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Tourismus Arneburg-Goldbeck scheut Zweckverband

Der neue Tourismus-Zweckverband floppt in Arneburg-Goldbeck. Fünf der acht Mitgliedskommunen traten bisher nicht ein.

Von Karina Hoppe 02.11.2018, 14:54

Arneburg-Goldbeck l Am Dienstag erst stimmte der Gemeinderat Hassel gegen einen Beitritt, am Vortag hatte der Goldbecker sich zu einem Aufschub seines Beschlusses durchgerungen – der neue touristische Zweckverband, der am 1. Januar gegründet werden soll, hat‘s unterm Strich schwer in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck. Fünf der acht Mitgliedsgemeinden votierten bereits gegen den Beitritt: Werben, Iden, Rochau, Eich­stedt und Hassel. Goldbeck und Hohenberg-Krusemark haben noch Klärungsbedarf. Nur Arneburg sagte am Dienstag einstimmig und vollumfänglich Ja. In dem Sinne, dass Bürgermeister Lothar Riedinger die Stadt selbst in der Verbandsversammlung vertritt. Das bietet ansonsten auch Verbandsgemeindebürgermeister René Schernikau an.

Schernikau bedauert das bisherige Quorum. Bei allem Verständnis dafür, dass nach Konkurs des Vorgänger-Verbands Misstrauen herrscht, es noch offene Fragen gibt, plädiert er für den Beitritt. „Wir können dabei nur gewinnen. Und zwar gerade unsere Region.“ Die beiden Landkreise hätten sich ein wirklich gutes Konzept überlegt. Und wenn Arneburg-Goldbeck, das touristisch viel zu bieten hat, aber eben nicht Stendal oder Tangermünde ist, eine Stimme haben möchte, „müssen wir beitreten“.

Das bekräftigt auf Nachfrage auch der Landkreis: Gemeinden, die nicht beitreten, verpassen „die Möglichkeit, bei der Erarbeitung zukünftiger Strategien mitzuwirken. Sie haben keinen eigenen Vertreter in der Verbandsversammlung, der beinflussen könnte, in welcher Form sich die Gemeinde darstellen möchte.“ Flyer und andere Marketingmaßnahmen als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit würden insbesondere den Mitgliedsgemeinden zur Verfügung gestellt.

Dass Rochau und Eichstedt nicht beitreten, meinetwegen. Aber dass die Hansestadt Werben nach einstimmigem Beschluss nicht mitmacht, stieß in diversen Gremien der Verbandsgemeinde auf Verwunderung. Werben mit seiner schnuckeligen Altstadt, den vielen diversen Veranstaltungen und der Lage – genau wie Arneburg – direkt am Elberadweg. Das Werbener Gremium um Bürgermeister Bernd Schulze aber sah es auch angesichts der klammen Haushaltslage pragmatisch: Die 600 Euro, die die Mitgliedschaft der kleine Hansestadt jährlich kosten würde, möchte sie – verkürzt gesagt – lieber direkt ins Elbtor stecken. Im Ratssaal sorgte unter anderem die Kunde von geplanten fünf Vollzeitstellen im Zweckverband für Unmut.

In dieser Frage, auch angesichts erwartet hoher Eingruppierungen der Beschäftigten, sprang am Montag Goldbecks Ratsmitglied Jürgen Geidies in die Bresche. „Wenn man nicht ordentlich bezahlt, bekommt man auch keine ordentlichen Leute.“ Geidies hätte früher schon gesagt: „Wir zerreden uns gegenseitig“. Von organisierter Werbung könne die Altmark nur profitieren. Allerdings müsste es laut Geidies eine Berichtspflicht geben, womit er reihum Kopfnicken auslöste. Und zur Not könne man ja austreten. Oder? Da dies gar nicht so einfach zu sein scheint, ließ der Goldbecker Rat am Montag nochmal von einer Entscheidung ab.

Tatsächlich bedarf es für das Ausscheiden eines Mitglieds einer Satzungsänderung, wie der Landkreis informiert. Wenn ein Mitglied kündigt, beschäftigt sich die Vollversammlung damit. Die Satzungsänderung mit angepasstem Mitgliederverzeichnis müsse dann beim Landesverwaltungsamt zur Genehmigung eingereicht werden. „Nach erfolgter Genehmigung ist die Satzungsänderung im Bekanntmachungsorgan der Kommunalaufsicht zu veröffentlichen. Einen Tag nach Veröffentlichung tritt die Satzungsänderung (und somit das Ausscheiden des kündigenden Mitgliedes) in Kraft.“ Grundsätzlich würde aber eine „dauerhafte interkommunale Zusammenarbeit angestrebt“.

Die Gemeinde Hohenberg-Krusemark erbittet für die nächste Ratssitzung einen Gast, der sich mit dem Ganzen auskennt. „Unsere Radwege sind alle kaputt“, sagt Bürgermeister Dirk Kautz. „Der Verband investiert ja aber nicht.“ Auch jetzt würden die großen Städte im Gerede sein, „und die Kleinen fallen hinten runter“.

Im Vorgänger-Tourismusverband waren von Arneburg-Goldbeck nur Werben und Arneburg vertreten.