein neu von Dibuka erworbener Tankaufleger, der gut 30.000 Liter Wasser fasst. „Den haben wir uns sonst immer zugemietet.“ Am Ackerrand stand zudem ein Lkw mit Abrollanhänger samt Container, der auch nochmal 14.000 Liter Wasser trägt. Dazu eine Pumpeneinheit, der Löschpanzer selbst fasst 8.000 Liter. Wassernachschub gab’s aus einem Löschbrunnen in Groß Garz. Kurzum: Es war einiger logistischer Aufwand, zumal sich das Team nach dem Wind richten musste. Und weiter muss, denn das Ganze wird vermutlich wiederholt werden müssen. In dieser Woche war der Panzer an mehreren Tagen im Einsatz. Täglich brachte er im Schnitt 100.000 Liter Nass auf dem umzäunten Areal aus.

Der Löschpanzer war einmal ein Kampfpanzer. „Den haben wir umgebaut.“ Mit selbst entwickelter Löschtechnik auf Panzerfahrgestellen haben sich die Akteure um Geschäftsführer Joachim Schulz nicht nur in der Heimat, sondern schon in vielen Ecken Deutschlands einen Namen gemacht. Nicht zuletzt war das Know-how aus Seehausen beziehungsweise aus dem benachbarten Schönberg auch bei einem Großfeuer im Grenzgebiet zwischen Sachsen und Brandenburg gefragt, als Hunderte Hektar Wald in Flammen standen und auf sächsischer Seite in der Lönnewitzer Heide niemand mehr in das mit Altmunition belastete Areal durfte. Selbst für die Löschhubschrauber bedeutete die 1000-Meter-Sperrzone praktisch ein Überflugverbot. Schließlich wurden die Dibuka-Löschpanzer angefordert, die da weitermachen können, wo andere aufhören. Und wenn es darum geht, eine große Erstaufforstung vorm Vertrocknen zu retten.