Altmarkkreis Corona-Daten via WhatsApp verschickt
Verstoß gegen Datenschutz: Im Altmarkkreis wurden Daten einer Corona-Diagnose weitergegeben. Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft.
Altmarkkreis l „Bei dem Vorfall handelt es sich nicht um ein Datenleck in der Leitstelle“, heißt es vom Altmarkkreis auf Anfrage. Damit scheint klar: Die persönlichen Daten eines Paares aus Jübar sind fahrlässig oder vorsätzlich im Internet gelandet. Die Folge war ein massiver Shitstorm.
Zum Hintergrund: Im März 2020 bekam eine Frau aus Jübar die niederschmetternde Nachricht, dass ihr Corona-Test positiv ausgefallen war. Und darüber wurden Feuerwehren und Rettungsdienste über einen Pieper, ein kleines Alarmgerät, informiert – inklusive vollständigem Namen und Adresse. Und „augenscheinlich hat jemand den Text abfotografiert und über den Messanger WhatsApp verbreitert“, erklärt Kreissprecherin Birgit Eurich: „Dies ist ein eklatanter Verstoß gegen das Datenschutzgesetz.“
Für das Paar aus Jübar wurde daraus ein Spießrutenlauf. „Es war extrem, was da an Kommentaren auf uns niederprasselte“, sagte der Mann aus Jübar kurz nach dem Vorfall der Volksstimme. Denn dass zwei Arztpraxen in Rohrberg und Beetzendorf schließen mussten, in denen sie vorstellig waren, wurde dem Paar angelastet. „Die Unterstellung hat uns, ebenso wie die Diagnose, ganz schön mitgenommen“, erzählte der Jübarer damals weiter. Dabei seien sie nie leichtfertig mit der Diagnose umgegangen. „Wir haben vorher in den Praxen angerufen, die Symptome geschildert.“ Die Ärztin aus Beetzendorf sagte später: „Es ist unser ganz persönliches Risiko, wenn wir Kranken helfen wollen.“
Der Mann aus Jübar erstattete nach dem Vorfall eine Strafanzeige bei der Polizei im Altmarkkreis. Daraufhin nahm die Kriminalpolizei in Salzwedel die Ermittlungen auf. Im Ergebnis hätten die Beamten drei Männer ermitteln können. Der Erste habe das Foto vom Pieper gemacht, und zwei weitere hätten die Daten verschickt, heißt es aus dem Revier. Damit ging der Fall an die Staatsanwaltschaft Stendal.
„Es sind Verfahren gegen zwei Beschuldigte anhängig“, bestätigt Staatsanwalt Thomas Kramer im Gespräch. Beide seien Kameraden der Feuerwehr. Die Person, die das Foto schoss, konnte hingegen bisher nicht ermittelt werden. Das Verfahren sei kurz vor dem Abschluss, so dass die Beschuldigten wohl bald mit Post von der Justiz rechen dürfen.
Nach dem Vorfall habe die Leitstelle den Landesdatenschutzbeauftragten informiert, so Birgit Eurich: „Primär ist seitens der Integrierten Leitstelle für den Brand- und Katastrophenschutz und Rettungsdienst des Landkreises Stendal und des Altmarkkreis Salzwedel (ILS Altmark) nachweisbar, dass die Alarmmeldung an den Meldeempfänger der zuständigen Rettungswache versendet wurde.“ Ein Verschulden der Mitarbeiter des ILS Altmark sei nicht erkennbar. Damit liegt auch aus Sicht des Kreises der Ball bei der Feuerwehr.
Der Altmarkkreis versichert, dass künftig in Sachen Datenschutz nachgebessert werden soll. So sei wohl schon vor dem Vorfall ein Großprojekt zwischen den beiden altmärkischen Landkreisen zur Erneuerung des digitalen Alarmierungsnetzes in Auftrag gegeben worden. „Verbunden mit einer Verschlüsselung der Alarmierung für den Rettungsdienst.“ Ende 2020 soll alles abgeschlossen sein.
Nach dem Vorfall richtete das Paar aus Jübar auch Kritik in Richtung Landrat. Während der damaligen Einweihung des Fieberzentrums in Salzwedel hatte Michael Ziche darüber informiert, dass das Paar besagte Hausarztpraxen aufsuchte und die Ärzte danach in Quarantäne mussten.
Nun teilt der Altmarkkreis dazu mit, dass der Landrat telefonisch und via Mail mit den Betroffenen in Kontakt stehe. „Er hat sowohl sein Bedauern über den Vorfall ausgedrückt als auch richtig gestellt, dass vom Landkreis weder Namen noch andere Daten der Betroffenen übermittelt wurden und werden“, heißt es dazu aus der Kreisverwaltung in Salzwedel abschließend.