1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Fischen für den Naturschutz

Unter Strom Fischen für den Naturschutz

Wenn die Hohe Garbe bei Wanzer wieder Auwald werden will, muss die Elbe regelmäßig Zugang zu dem Naturschutzgebiet bekommen.

Von Ralf Franke 09.10.2018, 20:00

Wanzer l Mit Unterstützung des Bundes wollen der Trägerverbund Burg Lenzen, der BUND und einige anderer Partner den Auwald in der Hohen Garbe wieder zum Leben erwecken. Nicht nur um des Naturschutz willens, sondern weil es auch um Ökosystemleistungen geht. Unter Ökosystemleistungen verstehen die Fachleute Leistungen, die die intakte Natur für den Menschen erbringt, ohne dafür eine Rechnung zu stellen. Das tangiert perspektivisch die Holzproduktion zur Energieversorgung oder die Bauwirtschaft ebenso wie die Trinkwasserbereitstellung, saubere Luft, Tourismus sowie Erholung, die Fischerei, die Gewinnung von medizinischen Rohstoffen oder von Nahrungsmitteln, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und ganz wichtig: Es geht um Überschwemmungsgebiete und damit um praktischen Hochwasserschutz an der Elbe.

Wenn Dieter Leupold, zuständiger Projektkoordinator beim Trägerverbund Burg Lenzen, über das Projekt spricht, das immerhin rund 400 Hektar betrifft und in dem der BUND im Rahmen eines Flurneuordnungsverfahrens über seine Stiftung viele Flächen aufkauft, spielen Landwirte eine wichtige Rolle. Denn neben Auenwaldstücken, für die es schon erste Pflanzaktionen gegeben hat (wir berichteten), wird es nach wie vor viele freie Flächen geben, die bewirtschaftet und so vor einer Verbuschung bewahrt werden müssen.

Auch Angler sollen von dem Projekt nachhaltig profitieren. Nicht direkt an einem der Dutzend kleinen und großen Teiche, weil im Naturschtzgebiet das Fischen ohnehin verboten ist, aber indirekt. Denn die Auengewässer sind sozusagen die Kinderstuben von Hecht, Karpfen & Co.

Voraussetzung ist, dass die Gewässer ab einem bestimmten Fluss-Pegel möglichst regelmäßig durchflossen werden und Anbindung an den benachbarten Strom bekommen. Um der Natur auf die Sprünge zu helfen, sollen dazu an passenden Stellen Gräben an- oder Rohre verlegt werden. Zur Planung des Projekts gehört auch, den Fischbesatz der Auengewässer auf Artenvielfalt, Größe und jahreszeitlichen Wechsel zu testen. Nach Kontrolle im Mai war es dieser Tage wieder so weit. Wissenschaftler vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) durchkämmten mit ihrer elektrischen Angel die Gewässer, die dem heißen und trockenem Sommer getrotzt hatten.

Der Stromstoß (200 Volt) reicht zwei bis drei Meter weit, genügt aber, um den Besatz hochzurechnen. Aber auch so hatten Steffen Bader und seine IGB-Kollegen genug Fische quasi im Akkord zu bestimmen und zu vermessen.

Genaue Ergebnisse von der Herbstbefischung für eine statistische Bewertung liegen noch nicht vor. Aber im Mai gingen fast 7000 kleine und große Schuppentiere durch ihre fachkundigen Hände, um dann meist unversehrt ins Wasser zurückgesetzt zu werden. Moderlieschen, Bleie und Steinbeißer führten die Liste damals an. Aber auch Karpfen, Hechte oder Aale wurden kurzzeitig angelandet.

Wichtigste Erkenntnis bislang: Unterschiedliche Wasserstände sorgen für unterschiedliche Lebensräume. Und regelmäßig durchströmte Gewässer verfügen über die höhere Artenvielfalt.