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Ausstellung Aus dem Magazin ins Rampenlicht

Im Danneilmuseum Salzwedel wird eine Schau mit mittelalterlicher Kunst vorbereitet. Rund 75 Stücke werden ab 2. September präsentiert.

Von Antje Mewes 10.08.2016, 12:47

Salzwedel l Was hat er wohl zu bedeuten, der Narrenkopf, den ein unbekannter Künstler auf die Rückseite einer Heiligenfigur geritzt hat? Die Skulptur zierte einst den Altar in der Mehmker Kirche. Inzwischen gehört sie seit vielen Jahren zur Sammlung des Salzwedeler Danneilmuseums. Und der kleine Narrenkopf kommt ganz groß raus. Er ist Bestandteil des Namens einer Ausstellung, die am 2. September eröffnet wird – „Narrenkopf und thronende Madonna“. Es sind mehrere Madonnen, geschnitzte Zeugnisse sakraler Kunst, die in dieser Konzentration nur selten gezeigt werden können. Und auch der stilisierte Narrenkopf ist nicht der einzige Namensgeber. Eine Rarität aus Bronze, zeigt ebenfalls das Antlitz eines Schalks.

Diese und viele weitere wertvolle Stücke, wie Kleinplastiken, Glasmalereien aus Kirchenfenstern, Kruzifixfragmente, ein gesticktes Kaselkreuz, Tonfiguren und Alltagskultur wie ein Schlüsselhalter werden zu sehen sein, informierte Museumsleiter Ulrich Kalmbach auf Volksstimme-Anfrage. Auch ein geschnitzter Bischof, der einst einen Fachwerkbalken am Gebäude des heutigen Propstei-Kindergartens zierte, gehört dazu. „Eine derartige Zusammenstellung mittelalterlicher Thronmadonnen ist in dieser Komplexität ein Novum“, berichtet er. Die Stücke werden sonst im Magazin aufbewahrt. Zur Dauerausstellung gehören nur die bekanntesten, wie Salzwedeler Madonna.

Die Ausstellungsbesucher werden auch einen Rekon- struktionsversuch mit Halbfiguren vom Altar der Kirche in Mehmke zu sehen bekommen. „Wir versuchen die Figuren in kleinen Schreinen in der Art und Weise zu inszenieren, wie es am Altar gewesen sein könnte“, erklärt er.

Die Ausstellung ist der krönende Abschluss eines im vergangenen Jahr begonnenen Forschungsprojektes. Es beinhaltete eine Konservierung und Restaurierung der geschnitzten Skulpturen. Zudem sind die Kunstwerke vom Kunsthistoriker Peter Knüvener wissenschaftlich bearbeitet und dokumentiert worden. Dabei wurde deutlich, dass die Plastiken zu früheren Zeiten mit einem hochtoxischen Stoff gegen Holzwürmer behandelt worden waren, was eine aufwändige Entgiftung nach sich zog. Bei den Ausstellungsstücken sind die konservatorischen Maßnahmen abgeschlossen, berichtet der Museumsleiter. In der nächsten Woche soll der Aufbau beginnen und auch die ersten Banner und Plakate sind gedruckt.

Die Sammlung des Danneilmuseums geht auf den 1836 gegründeten Altmärkischen Verein für vaterländische Geschichte zurück. Dem Vereins-Mitbegründer Johann Friedrich Danneil verdankt das Museum seinen Namen und den Grundstock der heutigen Museumssammlung sakraler Kunst. Denn Danneil wirkte im 19. Jahrhundert daraufhin die Kunstwerke aus den Dorfkirchen zu retten. Einige sind zudem Dauerleihgaben oder Übernahmen aus anderen Museen. Und so weist die Exposition mittelalterliche Plastik aus Dorfkirchen oder andere passende Fundstücke aus der ganzen Altmark auf. Sie ist in mehrere chronologische und thematische Bereiche gegliedert und spannt einen Bogen von der Romanik bis zum Spätmittelalter.

Gesponsert wird die Ausstellung, wie auch das Forschungsprojekt, von der Sparkassenstiftung und der Sparkasse Altmark-West. In der ersten Phase war auch das Land finanziell beteiligt. Und der Landkreis als Träger des Museums trägt ebenfalls zur Finanzierung bei.

Im Museum und im Buchhandel ist ein hochwertiger Sammlungskatalog erhältlich. Die Kunstwerke sind zudem Bestandteil der Homepage museumdigital.