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70. Geburtstag Ein Leben für die Musik

Hermann Horenburg aus Salzwedel feiert heute seinen 70. Geburtstag und seine 50-jährige Tätigkeit als Chorleiter.

Von Arno Zähringer 07.09.2017, 01:01

Salzwedel l Wenn er von der Musik spricht, dann ist damit immer Leidenschaft verbunden. Vor allem die Chormusik hat es Hermann Horenburg angetan, der am Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert. Und seit 50 Jahren dirigiert er Sängerinnen und Sänger und hat durch sein Engagement das Chorwesen in der Altmark entscheidend mitgeprägt. Auch in seiner Eigenschaft als Kreischorleiter des Sängerkreises Heide-Drömling. Dafür ist er im April mit der goldenen Ehrennadel und einer Ehrenurkunde des Landeschorverbandes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden.

Doch die zahlreichen Proben, Konzerte, Tourneen und die vielen Fahrten im Zuge des Ehrenamts haben Spuren hinterlassen. Sein Körper zeigte ihm die gelbe Karte und machte damit deutlich: „Hermann, Du musst kürzertreten.“ Ein Ratschlag, den Hermann Horenburg beherzigte. Zum Ende des Jahres tritt er nach zehnjähriger Tätigkeit als Kreischorleiter zurück. Endgültig. In der Vergangenheit hatte er auch das Dirigat des Kuhfelder Männerchores und der Harmonie abgegeben.

Trotzdem ist Horenburg musikalisch nicht in Rente gegangen, denn er dirigiert immer noch den Salzwedeler Frauenchor und das Ensemble Zaunkönige. „Und das macht mir immer noch viel Spaß.“ Doch wie lange er das noch macht oder besser gesagt machen kann, das lässt Horenburg im Gespräch mit der Volksstimme offen. Mit Blick auf seinen Gesundheitszustand sagt er: „Ich entscheide das von Jahr zu Jahr.“

Bereits als Student leitete er in Berlin einen Männerchor. Das Engagement mit Kindern stand aber im Vordergrund, denn „schließlich war ich Lehrer“. In Salzwedel am Käthe-Kollwitz-, später am Jahngymnasium für Musik und Geschichte. Bislang hat Horenburg etwa zehn Gruppen geleitet und 1985 mit seiner Frau Anke den Salzwedeler Kinder- und Jugendchor gegründet.

Während seiner 50-jährigen Dirigententätigkeit hat Horenburg viele Veränderungen in der Chorlandschaft erlebt. „Früher haben mehr junge Männer gesungen, heute scheint das offenbar nicht männlich genug zu sein.“ Eine gewisse Schuld an dieser Entwicklung hätten die Vereine allerdings auch. „Es liegt auch am Repertoire eines Chores. Manche öffnen sich einfach nicht gegenüber der populären Musik. Ich sage immer: Querbeet ist gut.“

Früher seien die Menschen auch eher bereit gewesen, sich anzustrengen, denn beim Singen handelt es sich um eine „hochwertige geistige Tätigkeit“. Zudem sei sie nicht nur körperlich anstrengend, sondern Teamfähigkeit sei auch gefragt. „Es geht um das Miteinander- und nicht Gegeneinandersingen.“ Das Singen biete aber gerade auch im Alter die Möglichkeit, das Alleinsein zu bekämpfen.

Da ist sie wieder, die Leidenschaft, wenn Horenburg von der Musik und dem Chorgesang spricht. Er tut dies auf eine Art und Weise, die sein Gegenüber fast dazu bringt, einen Aufnahmeantrag für den Chor zu unterschreiben. Doch der Chorleiter will nicht überreden, sondern überzeugen, dass der Gesang verbindet. Interessenten müssen keine Noten lesen können, auch wenn Horenburg diese an die Sängerinnen und Sänger verteilt. Sie sollen lediglich als Orientierungshilfe dienen.

Tiefen, ja, die hat es in 50 Jahren als Chorleiter natürlich auch gegeben. „Aber es waren nicht viele.“ Die positiven Erlebnissen überwogen: So etwa die Konzertreisen, die unter anderem nach Holland, Lettland, Frankreich, Spanien, Ecuador oder die USA führten. Oder die Preise, die Horenburg mit seinen Chören bei sogenannten Leistungsvergleichen gewinnen konnte.

Aktuell freut er sich darüber, dass das Ensemble Zaunkönige mehr und mehr von außerhalb gebucht wird. So stehen in naher Zukunft Auftritte in Brandenburg und Potsdam auf dem Programm. Einen jährlich wiederkehrenden Höhepunkt stelle das Weihnachtskonzert dar, „das viel Freude macht“.

Am Sonnabend, 9. September, wird Hermann Horenburg um 16 Uhr in der Marienkirche (Eintritt frei) im Mittelpunkt stehen. Dabei „will ich nicht zu viel Brimborium.“ Trotzdem: Der Frauenchor und die Zaunkönige präsentieren nicht nur der Bevölkerung, sondern eben auch ihrem Chorleiter ein musikalisches Überraschungsei. Zwar dirigiert er beide Gruppen, die Stücke singen werden, die er sich gewünscht hat, mehr wisse er mit Blick auf das Programm nicht. Mitwirkende werden vermutlich auch seine beiden Töchter Julia (Geigerin) und Anne (Keyboard) sowie Kantor Roland J. Dyck sein.