Tag des Bieres Bier aus der Altmark: Comedian Ingmar Stadelmann kostet sich durch
Bier und Altmark – da passt was zusammen. Doch wie kommen die regionalen Hopfengetränke eigentlich an? Die Volksstimme will es wissen und hat dem gebürtigen Salzwedeler und Wahl-Berliner Ingmar Stadelmann einige regionale Sorten zum Probieren geschickt.

Salzwedel - Seit Corona uns Live-Künstlern das Leben schwer macht, bin ich Bier-Trinker. Wobei ich ja nicht Bier dazu sage, sondern Pandemie-Brause. Manchmal denk ich darüber nach, ob das schon der erste Schritt zur Verweigerung eines Alkohol-Problems ist. Aber dann bring ich Pfandflaschen weg und stelle am Automaten fest: Es waren sieben Bierdosen in zwei Monaten. Das fällt also höchstens unter Micro-Dosing. Den Schnitt werde ich diesen Monat allerdings reißen, denn die Freunde von der Volksstimme haben mich mit feinstem Stoff aus der Altmark versorgt. Kombiniert mit der Bitte, es zu genießen und dann zu erklären, welches Bier mir wie gut gefallen hat. Auch ne neue Situation.
Fünf verschiedene Biere hab ich hier auf dem Tisch, und damit das Ergebnis auch wirklich repräsentativ ist, hab ich einen meiner ältesten Kumpels zu mir auf die Terrasse eingeladen mit der WhatsApp: „Komm Mittwoch 17 Uhr rum - professionell Bier trinken!“ Wie jeder gute Freund stellt er keinerlei Fragen, sondern steht einfach pünktlich 17 Uhr vor der Tür. Natürlich mit Bier. Mein Fehler. Die Infos in der Nachricht waren diesbezüglich mangelhaft.
Wir beschließen, mit dem kleinsten Fläschchen anzufangen. Auf der Flasche steht formschön „Garley“, was ungefähr so klingt, als würde man versuchen, „Gardelegen“ zu sagen, nachdem man mehrere dieser Fläschchen hatte. Während wir am Bier nippen, lernen wir: „Garley“ ist der älteste bestehende Bier-Markenname der Welt! Nimm das, Coca-Cola!
Wir trinken weiter und stellen relativ schnell fest, dass es albern ist, Bier zu testen, als wäre man ein Wein-Fachmann. Unter der Nase kreisen...gegens Licht halten... „vollmundig im Abgang!“ säuseln. Alles Blödsinn. Das „Garley“ macht genau, was es soll: erfrischt und gute Laune. Da es kohlensäuretechnisch ungefähr auf „Hab das Sprudel draußen stehen lassen“-Level ist, kann man es ganz entspannt wegsüffeln.
Kleines Fläschchen
Womit wir auch schon beim größten Problem des „Garleys“ sind: Die Fläschchen! Was zur Hölle ist das für ne Biergröße? Was soll mir das sagen? „Wir wollen, dass du weißt, wie es schmeckt, aber nicht, dass du glücklich wirst!“? Also Fazit: „Garley“ immer im Rudel kaufen!
Das zweite Bier wurde dann etwas kontroverser diskutiert. Das Elbe-Havel Pils 1814 hell fühlte sich an wie eine Folge Podcast Lanz-Precht: Irgendwie will man mehr, aber manchmal war’s doch arg bitter. Generell staunt der Bier-Laie, wie unterschiedlich das im Prinzip selbe Getränk sein kann. Während meinem Kumpel ein euphorisches „Das ist ein Bier!“ entfuhr, hatte ein sensibler Künstler-Gaumen wie meiner mit der herben Note doch eher zu kämpfen. Für mich also ein Bier für den speziellen Anlass.
Ähnlich ging es mir auch mit der anderen Variante: Das Elbe-Havel Märzen war dann etwas süßer und malziger, aber trotzdem gegenüber dem Garley ein sehr viel kräftigeres Bier. Auch hier sagt der Amateur-Trinker: Gern am Grill am Sonntag. Aber nicht täglich.
Das nächste Bier in der Runde ist schon von der Flasche her eine Besonderheit. Denkt man doch für einen kurzen Augenblick, man hält tatsächlich eine Weinflasche in der Hand. Dementsprechend sophisticated kommt man sich beim Trinken vor.
Schönes Bier: Heidi Klum wäre begeistert
Bevor wir über den Geschmack sprechen konnten, staunten wir beide allerdings nicht schlecht darüber, wie schön dieses Bier im Glas aussah. Das Schulzens wäre bei Heidi Klum definitiv ganz weit vorne dabei! Also optisch ist das Bier auf alle Fälle ein Supermodel. Und die Flasche sorgt dafür, dass man sich als Biertrinker nicht mehr wie ein Regionalligist fühlt, sondern wie ein urbaner Bier-Freak, der in der hintersten Ecke des Planeten etwas Besonderes entdeckt hat.
Und so falsch ist das ja auch nicht. Kommt die Braugerste doch aus der Altmark und wird in einer kleinen Familienmälzerei in der Rhön zu Malz verarbeitet und dann zu dem, was es ist: dem Champion unter unserer kleinen Bier-Runde hier! Man kann es gar nicht anders sagen: Dieses Bier hinterlässt so ein Gefühl von Samtigkeit am Gaumen, dass man ganz verträumt die große formschöne Flasche anstaunt und einfach nachkippt.
Ein Fass auf dem Tisch
Zum Schluss steht dann da noch ein Fass neben dem Tisch. Ja, ein Fass. Was auch immer sich die Redaktion der Volksstimme dabei gedacht hat. „Hey, er ist Live-Comedian, wir hatten Pandemie, schick ihm mal ein Fass Bergschloss Bräu! Das kann der vertragen.“ Tatsächlich würde man das Bergschloss aus meiner Heimatstadt Salzwedel im besten Sinne als gewöhnliches Bier beschreiben. Kein großes Spektakel. Aber stabil. Und erfrischend. Und direkt. Ein bisschen wie die Stadt Salzwedel selbst. Ein großes Kompliment.
Damit war das Bergschloss ein krönender Abschluss und ein lecker Finale. Allerdings in seiner Menge dann dafür verantwortlich das ich diesen Artikel hier erst am nächsten Tag fertig schreiben konnte. Halten wir fest: Bei drei Dingen war der Deutsche stets Weltklasse! Autos, Fußball und Bier. Während wir bei Fußball und Autos schwächeln, bleiben wir beim Bier stabil. Auch dank Altmark. Na denn Prost!