1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Eine Katzenmutti im Kälberstall

Tierfreundin Eine Katzenmutti im Kälberstall

In der Agrargenossenschaft Bertkow kümmert sich Viola Dierlinger um Kälbchen. Ist Luft, wendet sie sich auch den Katzen des Geländes zu.

Von Karina Hoppe 29.07.2016, 18:00

Bertkow l Gerade ging wieder eine Katze weg. Ein Lehrling aus Eichstedt hatte seinen letzten Tag in der Agrargenossenschaft Bertkow, als Andenken quasi nahm er sich eine Katze mit. Aber auch die anderen beiden Jungtiere sind bereits an den Mann oder die Frau gebracht. „Dieses Jahr hätte ich mehr weggeben können, als wir hatten“, sagt Viola Dierlinger. Aber erfahrungsgemäß kommen ja noch zwei Würfe. Zwei Katzen, vier Würfe pro Jahr, so geht die Rechnung meistens auf.

Natürlich, Viola Dierlinger ist tierlieb. Sonst hätte sie sich ihren Beruf nicht ausgesucht. Die Goldbeckerin lernte „Zootechniker Mechanisator“ in Billberge, „so hieß das damals“. Gleich nach der Lehre im Jahr 1983 heuerte sie in Bertkow an, seitdem ist sie dort. So lange an einem Arbeitsplatz, „das ist heutzutage sicher eher ungewöhnlich“. Arbeitete Viola Dierlinger zunächst als Melkerin, wurde sie nach der Wende zur „Kälberfrau“. Geburtenkontrolle, Aufzucht: „Bis die Kälbchen abgesetzt sind, kümmere ich mich um sie.“ Die männlichen Tiere werden verkauft, die weiblichen bleiben in Bertkow.

So lange Viola Dierlinger in der Agrargenossenschaft arbeitet, gibt es dort auch Katzen. Irgendwann nahm sie sich ihrer an. „Vielleicht, weil ich der Muttityp bin.“ Aber das Kümmern hat auch einen ersthaften Hintergrund: Sind die Katzen nicht zahm, lassen sie sich nicht vermitteln. Um dies mit so wenig wie möglich Aufwand hinzubekommen, wendet Viola Dierlinger einen kleinen Trick an. Sie bringt die Katzen dazu, in ihrer Kälberküche zu jungen. Dafür schreibt sie sich den Termin auf, wann die Miezen rollig sind und rechnet 63 bis 64 Tage dazu. An diesen Daten ist Viola Dierlinger auf der Hut – und sperrt die Katzen nach dem Füttern in die Kälberküche ein. Damit ist die Hälfte der Ernte schon eingefahren, denn die Katzen werden neben der Arbeit automatisch ein bisschen mitbetuddelt. „Wenn sie draußen irgendwo im Stroh jungen, müsste ich sie erst suchen, das wäre zu aufwendig.“ Auf die bewährte Weise hat Viola Dierlinger den Überblick, genau wie bei ihren Kälbchen.

Und nach acht, neun Wochen gehen die Katzen weg. Die nähere Umgebung ist schon gut versorgt, „in Schwechten sind allein fünf“. Viele natürlich auch in Goldbeck, Bertkow, aber es traten auch welche die Reise nach Walsrode, Magdeburg oder aktuell nach Groningen an. „Es hat sich mittlerweile herumgesprochen.“ Viola Dierlinger wundert sich jedenfalls nicht mehr über Anrufe von Unbekannt.

Die Mutterkatzen aktuell sind schwarz-weiß gefleckt, so auch der Nachwuchs. Sogar ein quasi reinweiße Mieze konnte Viola Dierlinger auf Wunsch einmal vermitteln. Es sind aber auch immer mal Schwarzweiße oder „Rotfüchse“ dabei. Je nachdem, welcher Kater zum Zuge kam. Auf dem Gelände selbst halten sich welche auf, aber auch aus dem Dorf gibt‘s hin und wieder Besuch.

Die Katzen halten das Gelände von Mäusen frei. Es kam vor, dass Viola Dierlinger morgens acht tote Mäuse präsentiert bekam. „Das ist echt ein Anblick.“ Neben Mäusen fressen die Katzen aber vor allem Trockenfutter. „Wenn sie klein sind, gibt‘s auch mal ne Dose.“ Und wenn Viola Dierlinger zu Hause ist, schnurren ihr die nächsten Katzen entgegen. Zwei an der Zahl, aufgewachsen in der Agrargenossenschaft Bertkow.