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Auf dem Werbener Biedermeier-Christmarkt verzaubert eine Bühne aus Papier Jung und Alt Zeitreise ins Theater des 19. Jahrhunderts

Von Susanne Bohlander 03.12.2011, 04:25

Zurück in die Biedermeier-Zeit: Der Werbener Christmarkt soll am dritten Advent-Wochenende wieder einen besonderen Weihnachtszauber entfachen. Auch ein Theater wird sich dieser Zeit anpassen.

Werben l Wenn beim Biedermeier-Christmarkt in Werben am 10.und 11. Dezember wieder Kerzen und Petroleumlampen das Markttreiben an der Kirche erleuchten, wartet auf die Besucher diesmal eine besondere Attraktion. Passend zum historischen Ambiente des Werbener Marktes ist am 3.Advent das Figurentheater Liselotte mit einer Märchen-Inszenierung zu Gast. Bei diesem Theater spielen nicht Menschen, sondern Figuren aus kolorierter Pappe die Hauptrolle. Sie bewegen sich, unsichtbar für den Zuschauer an Stöcken befestigt, über eine Bühne, die etwa so groß ist wie ein Kasperletheater und mit original nachgedruckten Bühnenbildern des 19. Jahrhunderts ausgestattet ist.

Erzählt und inszeniert wird das Theaterstück von den beiden Zwillingsbrüdern Carsten und Nils Niemann, die das Figurentheater Liselotte in Berlin gegründet haben. "Diese Form des Theaters ist eine faszinierende Möglichkeit, mit wenig Mitteln große Stücke aufzuführen", sagt Carsten Niemann. Die Brüder, beide Musikwissenschaftler, arbeiten auch für das "Menschentheater" und inszenieren Theaterstücke sowie Opern. Durch die Beschäftigung mit barocker Theatertechnik und Inszenierungskunst entdeckten sie das Papiertheater des 19. Jahrhunderts, "ein Lieblingsspielzeug der bürgerlichen Wohnstuben", so Carsten Niemann. Papier-Figurentheater wurden zur Zeit des Biedermeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden und waren damals sehr populär. Denn Bühne und Figuren konnten mit einfachen Mitteln selbst hergestellt werden. Die damals neu erfundene Technik der Lithografie ermöglichte es, ganze Bühnenbilder, Kulissen und Figuren berühmter Inszenierungen originalgetreu nachzudrucken. Was man auf den großen Bühnen gesehen hatte, konnte damit auf der Papierbühne im privaten Salon authentisch nachgespielt werden. Das unterhielt zur Biedermeierzeit nicht nur die Erwachsenen, sondern sollte auch die Kinder erfreuen und gleichzeitig ihrer Bildung nützlich sein. Diese vergessene Theaterkunst wird jetzt in Deutschland wiederentdeckt. Die traditionellen Bühnenbilder aus jener Zeit werden neu aufgelegt, und es gibt bereits ganze Papiertheater-Festivals.

"Das Papiertheater ist ein Medium, in dem der Zauber der Guckkastenbühne noch ungebrochen fortlebt", erklären die Brüder Niemann den Reiz dieser besonderen Aufführungstechnik. In Werben zaubert das Figurentheater Liselotte das Märchen vom Kalif Storch auf die Papierbühne. Die Geschichte vom Großwesir und dem Kalifen, die sich in zwei Störche verwandeln und dann das Zauberwort vergessen, war zur Biedermeierzeit sehr beliebt. In die Elbestadt Werben, wo im Sommer auf vielen Dächern die Störche klappern, dürfte dieses Märchen gut passen. "Wir sind sehr gespannt auf diesen historischen Ort. Solchen Städten, wo Geschichte wiederentdeckt und neu belebt wird, fühlen wir uns sehr verbunden", sagt Carsten Niemann.

Das Märchen vom Kalif Storch ist auf dem Christmarkt am Sonntag, 11. Dezember, zu erleben. Es gibt zwei Vorstellungen, um 12 Uhr und um 16 Uhr. Ort des Theatergeschehens ist Marktplatz 17, bei Familie Eifrig im alten Speichergebäude.