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Nistkästen bezogen Zuwachs an den Seggewiesen

Die „Grüne Gruppe“ brachte im April 2019 70 Nistkästen in Osterburg an. Jetzt erfreuen sich die Naturfreunde an den "Mietern".

Von Astrid Mathis 13.05.2020, 01:01

Osterburg l Das Anbringen von 70 Nistkästen hat sich ausgezahlt: Schon im November beim Kontrollgang und Ausmisten der Kästen konnten die Umweltschützer Ergebnisse sehen: 80 Prozent der Nistkästen hatten die Vögel genutzt, manch Kasten verzeichnete sogar dreimal neue Nachmieter. Bahnhofsviertel, Werderwiesen und Seggewiesen avancierten zu beliebten Wohnvierteln. Allein 30 Nistkästen hatte die Grüne Gruppe mit Mitgliedern des BUND im Herbst im Bereich der Seggewiesen am Alten Düsedauer Weg kontrolliert und für regelmäßig bewohnt befunden.

Die Nistkästen waren vor einem Jahr aus 100 Jahre altem Dielenparkett auf Helmut Sasses Hof in Rohrbeck entstanden.

Im Februar dieses Jahres legte die Gruppe noch mal nach. 25 große und kleine Umweltfreunde zimmerten weitere 250 Nistkästen, das benötigte Material spendierte der BUND. Zum Selbstkostenpreis von drei Euro gingen die Bauten weg wie warme Semmeln. „Wir haben aber noch welche übrig“, informiert Anette Bütow, „die können gern bei Sasses in Rohrbeck abgeholt werden.“

Den größten Zuspruch fänden Kästen für Meisen, stellten die Initiatoren schmunzelnd fest, denn wer einen Kirschbaum im Garten hat, will sich keinen Star „ins Haus“ holen. „Wobei der Star zu den gefährdeten Arten in Deutschland zählt“, klärt Bütow auf. „Ich bin schon gespannt, wie der Belegungsplan am Ende des Jahres aussieht.“ Ihr Buch über Vogelarten und den Feldstecher hat sie griffbereit. Besonders witzig findet die Osterburgerin, dass der Star Geräusche imitieren kann, so zum Beispiel Hundegebell und Trillerpfeife.

In den Seggewiesen wechseln sich Star- und Meisenkästen ab, aber auch Kleiber und Spechte finden in dem Naturraum Unterschlupf. Dort haben Spaziergänger ihre Freude an dem Gezwitscher. „Die Seggewiesen sind mit den hohen Bäumen, dem Gebüsch und den Hecken die einzige Parkanlage in Osterburg, also, wo sich ein Parkgefühl einstellt. Wir haben hier sonst nichts Vergleichbares“, bemerkt Anette Bütow. „Ich fahre jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit diesen kleinen Umweg und genieße den Blick zur Pferdekoppel und Kuhweide. Die Rehe grasen friedlich. Eine herrliche Idylle ist das hier!“ Die Ruhe und das Vogelgezwitscher sind Balsam für die Seele, findet sie. Erst vor wenigen Wochen hatten Mitglieder der Grünen Gruppe am Seggewiesenwall eine junge Linde von Helmut Sasse gepflanzt und den Wall damit neu bestückt.

Das fiel auch Andreas Tiede auf, der täglich mit seinem Hund den Weg entlangfährt. Die fast handzahmen Rehe und bei Vögeln beliebte Grünanlage gehören bei seiner Familie zum Sonntagsausflug dazu. Sehr zur Freude seiner Söhne Fiete, Felix und Jannis hat der Osterburger selbst schöne Nistkästen gebaut. „Mein Onkel Axel hat hier seinen Garten mit vielen Nistkästen und ist auch Baumpate“, weiß Tiede zu berichten.

Baumpaten ist für Fabian Rieger das Stichwort: „Wir suchen wieder neue Baumpaten. Geldspenden helfen, aber auch Rentner, die in der Nähe wohnen und gerade in den trockenen Sommermonaten die jungen Bäume versorgen könnten. Zwei neue Paten haben wir schon gefunden.“ Das ist nicht der einzige Appell, den er an die Bevölkerung richtet.

Wenn der Osterburger durch die Natur spaziert, kann er nicht anders: Er sammelt Müll. „Eben war da noch nichts, und jetzt liegt hier die Verpackung von einem Hunde­leckerli“, regt er sich auf. „Der Gipfel sind aber die Plastiktüten mit Hundekot, die die Besitzer hier auf den Kompost schmeißen! Das ist doch wirklich nicht zu fassen!“ Den schönen Naturraum zu erhalten, sei doch das Wichtigste, und Umweltbewusstsein in der heutigen Zeit ein Muss. Nicht nur, damit das Vogelgezwitscher weiterhin für gute Laune und Erholung sorgt, sondern die Seggewiesen mit ihrem natürlichen Charme den Altmärkern noch lange erhalten bleiben.