Stadtrat So bunt wie nie

Sechs Parteien und die Wählergemeinschaft Land sind künftig im Osterburger Stadtrat vertreten. Die CDU behält sieben Mandate.

Von Nico Maß 27.05.2019, 20:00

Osterburg l Sie stellt weiterhin die stärkste Fraktion, trotzdem hat die CDU Federn gelassen. Nicht nur wegen der Verkleinerung des Rates (inklusive Bürgermeister von 29 auf 21 Plätze). Denn konnte der CDU-Ortsverband 2014 noch 46,2 Prozent der abgegebenen Stimmen auf seine Kandidaten vereinen, waren es am Sonntag fast elf Prozent weniger. Die Linke stellt weiterhin die zweitgrößte Fraktion, musste allerdings auch Verluste verbuchen. Mit Jürgen Emanuel hat sie aber erneut den Politiker in ihren Reihen, der in der Wählergunst ganz oben lag. 1579 Stimmen (sogar 26 mehr als 2014!) entfielen auf den Fraktionschef der Linken. Sehr stark schnitt auch Sandra Matzat (AfD) ab, die 1273 Stimmen holte. Musste die Dobbrunerin 2018 bei der Bürgermeisterwahl noch Amtsinhaber Nico Schulz (CDU) den Vortritt lassen, zog sie am Sonntag ohne Mühe in den Stadtrat ein. Dort entscheidet zukünftig mit David Elsholz auch erstmals ein Bündnisgrüner mit. Nebeneffekt: Durch die „Neulinge“ AfD und Grünen finden sich insgesamt sechs verschiedene Parteien und Gruppierungen im Osterburger Stadtrat wieder, so viele gab es dort noch nie.

Was ebenso auffällt: Der ohnehin schon bescheidene Frauenanteil unter den Kommunalpolitikern wird noch einmal kleiner. Wurden vor fünf Jahren noch fünf Kandidatinnen in den Stadtrat gewählt, waren es am Sonntag mit Sandra Matzat und Ina Emanuel (Die Linke) gerade mal zwei. Dass Frauen im Stadtrat erneut unterrepräentiert sein werden, deutete sich schon vor der Abstimmung an. Unter den insgesamt 51 Bewerbern, die für den Osterburger Rat kandidierten, fanden sich lediglich 13 Frauen.

An Politikerinnen herrscht im Stadtrat weiterhin Mangel, in Sachen „Lobbyisten“ für den ländlichen Region gilt das nicht. Ganz im Gegenteil, schließlich wohnen elf der zukünftigen Räte in Dörfern der Einheitsgemeinde und lediglich neun in der Kernstadt. Allerdings haben nicht alle Altgemeinden Anteil am ländlichen Übergewicht. So sind Düsedau und Rossau, die schon in den vorhergehenden Wahlperioden keine eigene Stimme im Stadtrat hatten, auch weiterhin nicht in dem Gremium vertreten. Zu ihnen gesellen sich Ballerstedt und Krevese. Während sich dies für Krevese schon frühzeitig abzeichnete, weil kein Einwohner aus der Altgemeinde für den Stadtrat kandidierte, kommt die zukünftige Abstinenz für Ballerstedt überraschend. Ortsbürgermeister Joachim Pierau, seit 2009 im Stadtrat aktiv, konnte dieses Mal nicht genügend Stimmen auf sich vereinen. Gleiches widerfuhr Ringhard Friedrich (CDU). Der Stadtratsvorsitzende verpasste den Wiedereinzug ins Osterburger Parlament. Wenn sich das Gremium am 1. Juli zu seiner konstituierenden Sitzung trifft, dürfte daher einer der sieben CDU-Räte die Nachfolge des bisherigen Stadtratschefs antreten.