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Statistik Einwohnerschwund nimmt wieder zu

Die Verbandsgemeinde Seehausen hat 2017 wieder mehr Einwohner verloren als in den beiden Vorjahren.

Von Ralf Franke 05.01.2018, 20:00

Seehausen l Im Seehäuser Rathaus könnte man Anfang des Jahres dem Beispiel anderer Kommunen folgen, sich die Entwicklung der Einwohnerzahlen des vergangenen Jahres schönreden. Und zum Beispiel in die Waagschale werfen, dass die Geburten von 65 auf 74 stiegen, während die Zahl der Sterbefälle mit 144 auf dem Vorjahresstand verharrte. Man könnte in die Statistik hineininterpretieren, dass sich Zu- und Wegzüge (382 und 409) fast die Waage halten. Ebenso könnte die Fluktuation bei den Flüchtlichen als Verfälschung der Bilanz herangezogen oder beschschwichtigt werden, dass die Gesamteinwohnerzahl in der Verbandsgemeinde mit 10.033 immerhin noch im fünfstelligen Bereich rangiert.

Fakt ist allerdings, dass der Aderlass auch an Elbe, Aland und Seege nach einer Verschnaufpaus wieder etwas Fahrt aufgenommen hat. Nach einem positiven beziehungsweise nicht ganz so negativen Trend mit einem Minus von 77 und 46 in den vergangenen beiden Jahren, verlor die Verbandsgemeinde 2017 wieder 97 Bürger vom Krippenkind über den erwerbstätigen Steuerzahler bis zum Ruheständler. Und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht, obwohl der Landkreis Stendal ein kleines Einwohner-Plus verzeichnet.

Das Interessante an der Gesamtbilanz sind wieder die Details. Dazu gehört, dass es bei Ausländern durchaus Bewegungen bei den Zu- und insbesondere bei den Wegzügen gibt, die das Gesamtergebnis allerdings nicht kriegsentscheidend beeinflussen. Denn unterm Strich zählt die Verbandsgemeinde Ende 2017 nur 16 Ausländer weniger als vor einem Jahr. Das heißt, dass im Einwohnermeldeamt derzeit 141 Ausländer registriert sind, wovon die meisten logischer Weise in der Stadt Seehausen leben, weil dort konzentriert freier Wohnraum zu haben und die Infrastruktur am besten erhalten ist. Womit wohl auch zu erklären ist, warum eine siebenköpfige Flüchtlingsfamilie Kossebau verlassen hat.

Und auch das soll an dieser Stelle erwähnt werden: Längst nicht alle Ausländer sind Flüchtlinge, die erst durch die weltweiten Kreigswirren nach Deutschland kamen.

Was an den 2017er Zahlen interessant ist: Wenn es Zuwächse durch Geburten oder Zuzüge gibt, dann in den Dörfern, während die Stadt Seehausen bis Ende Dezember 24 Einwohner und damit doppelt so viel wie im vergangenen Jahr verlor. Das als Gegenströmung zur Urbanisierung zu werten, wäre vielleicht ein bisschen weit orakelt, sollte aber Institutionen Stoff zum Nachdenken liefern, die bei ihrer Strategie zur regionalen Daseinsvorsorge das Land zu schnell aufgeben wollen.

Die „großen“ Gewinner unter den Dörfern, sind Schönberg mit einem Plus von 12 Einwohnern. Aber auch Geestgottberg und Losse konnten zweisstellig zulegen.

Wahrenberg ist aus doppeltem Grund bemerkenswert. Nachdem es 2016 noch ein Plus von drei Einwohnern zu verbuchen gab, verließen 2017 gleich 23 Einwohner das Storchendorf an der Elbe. Mit nur zwei Geburten widerlegten der 300-Seelen-Ort zumindest für dieses Mal außerdem die Mär, dass Meister Adebar den Nachwuchs bringt.

Wie begrenzt die Möglichkeiten von Kommunalpolitik und Verwaltung zum Gegensteuern sind, erklärte Verbandsgemeindebürgrmeister Rüdiger Kloth auf Nachfrage der Volksstimme zum Beispiel mit Blick auf die Lücken bei der Ärzteversorgung oder auf die begrenzte Mobilität mit dem Öffentlichen Personennahverkehr, der sich inzwischen quasi nur auf die Schülertransporte reduziert.

Abgesehen von Ruhe und Natur will Kloth künftig mehr mit Kinder- beziehungsweise Familienfreundlichkeit für die Region werben. Denn die Abdeckung der Verbandsgemeinde mit zehn sehr gut ausgelasteten Kitas und zwei Grundschulen sei etwas besonderes und trage erheblich zur Lebensqualität von jungen leuten bei. Eine Überzeugung, in der auch beim Rückerertag im Landratsamt Stendal bestärkt wurde.